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Mit dem 1. Februar 1995 trat bei der Deutschen Bahn AG eine Fahrpreiserhöhung
ein. lm Netz der ehemaligen Deutschen Reichsbahn wurde der
Fahrpreis in der 2. Klasse von 16 auf 20 Pfennige, also um 25%, erhöht.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert diese Fahrpreiserhöhung, da
die Bahn auf vielen Fernverkehrsstrecken immer noch keine akzeptablen
Fahrzeiten vorweisen kann. Der Grund hierfür liegt in den zahlreichen
Streckenbauarbeiten, die im Zuge der Umsetzung der Verkehrsprojekte
Deutsche Einheit notwendig geworden sind. So weisen beispielsweise die
InterCity-Züge von Berlin nach Leipzig eine Fahrzeit von über zwei
Stunden auf. Das ergibt eine Reisegeschwindigkeit, die deutlich
unter 90 km/h liegt. Im Vergleich dazu werden im alten Bundesgebiet
Reisegeschwindigkeiten von bis zu 190 km/h erzielt.
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Instinktlos: Wer ab Berlin-Lichtenberg oder Hauptbahnhof z.B. nach Dresden, Halle oder Leipzig fahren will, muß seit dem 1. Februar auch noch dafür zahlen, daß er als Folge der deutschen Teilung noch immer einen großen Umweg fahren muß. Foto: Frank Böhnke |
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Demgegenüber können jetzt Reisende, die erst in Berlin-Wannsee, Berlin-Spandau oder Flughafen Berlin-SchönefeId zusteigen, Geld sparen, weil diese Bahnhöfe nicht mehr zum Tarif "Berlin Stadtbahn" zählen. Foto: Thomas Billik |
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Doch neben den Fahrpreisen hat die Bahn AG auch die Tarifentfernungen erhöht.
Gerade die Berliner sind von dieser Maßnahme besonders betroffen:
Vor dem Krieg fuhren die Züge ab den großen Kopfbahnhöfen, wie z.B. dem
Anhalter Bahnhof, auf direktem Weg in die Ferne. Der Fahrpreis wurde
anhand dieser Direktverbindungen berechnet. Auch mit der Unterbrechung
dieser Radialstrecken durch den Mauerbau blieb es bei dieser Tarifbildung,
obwohl die Reisenden große Umwege über den Berliner Außenring in Kauf nehmen
mußten. Erst jetzt wurde dieser "Teilungsbonus" abgeschafft. Seit
dem 1. Februar "dürfen" die Fahrgäste für zeitaufwendige Umwegfahrten
über den Außenring - die ehemaligen Direktverbindungen sind ja leider
immer noch nicht wiederhergestellt worden - voll bezahlen.
Von "Berlin Stadtbahn" nach Halle (Saale) werden dem Tarif nun nicht
mehr 162 km sondern 177 km zugrundegelegt - 15 km mehr.
Die Tarifentfernung nach Leipzig erhöht sich sogar um 21 auf 186 km, die
nach Dresden "nur" um 12 auf 193 km.
Die DB AG greift den Berliner Reisenden also gleich zweimal in die
Tasche: mit den höheren Tarifen pro Kilometer und mit der Vergrößerung
der Tarifkilometer. Letzteres ist besonders unsensibel, weil der
Wegfall vom "Teilungsbonus" eine regelrechte Bestrafung darstellt, indem
für die unfreiwilligen zeitraubenden Umwegfahrten nun auch noch höhere
Fahrpreise entrichtet werden müssen.
Ein kleiner Trost bleibt: Durch die neuen Regelungen für den Raum Berlin
kann ein Teil der Reisenden seit dem l. Februar auch einige Mark sparen,
denn der Fahrkartenaufdruck "Berlin Stadtbahn" Steht ab sofort nur noch
für die Berliner Bahnhöfe Charlottenburg, