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Grafik: Holger Mertens |
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Endlich gut umgesetzt: Zielbeschilderung an der Haltestelle und den Ersatzbussen. Leider ließ diese Vorbildlichkeit im Laufe der Zeit nach. |
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S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee: Fußspuren und Wegeleitung waren vorbildlich. Fotos: Holger Mertens |
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Nicht planbar: Gleich am ersten Arbeitstag brach der SEV teilweise zusammen. s-bahn-berlin.de (2.4.2012) |
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Um die Ringbahnhalle in Ostkreuz in Betrieb
zu nehmen und gleichzeitig den gesamten
Ostring an ein elektronisches Stellwerk anzuschließen,
wurde der Streckenabschnitt
zwischen Schönhauser Allee und Neukölln
bzw. Baumschulenweg unterbrochen – zum
einen glücklicherweise in den Osterferien,
zum anderen leider zeitlich überlappend mit
der Sperrung der U 2 zwischen Pankow und
Rosa-Luxemburg-Platz, was besonders im
Bezirk Pankow nicht unproblematisch war.
Schlechtes Timing, gute Planung
Trotz der terminlichen Einordnung hat die
S-Bahn ansonsten die Hausaufgaben sehr
gut gemacht. Fast alle IGEB-Forderungen,
die aus Problemen bisheriger Ersatzverkehre
resultierten, wurden umgesetzt. Zum
einen wurde von S-Bahn und BVG eine gemeinsame
Bauinfo-Broschüre herausgegeben,
die sowohl die Sperrung der U 2 und die
des Ostrings hervorragend erklärte.
Zum anderen hat man
sich von der ursprünglich
geplanten Ringlinie
über Baumschulenweg,
Köllnische Heide und
Sonnenallee verabschiedet
und stattdessen zwei
SEV-Linien eingerichtet:
die eine von Schönhauser
Allee nach Neukölln (Linie
A) und die andere von Ostkreuz
nach Baumschulenweg
(Linie B). Dafür wäre
eine temporäre Öffnung
der Brückendurchfahrt Alt-
Stralau nur für den SEV-Bus
wünschenswert gewesen.
Linie B sollte den ganzen
Tag über alle 5 Minuten verkehren,
Linie A sogar alle 3
Minuten. Das war zumindest
anfänglich sehr weit
von der Realität entfernt,
was sogar dem Rundfunk
Berlin-Brandenburg (rbb)
einen ausführlichen Nachrichtenbericht
wert war.
Ursache dafür war auch
die Straßenverkehrslage,
aber nicht ausschließlich.
Denn die Busse fuhren größtenteils sehr unregelmäßig
und anscheinend völlig unkoordiniert
an den Endstationen los.
Vorbereitung ist gut, Kontrolle besser
Der wiederholten IGEB-Kritik, dass der Fahrgast
es bisher schwer hatte zu erkennen,
in welche Richtung der Ersatzbus fuhr, hat
man sich angenommen. So wurden alle
Haltestellenschilder um ein Richtungsschild
erweitert. Außerdem
haben alle Busse ein
Wendesteckschild für
die Windschutzscheibe
erhalten, das Linie
und Ziel des Busses
enthielt. Einige Busse
hatten sogar zusätzlich
das Fahrtziel in
der digitalen Zielanzeige
geschildert.
Doch die beste
Vorbereitung nützt
nichts, wenn
man
die Umsetzung nicht
kontrolliert. Wurde
anfangs bei jedem
Bus immer das korrekte
Ziel über das
Steckschild angezeigt,
nahm dies im Verlauf der zwei Wochen
drastisch ab. Gegen Ende sah man stattdessen
fast nur noch die eigentlich für die Seite
vorgesehenen Linienverlaufsschilder vorn
stecken. Auch die Richtungsschilder an den
Haltestellenmasten verschwanden Stück für
Stück.
Die Ansagen der Unterwegshalte waren
anfangs ebenfalls genauer als später. So
muss man leider die Schlussfolgerung ziehen,
dass die auswärtigen Fahrer einer kontinuierlichen
Kontrolle bedürfen. Lenken
mit Kaffeebechern in der Hand, Handytelefonate
sowie das Lesen und Verfassen von
Textnachrichten bei der Fahrt wurden viel
zu häufig beobachtet, als dass es sich nur
um Einzelfälle handeln könnte. Ferner ist die
häufig anzutreffende Zwangsberieselung
der Fahrgäste mit fragwürdigen Radioprogrammen
unangenehm aufgefallen – wobei
die Fahrgäste allerdings gelegentlich mit
ebenso fragwürdiger Handygeräuschkulisse
konterten. Was die Qualität des Fahrpersonals
betrifft, musste jedenfalls ein deutliches
Süd-Nord-Gefälle festgestellt werden.
Eben noch so, jetzt anders
Als äußerst wandlungsfähig zeigten sich die
S-Bahn-Züge auf den vom SEV unberührten
Ringbahn-Streckenabschnitten. Eigentlich
fuhren S 45 Schönefeld—Schönhauser
Allee und S 46 (Königs Wusterhausen—)
Grünau—Blankenburg(—Birkenwerder)
je im 10-Minuten-Takt,
so dass auf dem Restring ein guter
5-Minuten-Takt entstand. Nur so einfach
wollte man das wohl nicht kommunizieren.
Stattdessen änderten die
Züge während ihrer Fahrt mehrfach
Liniennummer und Ziel, was sich auch
noch am Zug und an den Zugzielanzeigern
an den Bahnsteigen unterschied.
Eine Einheitlichkeit war nicht zu erkennen.
Teilweise wurde am Bahnsteig nach Tageszeit
und Datum unterschiedlich geschildert.
Allein die Tatsache, dass man im Sonderheft
eine ganze Doppelseite mit ausführlichem
Text und acht Grafiken benötigte, um die
komplizierten Linienübergänge darzustellen,
hätte das Konzept bereits
bei der Erarbeitung fragwürdig erscheinen
lassen müssen. Denn sicherlich
wäre es alles andere als schädlich
gewesen, wenn die Fahrgäste bereits
in Schöneweide gesehen hätten, dass
ihr Zug bis nach Schönhauser Allee
oder Blankenburg durchfährt. Dann
hätten sie sich trotz des längeren
Fahrtweges den noch längeren des SEV
erspart. Grundsätzlich sollte immer das tatsächliche
Ziel des Zuges geschildert werden,
notfalls mit Angabe von Via-Stationen. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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