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Titelbild: Neue Hoffnung für die S-Bahn nach Velten weckt ein aktuelles Gutachten im Auftrag der Ofenstadt im Berliner Norden. Noch bis 1983 fuhren die rot-gelben Züge dorthin, seit dem Mauerbau 1961 nur im Inselbetrieb nach Hennigsdorf. Foto: Gesche (1973)/Sammlung S-Bahn-Museum. |
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Dabei wurde eine sehr sparsame Bauvariante
mit einer Investitionssumme von nur
14 Mio Euro für die 6 km lange Strecke ausgewählt,
so dass der Nutzen-Kosten-Index den
guten Wert von 1,35 erreicht. Das bedeutet,
dass für 1 Euro Investitionskosten 1,35 Euro
volkswirtschaftlicher Nutzen entsteht. Der
Gutachter betonte, dass aber schon geringe
Planungsänderungen, beispielsweise ein
zusätzlicher S-Bahn-Halt in Hohenschöpping
oder eine Verlegung des geplanten
Haltepunkts Hennigsdorf Nord, den guten
Wert deutlich verändern könnten. Deshalb
besteht infrastrukturell wenig Spielraum zu
der gerechneten Variante.
Mischbetrieb auf bestehendem Gleis
Ausgegangen wurde von der Verlängerung
der S 25 im 20-Minuten-Takt von Hennigsdorf
nach Velten mit einer Betriebszeit von
4 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Ermöglicht
werden soll das durch den Bau einer Stromschiene
am bestehenden Gleis der Regionalbahn,
auf dem dann S-Bahn und Diesel-RE6
gemeinsam verkehren. Die fahrplanmäßige
Machbarkeit eines stabilen Mischbetriebs
wurde in Simulationen nachgewiesen.
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Noch fahren Diesel-Regionaltriebwagen zwischen Velten (Foto) und Hennigsdorf, wo Anschluss an die Berliner S-Bahn besteht. Die Region möchte lieber ohne Umsteigen in die S-Bahn nach Berlin steigen. Foto: Florian Müller |
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In Hennigsdorf und Velten müssen die
Bahnsteige nur sehr gering angepasst werden.
Ein neuer Zugang mit Aufzug in Velten
ist nicht vorgesehen. In Hennigsdorf Nord
ist ein S-Bahn-Haltepunkt mit einem Seitenbahnsteig
und einfacher Ausstattung mit
ebenerdigem Zugang geplant, etwa 250
Meter südlich vom Außenring.
Der S-Bahn-Betrieb kann ohne zusätzliche
Fahrzeuge durchgeführt werden, da heute
eine lange Kehrzeit in Hennigsdorf besteht.
Der RE 6 würde wie bisher
stündlich verkehren mit Kopfmachen
in
Hennigsdorf. Die ebenfalls
stündlich fahrende RB 55
würde verkürzt auf den Abschnitt
Kremmen—Velten statt derzeit
Kremmen—Hennigsdorf. Damit
kann ein Triebwagen eingespart
werden. Auch die Buslinie 807
würde angepasst und „effizienter“
werden.
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Gestrichelt dargestellt die geplante Verlängerung der S-Bahn von Hennigsdorf nach Velten. Karte: OSM, Eintragungen: IGEB |
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Das Prüfgleis des Fahrzeugherstellers
Bombardier, das parallel
zur Strecke liegt und bereits mit
Stromschiene und Oberleitung
ausgestattet ist, würde nicht berührt
werden und weiterhin ausschließlich
Bombardier zur Verfügung
stehen.
9000 S-Bahn-Fahrgäste erwartet
Betrachtet für das Jahr 2020 würden
9000 Fahrgäste pro Werktag
die S-Bahn zwischen Hennigsdorf
und Velten nutzen. Es würde
eine Verlagerung vom Individualverkehr
(Auto) zum öffentlichen
Nahverkehr von 640 Fahrten pro Werktag
stattfinden, und es gäbe 130 neue Fahrten
pro Werktag im ÖV (induzierter Neuverkehr).
