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Berlin Hbf. Drei Mal wöchentlich verkehrt der russische Zug Moskau—Berlin—Paris – und zurück. Foto: Marc Heller |
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Zuglaufschild am EuroNight der Russischen Bahn. Foto: Marc Heller |
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Royal Scotsman, Orient-Express – berühmte
Züge mit klangvollen Namen. An diese
Verkehrs- und Kulturgeschichte will die
Russische Bahn RZD anknüpfen. Seit dem
Fahrplanwechsel im Dezember 2011 erfüllt
sie das Verlangen nach
komfortablen, nahezu
luxusverdächtigen
Reisen von Moskau im
Osten über Berlin in
der Mitte nach Paris im
Westen, und zurück –
eine Magistrale, die
schon früher existierte,
auf der aber die letzte
Direktverbindung 1994
eingestellt wurde.
Im „Geheimen“ fuhr
ab Mai 2008 schon ein
einzelner Schlafwagen
mit der ominösen
Ordnungsnummer 290
zwei bis drei Mal in der
Woche als „Anhängsel“
in verschiedenen
Zügen mit – zuerst mit
dem D13 ab Moskau
über Terespol und dann
als D246 über Warschau
nach Berlin. Dort, morgens
angekommen, verweilte er den Tag
über und lief am Abend mit dem NZ242
(später City Night Line CNL450) weiter nach
Paris. In der Gegenrichtung waren es NZ243
(CNL451), D247 und D14, die ihn mitnahmen.
In deutschen Fahrplänen wurde er
verschwiegen, und buchen konnte man ihn
nicht.
Moskau—Berlin—Paris
Transeuropean Express – so heißt der Zug,
der den Kurswagen des Moskwa-Express am
12. Dezember 2011 abgelöst hat. Wer die gesamte
Reiseroute mit einer Länge von 3177
km voll auskosten möchte, sollte viel Zeit mitbringen.
Frühstück in Moskau, zum Abendessen
in Paris. Nach circa 38 ½ Stunden am
Folgetag wohlgemerkt! Schließlich handelt
es sich um die zweitlängste Zugverbindung
Europas. Wem 25 Stunden reichen, der kann
auch schon in Berlin aussteigen, oder in Richtung
Osten dort zusteigen. Weitere Halte
in Deutschland für Fahrten von/nach Russland
sind Hannover, Fulda, Frankfurt(M) Süd,
Mannheim und Saarbrücken. Die Benutzung
des Zuges zwischen Deutschland und Frankreich
ist nicht zulässig.
Auch wenn das Flugzeug in dieser Relation
das schnellste Verkehrsmittel ist, so
verspricht die Bahnverbindung doch ein
Höchstmaß an Komfort und Service, die das
Reisen zu einem besonderen Erlebnis machen
soll. Der EuroNight 452/453 (bei der
RZD unter den Zugnummern 23JI/24JI) verkehrt
mit insgesamt acht modernen Schlafwagen.
Saisonabhängig sind zwei bis
drei davon mit je vier Deluxe-Abteilen
ausgestattet (mit eigenem Bad und
Fernseher im Abteil sowie einem
Aufenthaltsbereich/Bar pro Waggon),
zwei Schlafwagen mit 1.-Klasse-Bett-
Abteilen (eine Gemeinschaftsdusche
pro Waggon für alle) und drei bis vier
Schlafwagen mit 1./2.Klasse-Bett-
Abteilen (ohne Dusche). Ein- und
Zweibettabteile gelten als 1. Klasse,
Dreibettabteile als 2. Klasse. Wer sein
1.-Klasse-Abteil frühzeitig bucht, bekommt
(i.d.R.) eines im Wagen mit der
Gemeinschaftsdusche. Sind diese voll,
landet man im Wagen ohne Dusche,
wo das 2.-Klasse-Dreibettabteil dann
vom Zugpersonal durch das „Hochklappen“
eines Bettes zum 1.-Klasse-
Zweibettabteil „aufgewertet“ wird.
Zwischen Moskau und Brest bzw.
Warschau und Paris steht den Reisenden
jeweils ein Speisewagen zur Verfügung,
der gemischte europäische
Küche bietet.
Was das kostet!
