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Designstudie. So könnten die neuen Doppelstock-Züge für den Fernverkehr aussehen. Grafik: DB |
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Der Einsatz von Doppelstockwagen im Fernverkehr hat sich in anderen Ländern bereits bewährt, so z. B. in Finnland. Foto: Christian Schultz |
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Der Auftrag für die Wagen ist ein Abruf
aus einem Rahmenvertrag, der Anfang
2009 zwischen Deutscher Bahn und Bombardier
mit einem Auftragsvolumen von bis
zu 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen wurde,
während der Auftrag für die Lokomotiven
Teil eines Rahmenvertrages aus dem Jahr
2000 ist.
Eine Zugeinheit wird aus einem Steuerwagen
2. Klasse (63 Sitzplätze, 2 Rollstuhlstellplätze,
Ausrüstung mit Tiefeinstieg und
fahrzeuggebundener Einstiegshilfe), drei
Mittelwagen 2. Klasse (jeweils 112 Sitzplätze,
davon 36 am Tisch) und einem Mittelwagen
1. Klasse (70 Sitzplätze, davon 24 am Tisch)
bestehen. Insgesamt gibt es pro Zug somit
469 Sitzplätze.
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt
160 km/h. Die Fahrzeuge werden in ihrer
Ausstattung dem Komfort von ICE-Zügen
entsprechen und durch luftgefederte Drehgestelle
eine sehr hohe Laufruhe bieten.
Die Beinfreiheit wird in beiden Klassen
mindestens den Maßen im ICE entsprechen.
In jedem Doppelstockzug gibt es 10 (reservierungspflichtige)
Fahrradstellplätze, was
allerdings recht knapp bemessen ist. Jeder
Wagen wird mit sechs Gepäckracks ausgestattet,
und in den 2.-Klasse-Wagen wird es
auf der Zwischenebene zusätzlichen Stauraum
für Gepäck geben. Der Mehrzweckbereich
des Steuerwagens (vom Vorraum
ebenerdig erreichbar) bietet zudem Platz
z. B. für Großgepäck oder Kinderwagen.
Im Steuerwagen ist im Obergeschoss
auch ein durch Glastrennwände und Pendeltüren
abgetrennter Familienbereich mit
insgesamt 8 Sitzen an 2 Tischen und viel
Freiraum entweder für die Gepäckaufbewahrung
oder als Spielfläche vorgesehen.
Die von den Regio-Doppelstockwagen
übernommenen breiten Türen und großen
Vorräume erleichtern den Ein- bzw. Ausstieg
mit Gepäck erheblich.
Weniger erfreulich ist allerdings, dass
es kein Bordrestaurant bzw. Bistro geben
soll. Gegen die angekündigte Versorgung
am Platz ist sicherlich nichts einzuwenden,
jedoch gegen die Ausschließlichkeit. Das
Bordrestaurant/Bistro gehört mit seinem
Service, wie z. B. der Möglichkeit warme
Speisen zu erhalten, in einem Langstreckenverkehrsmittel
zur Reisekultur selbstverständlich
dazu.
Des Weiteren sollte die Chance genutzt
werden, die Wagenübergänge
breiter auszuführen als bei den derzeit
eingesetzten Fahrzeugen des Regionalverkehrs.
Dies würde den Gepäcktransport
für die Reisenden innerhalb
des Zuges wesentlich erleichtern.
Mit der Produktion von doppelstöckigen
Wagen für den Fernverkehr
schließt sich die Deutsche Bahn der
Praxis in anderen europäischen Ländern,
wie z. B. der Schweiz oder Finnland,
an. Mit der angekündigten Ausstattung
und Beschaffenheit dieser
Fahrzeuge wird auch eine deutliche
Komfortverbesserung im Vergleich zu
den im Regionalverkehr eingesetzten
Doppelstockwagen erreicht. Gerade
die Gepäckaufbewahrung ist in den
Doppelstockwagen der RegionalExpress-
Züge bislang unbefriedigend
gelöst.
Sehr zu begrüßen ist im Zusammenhang
mit der neuen Bestellung die
Zusicherung der Deutschen Bahn für
ein umfassendes, flächendeckendes
Fernverkehrsangebot. Mit der Einstellung
der InterRegio-Verbindungen im Jahr 2006
ist für unzählige Regionen eine Fernverkehrsanbindung
entfallen. 60 Prozent der
Nachfrage im Fernverkehr stammt zudem
auch gar nicht aus den vorzugsweise durch
ICE-Linien verbundenen Metropolregionen.
Allerdings wird sich die nunmehr vorgesehene
Beschaffung der 27 InterCity-Doppelstockzüge
in den Regionen aufgrund der aktuellen
Fahrzeugknappheit zunächst noch
nicht positiv bemerkbar machen. Deshalb
darf diese Bestellung nur ein Einstieg sein.
Positiv zu bewerten ist auch der (überfällige)
Entschluss der Deutschen Bahn, mit der
aktuellen Bestellung entgegen bisheriger
Pläne nun relativ kurzfristig neue Wagen
für den Fernverkehr auf der Basis bewährter
Fahrzeugkonstruktionen zu beschaffen.
Durch die Anpassung technischer Anforderungen
an den tatsächlichen Bedarf können
zugleich Kosten gespart werden. Auf vielen
Strecken ist es überhaupt nicht erforderlich,
Fahrzeuge für höhere Geschwindigkeiten
als 160 km/h vorzuhalten. Auf der Strecke
Berlin—Stralsund sind z. B. bislang maximal
120 km/h zugelassen, und ein Ausbau für
eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h
ist auf dieser Strecke leider überhaupt nicht
absehbar.
Ein Abbau der Fahrzeugengpässe ist außerdem
wichtig, um die derzeit eingesetzten
Intercity-Wagen mit ihrer mittlerweile
vielfach abgenutzten und nicht mehr zeitgemäßen
Innenausstattung modernisieren
zu können.
Dem Wechsel im Management der DB
Fernverkehr AG folgte mit der nun vorgenommenen
Bestellung der InterCity-Doppelstockzüge
nun auch ein Richtungswechsel
auf einen Weg zu mehr Kundenorientierung,
den es fortzusetzen gilt.
Deutscher Bahnkunden-Verband
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