Am 3. Mai 2010 startete die Deutsche Bahn auf
der Strecke Berlin—Cottbus den Ausbau des
rund 60 km langen zweigleisigen Abschnitts
Königs Wusterhausen—Lübbenau (siehe Signal
3/2010). Damit begann zugleich eine Komplettsperrung
dieses Abschnitts, die eigentlich
am 30. April 2011 abgeschlossen sein sollte.
Doch am 29. März 2011 teilte die DB plötzlich
mit, dass die Strecke erst ab dem 15. Juli wieder
befahren werden kann. „Material- und vor
allem Kabeldiebstähle zwischen Königs Wusterhausen
und Lübbenau verzögern die planmäßige
Inbetriebnahme. Schienen, Schotter
und Untergrund werden zwar bis Ende April
für die Geschwindigkeit von 160 Kilometer
pro Stunde ertüchtigt sein, auch der Bahnsteigneubau
ist nach dem Winter wieder im Plan,
doch die Technik, die für einen sicheren Zugbetrieb
notwendig ist, kann nicht in Betrieb
genommen werden. Aus den bestehenden
Anlagen wurden mehr als 32 Kilometer Kabel
gestohlen. An über einhundert Schnittstellen
ist Feuchtigkeit in die Kabel eingedrungen, so
dass auch diese ausgetauscht werden müssen.
Zur Vermeidung weiterer Diebstähle wurde
durch die DB Sicherheit GmbH ein Einsatzkonzept
zur Bestreifung des Baustellenbereichs
im engen Zusammenwirken mit den Einsatzmaßnahmen
der Bundespolizei erarbeitet und
umgesetzt.“, hieß es in der Presseinformation
der Deutschen Bahn.
Die Diebstähle und die Verzögerungen der
Streckenwiederinbetriebnahme kosten die
Bahn Millionen und die Fahrgäste viel Zeit. Da
muss die Frage erlaubt sein, warum die Baustelle nicht besser gesichert wurde? Jeder Betreiber
eines Solarparks weiß, dass er bereits
während der Bauphase und natürlich auch anschließend
Geld für die Überwachung ausgeben
muss, damit die wertvollen Module nicht
gestohlen werden. Aber die DB AG scheint das
erschreckende Ausmaß von Wertstoffdiebstählen
bisher nicht ernst genug genommen
zu haben.
Aussagen von Projektbeteiligten deuten allerdings
daraufhin, dass es auch ohne die Diebstähle
nicht gelungen wäre, ab 1. Mai wieder
auf der Strecke zu fahren. Der harte Winter und
die üblichen Überraschungen und Pannen bei
anspruchsvollen Baustellen hatten schon zuvor
den Zeitplan ins Wanken gebracht. Doch
offensichtlich hielt man es bei der DB für besser,
die Verzögerungen ausschließlich den Dieben
anzulasten – was dann aber die Frage nach der
mangelhaften Baustellensicherung aufwirft.
Es bleibt zu hoffen, dass die DB wenigstens
ihr am 29. März bekräftigtes Versprechen einhält:
„Ab Fahrplanwechsel am 12. Dezember
2011 werden die Regional- und Fernverkehrszüge
zwischen Königs Wusterhausen und
Cottbus dann wie vorgesehen mit 160 Kilometern
pro Stunde unterwegs sein.“
Berliner Fahrgastverband IGEB
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