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Aktionstag für die sächsische Döllnitzbahn am 19. März 2011. Die Schmalspurbahn, für deren Erhalt sich der DBV seit Anfang der 1990er Jahre in besonderer Weise engagierte, ist erneut gefährdet, weil die Finanzierung des Schülerverkehrs am 8. Juli 2011 eingestellt werden soll Foto: Frank Lammers |
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Bahnhofsfest in Mügeln am Aktionstag zur Rettung der Döllnitzbahn am 19. März Foto: Raul Stoll |
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Unterschriftensammlung zum Erhalt der Döllnitzbahn. Inzwischen haben mehr als 25 000 unterschrieben. Foto: Raul Stoll |
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Bahnhof Mügeln. Foto: Raul Stoll |
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Der „Rettungszug“ erreicht aus Glossen kommend den Bahnhof Mügeln. Für die Zukunft der Döllnitzbahn ist es wichtig, dass neben dem touristischen Verkehr auch der Schülerverkehr erhalten bleibt. Foto: Raul Stoll |
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Provisorischer Haltepunkt Leuben, um das Schloss Leuben besuchen zu können. Foto: Florian Müller (Februar 2011) |
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Die entlang des Elbe-
Nebenflusses Döllnitz
verkehrende Schmalspurbahn
zwischen
Oschatz, Mügeln und
Glossen/Kemmlitz ist
der letzte Teil eines einst
weitläufigen Schmalspurbahnnetzes,
das
den vor allem landwirtschaftlich
geprägten
Norden Sachsens zwischen
Leipzig, Döbeln
und Riesa erschloss.
Zum Zeitpunkt der
Wiedervereinigung
1990 gab es auf dem
verbliebenen, rund
17 Kilometer langen Teilstück von Oschatz
über Mügeln nach Kemmlitz nur noch Güterverkehr,
hauptsächlich zum Transport
von Kaolin (Tonerde). Nachdem am 1. September
1991 zwischen der DR und dem DBV
(vormals Pro Bahn) unter Schirmherrschaft
des damaligen Landkreises Oschatz eine
Patenschaft zum Erhalt der Strecke vereinbart
worden war, wurde ein Konzept für
ihren künftigen Betrieb erarbeitet. Damals
war bereits klar, dass sich die DR in absehbarer
Zeit von der Strecke trennen würde.
So kam es im Dezember 1993 zur Übernahme
des Betriebes durch die Döllnitzbahn
GmbH.
Der Reisezugverkehr bestand zunächst aus
touristisch geprägten Fahrten an einigen Tagen
im Jahr. 1995 kam der bis heute währende
Schülerverkehr hinzu. Während die Döllnitzbahn
GmbH vor allem für den Alltagsverkehr
sorgte, organisierte der am 20. Januar 1994
gegründete DBV-Förderverein Wilder Robert
e. V. die Freizeitfahrten an Sonn- und Feiertagen.
Darüber hinaus engagierte er sich für
den Erhalt bzw. die Rettung historisch interessanter
Fahrzeuge sowie für die mit dem
Bahnbetrieb verbundenen Bauwerke.
Vor allem für den werktäglichen Betrieb
schaffte die Döllnitzbahn GmbH Dieseltriebfahrzeuge
an. Viel Energie wurde von allen
Beteiligten im Laufe der Jahre aufgebracht,
die Strecke zu erhalten und die Stationen
fahrgastgerecht zu gestalten.
Ein Höhepunkt:
die Landesgartenschau 2006
Es gab Erfolge und Rückschläge. Im Jahr 2000
kam die Döllnitzbahn in den Genuss eines
über den Schülerverkehr hinausgehenden
Reisezugverkehrs zwischen Oschatz und Altmügeln.
Er wurde vom ZVNL bestellt. Zwar
nahmen in den folgenden Monaten und Jahren
immer mehr Fahrgäste
dieses Angebot
in Anspruch, doch
schien dem ZVNL die
Nachfrage nicht hoch
genug zu sein. 2006
wurde die Bestellung
des zusätzlichen Reisezugverkehrs
leider
beendet.
Bereits 2001 endete
auf der Döllnitzbahn
der Güterverkehr
– ob er je wieder
aufgenommen wird, ist ungewiss, wenn auch
nicht ausgeschlossen. Immerhin verblieb der
Döllnitzbahn GmbH das Rangiergeschäft mit
Regelspurfahrzeugen im Bahnhof Oschatz,
wo das Kaolin nunmehr von den Lkw auf Regelspurzüge
umgeladen wird.