Der russische Stolz hat natürlich auch seinen
Preis. Als Einzelreisender in einem Luxus-Abteil
von Moskau nach Paris kostet das schon
in eine Richtung 1225 Euro, Moskau—Berlin
„nur“ 741 Euro. Zu zweit im Abteil sind
es pro Person 1075 bzw. 591 Euro. Senioren
ab 60 Jahre und junge Leute unter 26 Jahre
erhalten 30 Prozent Rabatt auf den Erwachsenenpreis
in allen Kategorien. „Löblich“ ist,
dass die RZD an die Familien gedacht hat
und den Eltern 30 Prozent Rabatt und die
kostenlose Mitreise eines Kindes unter 12
Jahren gewährt. Blöd nur, dass dieses Angebot
ausschließlich für das 2-Bett-Luxus-
Abteil gilt, und somit die Reise zusammen
1505 (827,40) Euro kostet. In den regulären
Schlafwagen der 1. und 2. Klasse bekommt
das Kind lediglich 50 Prozent Ermäßigung
und die Eltern keinen Familienrabatt auf den
Erwachsenenpreis.
Die Fahrkarten werden ausschließlich
als Globalpreise verkauft. Das sind Platzreservierungen,
die den pauschalen Preis der
Fahrkarte gleich beinhalten. Die Ausstellung
einer einzelnen Fahrkarte mit einer separaten
Reservierung, wie früher z. B. im Moskwa-Express
üblich, ist nicht möglich. Man kann auch
nicht zu einer bereits bestehenden Fahrkarte
eine einzelne Reservierung dazubuchen. Das
ist bedauerlich, da man nicht die Möglichkeit
hat, z. B. den für Rundreisen beliebten Inter-
Rail-Pass zu nutzen oder eine durchgehende
Fahrkarte zu kaufen, die über den Laufweg
dieses Zuges hinaus geht.
Wen nun die Reiselust gepackt hat, einmal
den Weg nach Moskau per Bahn zu suchen,
der sollte nachfolgende
Hinweise beherzigen.
Zeit ist relativ in Russland
Das alte Zarenreich ist
so groß, dass allerorten
die Uhren anders
ticken, weil das Land
sich über viele Zeitzonen
erstreckt. Nur die
Fahrpläne und Reservierungsbelege
bei der
Bahn enthalten überall
in Russland die Moskauer Zeit (MZ), von Königsberg
bis Wladiwostok. Das führt zu Diskrepanzen
mit der Ortszeit. Die Reisenden
sollten sich entsprechend über die örtliche
Zeitverschiebung informieren, damit der gebuchte
Zug rechtzeitig erreicht werden kann.
Apropos Zeit: Wenn es mal länger dauert
und man bei Verspätungen den Luxus unfreiwillig
länger genießt als geplant, dann
greifen in diesem Fall die europäischen Fahrgastrechte
(lt. Fahrgastrechte-Verordnung
1371/2007) nicht.
Visumpflicht für Russland und Weißrussland
Um mit diesem Zug nach Moskau zu reisen,
benötigt man zum einen ein gültiges
russisches Einreisevisum für jede einzelne
Person (Tourist- oder Gästevisum). Zum anderen
ist für die weißrussische Strecke Orscha—
Minsk—Brest unbedingt ein Transitvisum
für die Republik Belarus erforderlich.
Für die Einhaltung der einschlägigen Pass-,
Zoll- und Visavorschriften ist jeder Reisende
selbst verantwortlich! Auch gibt es verschiedene
andere Modalitäten, wie z. B. eine
mögliche Krankenversicherungspflicht in
Weißrussland, die beachtet werden müssen.
Andernfalls kann schnell der „Rauswurf“ aus
dem Zug an der Grenze erfolgen.
Detaillierte Informationen erhält man
beim Auswärtigen Amt (www.auswaertiges-
amt.de) und den Niederlassungen der
Botschaften. Wer sich den bürokratischen
Aufwand des (mehrmaligen) persönlichen
Erscheinens in den Botschaften ersparen
will, kann auch eine der einschlägigen Visa-
Agenturen beauftragen. Bucht man seinen
Urlaub in einem Reisebüro, bieten einige
Touristikanbieter diesen Service auch an.
Auf alle Fälle sollte alles frühzeitig erfolgen,
falls einzureichende Unterlagen fehlen
oder fehlerhaft sind. Ein touristisches Visum
muss spätestens 24 Stunden vor dem auf der
Reisebestätigung angegebenen Einreisedatum
ausgestellt sein. (BfVst)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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