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Bahnhof Vogelsang auf der Strecke Löwenberg—Templin, Dezember 2008. Rechts der Zwischenbahnsteig mit Fahrgästen. Foto: Florian Müller |
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Seit 20. Juni 2011 war es nur noch möglich,
alle zwei Stunden im Bahnhof Vogelsang
ein- und auszusteigen. Zwar hielten die
Züge der Regionalbahn-Linie 12 auf ihrer
Fahrt zwischen Berlin-Lichtenberg und
Templin hier weiterhin stündlich, aber das
Ein- und Aussteigen war nur noch zweistündlich
möglich. Diese (Fehl-)Entscheidung,
so gab der Verkehrsverbund Berlin-
Brandenburg am 13. Juli bekannt, wird wieder
rückgängig gemacht. Wenn im Bahnhof
Vogelsang alle Stunde ein Zug hält, dann
soll für Fahrgäste alle Stunde das Ein- und
Aussteigen möglich sein.
Es scheint im Vorfeld dieser Abbestellung
des Haltes fast alles schief gelaufen
zu sein. Denn sowohl im Landesnahverkehrsplan
ist diese Abbestellung mit keiner
Silbe erwähnt, im zuständigen Landtagsausschuss
war das offenbar ebenso nie ein
Thema, und auch die Fahrgastinformation
war unprofessionell.
Mit einem Pressedienst wies Mitte Juni
2011 der DBV auf den seinerzeit bevorstehenden
Wegfall hin. Besorgte Fahrgäste hatten
in den Zügen entsprechende Aushänge
gelesen und sich an den DBV gewandt.
Selbst der Bürgermeister der Gemeinde Zehdenick,
zu dem Vogelsang als Ortsteil gehört,
war nicht informiert und bekam vom Verkehrsverbund
die
Antwort,
dass die
Installation
eines elektronischen
Stellwerks
dazu führe, dass kein Betriebspersonal mehr
in Vogelsang sein müsse. Die gültigen Vorschriften
lassen das „unbeobachtete“ Überschreiten
eines Gleises aber nicht mehr zu,
und deshalb blieben bei dem Zug, der auf
dem nördlichen Gleis die Kreuzung mit dem
Gegenzug abwartete, die Türen geschlossen.
Das Verkehrsaufkommen lasse es nicht zu,
hier über andere personelle oder technische
Lösungen nachzudenken.
Wenige Tage später ruderte das Ministerium
halbherzig zurück. Es sei nie
beabsichtigt gewesen, den stündlichen
Halt auf Dauer aufzugeben. Sobald die
Hauptstrecke nach Oranienburg saniert
sei (in zwei Jahren), würde die Zugkreuzung
verlegt und die Fahrgäste könnten
wieder stündlich ein- und aussteigen. Alle
Züge in beide Richtungen könnten dann
stündlich am Hausbahnsteig halten und
das Überqueren des einen Gleises sei nicht
mehr notwendig.
Inzwischen hatte der DBV auch die Wahlkreisabgeordneten
angeschrieben und um
Unterstützung gebeten. Zufällig gehörte
auch der Abgeordnete Matthias Platzeck
(SPD) zu den Angeschriebenen, denn Vogelsang
gehört zu seinem Wahlkreis. In seinem
Hauptberuf ist Herr Platzeck seit 2002
Ministerpräsident des Landes Brandenburg.
Die Eingangsbestätigung auf die Bitte des
DBV um Unterstützung an den Landtagsabgeordneten
Matthias Platzeck kam deshalb
von der Staatskanzlei.
Am 12. Juli 2011 war „großer Bahnhof“ in
Vogelsang. Der CDU-Abgeordnete Henryk
Wichmann sah sich mit dem verkehrspolitischen
Sprecher der CDU-Landtagsfraktion,
Rainer Genilke, das Dilemma vor Ort an. Vor
dem Hintergrund so unerwarteter kritischer
Öffentlichkeit sah sich das Ministerium dann
offenbar genötigt, einzulenken. Schon bald
sollen sich im Bahnhof Vogelsang die Türen
der Züge wieder stündlich öffnen. DBV Berlin-Brandenburg
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