Während der Landesgartenschau 2006 in
Oschatz konnte die Döllnitzbahn ihre Leistungsfähigkeit
unter Beweis stellen. Fast
52 000 Fahrgäste wurden transportiert (siehe
auch SIGNAL 6/2006 , Seite 31). Außerdem gab
es 2006 eine Streckenverlängerung von Nebitzschen
nach Glossen, wo eine heute touristisch
genutzte Feldbahn anschließt. In Nebitzschen
beginnt auch der vergleichsweise
steigungsreiche Streckenteil nach Kemmlitz,
der jedoch seit Anfang 2006 baulich gesperrt
ist und derzeit wieder hergerichtet wird.
Bis heute prägen auf der Döllnitzbahn an
den Wochentagen die Schülerzüge sowie an
Sonn- und Feiertagen die Touristikzüge das
Bild. Eine weitere Bestellung durch den ZVNL
über das Jahr 2006 hinaus machte dies möglich.
Wohlgemerkt: Die Bestellung umfasst
auch den Wochenendverkehr.
Beim Wochenendverkehr wird die Döllnitzbahn
GmbH vom DBV-Förderverein Wilder
Robert e. V. unterstützt, der sich wesentlich
an der Organisation dieser Angebote beteiligt,
indem er zum Beispiel einen Teil des Zugpersonals
stellt. Diese Regelung gilt seit 2008.
Ob sie in Zukunft beibehalten wird, ist noch
nicht geklärt.
Die letzten Jahre waren auch von weiteren
umfangreichen Investitionen in die Strecke
und von unverändert viel Engagement aller
Beteiligten geprägt. Investiert wurde außerdem
in mehrere Gebäude, so zum Beispiel
beim Umbau des Lokschuppens in Mügeln.
Döllnitzbahn
wird 2010 ausgezeichnet
Am 7. Dezember
2010 wurde
der Döllnitzbahn
GmbH der Claus-
Köpcke-Preis verliehen.
Den Preis
erhält, wer sich
für den Erhalt und
die Entwicklung
der sächsischen
Schmalspurbahnen im besonderen Maße
einsetzt. Die Döllnitzbahn GmbH ist dadurch
für ihre erfolgreichen Bemühungen geehrt
worden, das Unternehmen nachhaltig neu
auszurichten und zu konsolidieren. Weiteres
siehe www.ssb-sachsen.de/CKPreis.htm
Nicht zuletzt dank
der Vermarktung
über die Dampfbahn-
Route (www.
dampfbahn-route.
de) wurde die Döllnitzbahn
mit ihren
umfangreichen Fahrtenprogrammen
einer
zunehmend größeren
Öffentlichkeit
bekannt. So gelang
es, die Nachfrage
merklich zu steigern.
Seit Ende 2009 regiert
nun in Dresden
eine Koalition aus
CDU und FDP mit leider
relativ wenig Interesse
am öffentlichen
Verkehr. Was viele Fahrgäste schon befürchteten,
wurde Mitte Dezember 2010 Realität:
Im Rahmen der Haushaltsplanung beschloss
die CDU/FDP-Koalition, die Zuwendungen
des Landes Sachsen für Bahnen und Busse
drastisch zu kürzen. Welche Leistungen
im Einzelnen wegfallen, haben die für den
ÖPNV zuständigen Zweckverbände selbst zu
entscheiden. Daraus erwuchs ein klassisches
Schwarzer-Peter-Spiel: Die Staatsregierung
verwies die gegen Abbestellungen Protestierenden
auf die Zuständigkeit der Zweckverbände,
diese seien für Bestellungen und
Abbestellungen von öffentlichem Verkehr
zuständig. Und die Zweckverbände verwiesen
auf die Staatsregierung, die ihnen Millionenzuwendungen
für die Bestellung
von öffentlichem
Verkehr gestrichen
habe.
Die Kürzungen
der Zuwendungen
für den ÖPNV stellten
die zuständigen
Zweckverbände in
der Tat vor praktisch
unlösbare
Aufgaben. Mehrere
Bahnstrecken waren
und sind daher
bedroht, ihren Reisezugverkehr
zu
verlieren, u. a. die Sebnitztalbahn zwischen
Bad Schandau und Neustadt/Sachsen. Betroffen
ist auch der S-Bahn-Verkehr in Leipzig.
Allein der ZVNL muss ab 2011 bis 2014 jährlich
10 Millionen Euro einsparen. Für die Döllnitzbahn
sollte es sich dabei als besonders
nachteilig erweisen, dass sie einem Zweckverband
angehört, der seine Mittel wesentlich
auf die Stadt Leipzig konzentriert. Der
ländliche Raum, zumal am geographischen
Rand des Zweckverbands gelegen, genießt
eine entsprechend geringere Aufmerksamkeit.
