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Der Bahnhof Zoo: in den 50er Jahren West-Berlins einziger Fernbahnhof. Foto: Erika Dittfurth |
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Bahnpolizisten überprüfen lagerndes Gepäck. Immer wieder machten Bombendrohungen dies notwendig. Foto: Wolfgang Liebig |
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DR-Lok 01 0513 morgens am Bahnhof Zoo um 1979. Foto: Ulf Schneider |
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Vorposten der DDR in West-Berlin? Das
war der Bahnhof Berlin Zoologischer
Garten zwischen 1945 und 1989 sicher. Er
war es aber differenzierter, als es Scharfmacher
auf beiden Seiten wollten. Er war
nicht geeignet, als Ort im Kampf gegen
den „westlichen Imperialismus“ oder gegen
„NATO-Raketen“. Genauso ungeeignet
war er, Weichenstellungen als Versuch
kommunistischer Infiltration zu betrachten
oder die DDR für das Drogenmilieu
verantwortlich zu machen.
Über viele Jahrzehnte war der Bahnhof
Zoo – so seine umgangssprachliche Kurzfassung
– quasi West-Berlins Hauptbahnhof.
Dass hier die Deutsche Reichsbahn (DR),
die Staatsbahn der DDR für den Verkehr
verantwortlich zeichnete, war das Ergebnis
alliierter Entscheidungen in den Nachkriegsmonaten
und der Lage der Westsektoren –
West-Berlins – in der Sowjetischen
Besatzungszone – der
DDR – geschuldet.
Bahnhof Zoo – das war vor
allem ein Bahnhof. Hier fuhr
man in die Ferien, zu Freunden
und Verwandten, war dienstlich
unterwegs oder als Tourist.
Die rund 240 Eisenbahner der
„Dienststelle“ arbeiteten für die
Reisenden, verkauften Fahrkarten,
nahmen Gepäck auf, gaben
Auskunft, stellten Weichen
oder fertigten Züge ab.
Selbst die Bahnpolizei der
DR war nicht im Einsatz, um
die „Diktatur des Proletariats“
zu errichten, sondern um die
Reisenden vor Diebstählen zu
schützen oder in den Hallen
des Bahnhofes für Ordnung zu
sorgen. Und meistens war Alltag. Das umfasste
auch die Kooperation zwischen „Ost“
und „West“, also zwischen DR und BVG oder
anderen Institutionen des Landes Berlin.
Natürlich brachte der Alltag auch Probleme.
Die besondere Rechtslage machte Gespräche
über Bauprojekte oder polizeiliche
Maßnahmen stets auch zu Fragen zwischen
Ost und West. Die jeweilige politische Großwetterlage
wirkte dann bis an die Bahnsteigkante.
Es gab politische Auseinandersetzungen
wie die Streiks der Eisenbahner 1949
und 1980 oder den S-Bahn-Boykott 1961.
Der Bahnhof Zoo war dabei Brennpunkt.
Es gab aber auch ein gemeinsames Ost-
West-Projekt zur 750-Jahr-Feier des geteilten
Berlins im Jahr 1987: die Instandsetzung
und umfassende Modernisierung des Bahnhof
Zoo. Da war der Bahnhof Bindeglied …
Gefördert von der Bundestiftung Aufarbeitung
zeigt das Berliner S-Bahn-Museum
vom 17. September bis 8. Oktober im Amerikahaus
eine Ausstellung, die Einblicke in die
wechselvolle Geschichte des Bahnhof Zoo
zwischen 1945 und 1989 gibt. Auf mehr als
40 Tafeln werden die betrieblichen und politischen
Besonderheiten ebenso dargestellt
wie die Wechselwirkungen mit der Verkehrsund
Stadtentwicklung der westlichen Halbstadt.
Aus Anlass der Ausstellung erscheint
im GVE-Verlag ein Buch mit gleichnamigen Titel.
Sonderausstellung des Berliner
S-Bahn-Museums:
Der Bahnhof Zoo – Vorposten
der DDR in West-Berlin
Parallel erscheint im GVE-Verlag
das Buch: Der Bahnhof Zoo –
Vorposten
der DDR in West-Berlin
Amerikahaus, Hardenbergstraße
22–24, 10623 Berlin (nahe Bf Zoo)
17. September bis 8. Oktober 2011
Di–Fr 17–20 Uhr, Sa 15–19 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Berliner S-Bahn Museum
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