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Situation Cottbus Hbf mit Bestand (hellgrau), DB-Planung (schwarz), Vorschlag ProTram-Cottbus (dunkelgrau und gepunktet). Karte: OpenStreetMap, Eintragungen: IGEB/Florian Müller |
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Im Dezember 2009 informierte die DB AG die
Cottbuser Stadtverwaltung über Pläne zur
Verlängerung des Bahnhofstunnels im Hauptbahnhof.
Anlass ist die wegen Baufälligkeit
absehbare Schließung des Spreewaldbahn-
Tunnels, der derzeit den einzigen Zugang zum
Bahnhof aus Richtung Norden ermöglicht.
Nach Angaben des Cottbuser Oberbürgermeisters
Frank Szymanski will die Deutsche
Bahn 100 Millionen Euro investieren. Nachfragen
ergaben, dass mit dieser Summe außer
der Tunnelverlängerung eine Erhöhung aller
Bahnsteige auf 55 cm, die Herstellung von
Barrierefreiheit und die Installation von Wetterschutz-
Unterständen auf den bisher nicht
überdachten Bahnsteigen realisiert werden
sollen. Als Bauzeit werden die Jahre 2012 bis
2014 angegeben.
Ohne Frage: Dies sind alles sehr sinnvolle
und lange überfällige Maßnahmen. ProTram-
Cottbus fragt sich allerdings, ob die geplanten
Maßnahmen den Zielvorstellungen vom Cottbuser
Bahnhof gerecht werden, wobei nicht
bekannt ist, ob eine langfristige Bahnhofskonzeption,
zum Beispiel für 2020, überhaupt
vorliegt.
Wie müsste der Cottbuser Bahnhof in
Zukunft aussehen?
Der Cottbuser Hauptbahnhof sollte über folgende
Eigenschaften verfügen:
- Die Zweiteilung des Bahnhofs in einen
nördlichen und einen südlichen Teil als Folge
der 1978 nicht abgeschlossenen Umverlagerung
des Bahnhofsgebäudes von der
Mittel- in eine Randlage müsste überwunden
werden, um die damit verbundenen
langen Wege und unnötig lange Tunnel zu
vermeiden. Gleichzeitig würde damit mehr
Raum für den Güterbahnhof geschaffen
werden, dessen herausragende Bedeutung
(bis 1990) infolge der Ölpreissteigerung sicherlich
wieder hergestellt werden kann.
- Die Anbindung des Bahnhofs an den Cottbuser
ÖPNV muss erheblich verbessert
werden. Es ist zu erwarten, dass die von
der Stadtverwaltung geplante Tram-Wendeschleife
am Bahnhof wegen der damit
verbundenen Beeinträchtigung des Autoverkehrs
und anderer Probleme schwerlich
zu realisieren ist. Damit bliebe die ungenügende
Anbindung an den ÖPNV bestehen.
- Der Nordausgang des geplanten Tunnels
sollte an einem Ort liegen, der den fußläufigen
Zugang zur Innenstadt wesentlich
verbessert.
- Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist die Herstellung
von Barrierefreiheit zu den Bahnsteigen
der Gleise 2/3, 4/5 und 11/12 wegen
der geringen Bahnsteigbreite (ca. 6 m) nicht
realisierbar. Deshalb ist eine Verbreiterung
der Bahnsteige vorzusehen, die nur durch
Änderungen im Spurplan realisierbar sind.
Alternative
ProTramCottbus schlägt als Alternative zu den
Plänen der DB vor, statt der Verlängerung des
Bahnhofstunnels einen zweiten Tunnel, im
Folgenden als „Stadttunnel“ bezeichnet, in
der Nähe der Bahnhofsbrücke zu errichten
(siehe Grafik). Mit diesem Tunnel würden die
o. g. Bedingungen umfassend erfüllt werden.
Er hätte etwa die Länge der geplanten Gesamttunnelverlängerung.
Der Abstand zwischen
den Gleisen 2/3 sowie 4/5 bliebe bis in
Höhe Wernerstraße etwa gleich. Falls also die
Bahnsteige nicht verbreitert werden sollen,
ist hier keine Veränderung am Gleisbild erforderlich.
Lediglich die Sackgleise zwischen den
Bahnsteiggleisen wären aufzugeben.
Die folgenden Vorschläge zur Gleisführung
gehen davon aus, dass auf die Sackgleise 7 bis
9 verzichtet werden kann: Die Gleise 7 und
8 werden bereits derzeit nicht genutzt, von
Gleis 9 erfolgen lediglich zwei tägliche Abfahrten.
Das neue Gleis 10 entsteht durch Verlängerung
des nördlichen Sackgleises des südlichen
Gleiskörpers in Richtung Westen mit
Anbindung durch eine zusätzliche Weiche in
das Gleis 6.
Das neue Gleis 11 entsteht durch Verbindung
des bisherigen Gleises 7 mit dem
südöstlichen Sackgleis des nördlichen Gleiskörpers.
Das neue Gleis 12 entsteht durch
Verbindung des bisherigen Gleises 9 mit dem
bisherigen Gleis 8. Das neue Gleis 11 muss im
Bereich des Stadttunnels zusätzlich geringfügig
verschoben werden, um eine ausreichende
Bahnsteigbreite zu gewährleisten.