Vor diesem Hintergrund hat die Verbandsversammlung
des ZVNL am 16. Februar
2011 die Bestellung des Zugverkehrs auf der
Döllnitzbahn trotz Protestes des Landkreises
Nordsachsen zum Ende des Schuljahres am
8. Juli 2011 vollständig gestrichen. Zunächst
sollte sogar schon Ende März 2011 Schluss
sein. Damit fehlen der Döllnitzbahn GmbH
die für den weiteren Betrieb notwendigen
Zuwendungen.
Gleichwohl ließen verschiedene Verantwortliche
in Politik und Verwaltung durchblicken,
Interesse am Fortbestand der Strecke
zu haben. Der Landkreis Nordsachsen steht
weiterhin hinter „seiner“ Bahn. Die Fahrgäste
zeigten ebenfalls auf eindrucksvolle Weise,
dass ihnen die Strecke am Herzen liegt: Eine
am 19. Februar 2011 vom Förderverein gestartete
Unterschriftensammlung brachte bereits
mehr als 25 000 Unterschriften zusammen!
Protestfahrten
am 30. Januar und
19. März führten zu
teilweise überfüllten
Zügen. In zahlreichen
Foren und
Leserbriefen wurde
und wird die Rettung
der traditionsreichen
Bahn gefordert.
Sogar eine
Musikgruppe, die
deutschlandweit
bekannten Randfichten,
setzen sich
für den Erhalt der
Döllnitzbahn ein.
Auf der Döllnitzbahn wurde bereits viel erreicht,
ohne aber schon alle Fahrgastpotenziale
auszuschöpfen. So erschließt die Bahn
zwei historisch interessante Bauten, das
Schloss in Leuben und das Schloss Ruhetal.
Ersteres befindet sich im Wiederaufbau. Bei
der erwähnten Protestfahrt am 29. Januar
wurde zwischen Thalheim und Naundorf
ein provisorischer Haltepunkt eingerichtet,
damit die Reisenden das Schloss Leuben besuchen
konnten. Ein dauerhafter Haltepunkt
nebst Weg zum Schloss Leuben dürfte technisch
unproblematisch sein. Man muss es nur
wollen.
Das Schloss Ruhetal liegt sogar direkt am
Bahnhof Mügeln Stadt. Leider konnte bisher
noch keine publikumsorientierte Nutzung für
dieses Bauwerk erreicht werden, doch das
wird sich sicherlich ändern. In der Nähe des
wieder in Betrieb zu nehmenden Streckenteils
nach Kemmlitz wiederum befindet sich
der sogenannte Kaolinsee – ebenfalls ein Anziehungspunkt
für Ausflügler.
Den Wert der Schmalspurbahnen vor
allem für den Tourismus hat die CDU/FDPRegierung
in Sachsen übrigens im Grundsatz
durchaus erkannt. So findet sich im Koalitionsvertrag
eine Aussage, die betreffenden
Strecken fördern zu wollen. Unter anderem
ein Landesparteitag der FDP soll in dieser Frage
weitere Klärung bringen.
Pläne und Geld für die Döllnitzbahn
Der sächsische Verkehrsminister Sven Morlok
(FDP) stellte im April Pläne vor, die Schmalspurbahnen
aus der Verantwortung der
Zweckverbände auszugliedern und einer
anderen Organisationsform zu unterstellen –
zum Beispiel einer entsprechenden GmbH,
einem besonderen Zweckverband oder einem
Eigenbetrieb Sachsens. So lobenswert
diese Initiative an sich ist, so hat sie doch einen
Pferdefuß: Für die Schmalspurbahnen ist
nach diesem Ansatz allein eine touristische
Orientierung vorgesehen. Die Döllnitzbahn
jedoch benötigt zum Überleben auch den
Schülerverkehr. Ob sich hier eine Regelung
finden lässt? Jedenfalls sind dank des hohen
Rationalisierungsgrads der Döllnitzbahn nur
vergleichsweise geringe Mittel aus einem solchen
Förderprogramm erforderlich, um die
Bahn zu erhalten.
Hoffnung auf ein Weiterbestehen der
Döllnitzbahn gab es bereits am 1. April –
und das war kein Aprilscherz. Der Beirat der
Sparkassen-Stiftung für die Region Torgau-
Oschatz beschloss, die Döllnitzbahn GmbH
für das Jahr 2011 mit einer Zuwendung von
10 000 Euro zu fördern. Dies ist natürlich
überaus verdienstvoll, doch bis die Strecke
dauerhaft gesichert ist, wird wohl noch viel
Wasser durch die Döllnitz zur Elbe fließen.
(hjb)
Weitere Infos: www.doellnitzbahn.de
www.wilder-robert.de
DBV-Förderverein Wilder Robert e. V.
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