In den Investitionskosten ist auch ein
neues bzw. Anpassungen im bestehenden
S-Bahn-Unterwerk zur Stromversorgung mit
4 Mio Euro berücksichtigt.
Die Städte Velten und Hennigsdorf wünschen
die S-Bahn-Verlängerung so schnell
wie möglich und überlegen, ob sie selbst
oder der Landkreis Oberhavel einen Teil der
Investitionskosten übernehmen können.
Zum Schluss entscheidet aber das Land
Brandenburg über den Bau und den Betrieb.
Und von dort war bisher vor allem Zurückhaltung
zu spüren, denn Brandenburg setzt
auf die Durchbindung des RE 6 über die
Kremmener Bahn nach Berlin-Gesundbrunnen.
Dieses Projekt ist aber überhaupt nicht
absehbar, zumal die Strecke fast ausschließlich
auf Berliner Gebiet verläuft, das Land
Berlin für seine Bürger aber hauptsächlich
auf die S-Bahn setzt.
Unterschriftensammlung in Velten
In Velten soll nun eine Unterschriftensammlung
für die S-Bahn-Verlängerung stattfinden,
die Mitte Juni 2010 dem Verkehrsminister
in Potsdam übergeben werden soll.
Verkehrsminister Jörg Vogelsänger hat zugesagt,
sich das Gutachten eingehend anzusehen
und die Strecke ggf. in den brandenburgischen
Nahverkehrsplan aufzunehmen.
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1973 wartet ein S-Bahnzug in Velten auf die Abfahrt nach Hennigsdorf. Von 1961 bis 1983 pendelten die S-Bahnen zirka halbstündlich im Inselbetrieb. Foto: Hans Schubert |
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Bereits von 1927 bis 1983 fuhr die S-Bahn
nach Velten, ab dem Mauerbau 1961 als Inselbetrieb
Hennigsdorf—Velten ohne Verbindung
zum restlichen S-Bahn-Netz.
Unterstützung
Der Berliner Fahrgastverband IGEB und der
DBV Berlin-Brandenburg unterstützen die
Veltener und Hennigsdorfer
beim Engagement für die
S-Bahn-Verlängerung nach
Velten. 9000 prognostizierte
Fahrgäste für einen Außenabschnitt
einer S-Bahn
ist kein Wert, der sich verstecken
muss. Auch der
Investitionsaufwand zum
„Schnäppchenpreis“ von 14
Mio Euro ist überschaubar –
schließlich müssen nicht
wie so oft „goldene Schienennägel“
geplant werden.
Gegenüber der nicht absehbaren
„großen Lösung“,
der Weiterführung der
stündlichen RE-6-Züge von
Hennigsdorf nach Gesundbrunnen
(statt Spandau), bietet die S-Bahn im
mittelfristigen Zeitplan viele Vorteile für die
Region. Der Umsteigepunkt für die Verkehre
von Kremmen, Bärenklau usw. wird von Hennigsdorf
nach Velten verlagert, wo bahnsteiggleich
zwischen RB und S-Bahn umgestiegen
werden kann. Velten hat damit einen sauberen
und zuverlässigen 20-Minuten-Takt zu
allen Bahnhöfen der S 25. Diese Attraktivität
ist auch durch einen stündlichen RE-Verkehr
über Außenring—Stettiner Bahn—Gesundbrunnen
nicht zu erreichen.
Im Gegensatz zu anderen S-Bahn-Projekten,
zum Beispiel in Falkensee, befürworten
hier auch die große Mehrheit der Bürger
und die Rathäuser in Velten und Hennigsdorf
die S-Bahn-Verlängerung. Der Region
würde der S-Bahn-Anschluss langfristige
wirtschaftliche Impulse geben. (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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