ProTramCottbus schlägt vor, die Änderungen
in zwei Bauphasen zu realisieren. Die
erste Bauphase würde die vorstehend beschriebenen
Maßnahmen beinhalten. Hier
sind bereits alle Bedingungen für die Barrierefreiheit
zu realisieren. Der Fahrgastbetrieb
kann in dieser Phase weitgehend ungestört
über die vorhandenen Tunnel und Bahnsteige
aufrecht erhalten werden. Ausnahme: Sobald
das neue Gleis 10 gebaut wird, können die
bisherigen Gleise 10 bis 12 nur über den südlichen
Zugang zum Spreewaldbahntunnel von
der Mittelinsel aus erfolgen (bisher auch über
den nördlichen Zugang möglich).
Mit dem Beginn der zweiten Bauphase
erfolgt der Zugang zu den Bahnsteigen ausschließlich
über den Stadttunnel und der
Spreewaldbahntunnel kann geschlossen
werden. In dieser Phase werden der Anschluss
der neuen Bahnsteige zum Bahnhofstunnel
sowie die Verlängerung dieses Tunnels bis zu
den neuen Gleisen 11/12 realisiert. Zu prüfen
wäre hier, ob der Ausbau des Bahnhofstunnels
zwingend auch die Bedingungen für Barrierefreiheit
erfüllen muss, da Barrierefreiheit
bereits über den Stadttunnel gewährleistet ist.
Sollte die Planungsgruppe der DB erkennen,
dass Barrierefreiheit nur durch Verbreiterung
der Bahnsteige realisiert werden kann, müssten
umfangreichere Änderungen am Gleisbild
vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang
könnte auch der Stadttunnel noch
weiter in Richtung Brücke verschoben werden,
wodurch der Zugang zur Tram sich weiter verbessern
würde.
In der Grafik ist auch die Verlagerung der
jetzigen Tram-Haltestelle südlich der Kreuzung
Stadtring/Thiemstraße auf die Nordseite
dieser Kreuzung sichtbar. Diese Verlagerung
wird im Interesse kürzerer Wege zum Bahnhof
vorgeschlagen.
Die aktuelle Situation
In der Beratung der Arbeitsgruppe „Bahnhofsumfeld“
des Fahrgastbeirats vom 18. Mai
2010, an der als Vertreterin der DB auch die
Managerin des Bahnhofs Cottbus, Frau Stuhr,
teilnahm, hat ProTramCottbus beide Varianten
nochmals vorgestellt. Die Reaktion seitens
der DB war sehr ernüchternd: „An den bestehenden
Plänen ist nicht zu rütteln.“ Einziger
möglicher Diskussionspunkt sei die Verlagerung
des Nordausgangs der Tunnelverlängerung.
Der Deutsche Bahnkundenverband erhielt
auf Rückfrage allerdings eine andere Antwort:
Gisbert Gahler vom Regionalbüro Kommunikation
Berlin der DB AG teilte am 1. Juni 2010
per E-Mail mit: „Die Planung zum Vorhaben
soll nächstes Jahr beginnen“. Somit besteht
also noch die Möglichkeit, die Planung zu beeinflussen.
ProTramCottbus meint, dass bei Realisierung
der aktuellen Vorhaben sowohl der
Deutschen Bahn als auch der Stadt Cottbus
ein schlechter Dienst erwiesen wird. Schließlich
werden so die Probleme „Bessere Anbindung
an den ÖPNV“, „Zweiteilung des Bahnhofs“
und „Sinnvoller Nordausgang“ nicht
gelöst – von Visionen hinsichtlich einer möglichen
Erweiterung des Güterbahnhofs mal
ganz zu schweigen.
Schlimmer noch: Angesichts der geplanten
Investitionssumme ist wohl davon auszugehen,
dass die genannten Probleme quasi
zementiert werden und die Cottbuser mit ihnen
auch in den nächsten Jahrzehnten leben
müssen!
Das liebe Geld…
Wahrscheinlich ist die geplante Investitionssumme
für alle Maßnahmen nicht ausreichend.
Deshalb sollten DB und Stadtverwaltung
auf eine schrittweise Annäherung an den
„Zielbahnhof 2020“ setzen. So ist es durchaus
denkbar, dass bei Realisierung der Alternative
1 erst nur der neue Tunnel gebaut wird, mit
allen Bedingungen für die Barrierefreiheit. Der
Spreewaldtunnel könnte in der Übergangszeit
im Bereich des Zugangs zu den Gleisen
11/12 wie bisher weiter betrieben werden bei
Sperrung der übrigen Tunnel-Bereiche. Und
wenn dann das Füllhorn mal wieder überläuft
(oder im Rahmen eines weiteren Konjunkturprogramms),
geht es an die Rekonstruktion
des jetzigen Tunnels.
Obwohl die Kosten für den Bau der Wendeschleife
bei Realisierung der Vorschläge von
ProTramCottbus eingespart werden können,
reicht die jetzt geplante Investitionssumme
wahrscheinlich nicht für alle Maßnahmen.
Deshalb sollten DB und Stadtverwaltung
Cottbus auf eine schrittweise Annäherung an
den „Zielbahnhof 2020“ setzen. Deshalb wird
vorstehend auch von einer ersten und einer
zweiten Bauphase gesprochen. Initiative ProTramCottbus
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