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Mit welchen großen Erwartungen startete
2008 das Projekt „Rheinsberger Seenbus“
(siehe SIGNAL 2/2008). Dank der Initiative
und der Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung
des Projektes, eines schlüssigen
Marketingkonzeptes und nicht zuletzt dank
der Unterstützung durch den Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg zogen alle Akteure
an einem Strang. Es gab tatsächlich ein
gemeinsames Ziel: die bessere Vermarktung
des bestehenden Bahnangebotes im Zusammenhang
mit einer optimalen Abstimmung
des Busangebotes.
Aber 2010 ist das Engagement leider fast
vollständig zum Erliegen gekommen. Die
örtliche Busgesellschaft ORP darf ein stark
zusammengekürztes Rumpfangebot fahren,
Geld von der Stadt Rheinsberg, die ja
auch Nutznießer der verstärkten Bahn- und
Busnutzung wäre, gibt es nicht mehr, und
einige große Tourismusanbieter haben sich
ebenfalls zurückgezogen. Hinzu kamen im
September 2009 die Neuwahl des Rheinsberger
Stadtparlaments und im Januar
2010 die Neuwahl des Bürgermeisters. Der
Seenbus wurde zum Wahlkampfthema und
durch konträre Positionen quasi zwischen
den Fronten zerrieben, denn der neue
Bürgermeister ist CDU-Mitglied, während
sein damaliger Gegenkandidat, ein vehementer
Befürworter des Seenbus-Modells,
Mitglied der Linkspartei ist und die Öffentlichkeit
mit einigen befremdlichen Forderungen
irritierte.
Was nun fehlt, sind Persönlichkeiten,
die durch ihren Einsatz nicht nur den
Rheinsberger Seenbus, sondern auch die
Aufrechterhaltung und Verbesserung des
Bahnverkehrs zu ihrem Herzensanliegen
machen. Menschen, die sich nicht damit
zufrieden geben, dass das alles eben Geld
kostet, sondern die in einem gut abgestimmten
und nachfragegerechten Bahnund
Busangebot eine Chance sehen, den
Bahnverkehr nach Rheinsberg langfristig
aufrecht zu erhalten.
Viele Vorschläge liegen auf dem Tisch und
warten auf ihre Umsetzung. Da ist beispielsweise
die Idee des Flügelzugkonzeptes, dass
von der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger
Bahnhof ausgearbeitet und favorisiert wird.
Von Berlin bis Löwenberg fährt ein Zug, der
dann „geflügelt“ wird. Ein Triebwagen fährt
nach Rheinsberg, der andere nach Templin
(siehe SIGNAL 1/2010). Auch wurde immer
wieder darauf hingewiesen, dass für Berufspendler
und Schüler in den Morgenstunden
ein Zugangebot in Richtung Berlin fehlt.
Stattdessen fahren mehrere Busse jeden
Morgen und Nachmittag parallel zur Schienenstrecke
von Rheinsberg nach Löwenberg.
Würde hier eine Zugverbindung angeboten
werden, würden die Fahrgastzahlen
sicherlich sofort steigen. Und wie sieht es
aus mit der Einführung von Bedarfshalten
und der Wiedereröffnung von „Löwenberg
Dorf“? Still ruht der See.
Spezielle Kombiangebote für die Besucher
der Rheinsberger Konzerte werden leider
durch den neuen Bürgermeister abgelehnt.
Das sei in der Vergangenheit schon über
mehrere Jahre hinweg erfolglos probiert
worden, hätte nur Geld gekostet und wenig
Zuspruch erfahren. Mit dieser Einstellung, so
viel ist sicher, ist jeder weitere Versuch zur
Stärkung von Bahn und Bus zum Scheitern
verurteilt.
Offenbar haben die regionalen Politiker
den Ernst der Lage nicht begriffen. Es ist,
nach fünf Jahren, wieder einmal „5 vor 12“.
Denn 2012 läuft die Finanzierungsgarantie
des Landes Brandenburg für die Ersatzverkehre
aus, die nach den Abbestellungen im
SPNV vom Land bezahlt werden. Dann ist
Rheinsberg nicht mehr nur im Winterhalbjahr
ohne Zugverkehr, und dann gibt es
möglicherweise auch den Busverkehr von
Gransee nach Rheinsberg, das sogenannte
„Alternativangebot“, nicht mehr. Und in einigen
Jahren wird endgültig der letzte Zug
von Löwenberg nach Rheinsberg abgefahren
sein. DBV Berlin-Brandenburg
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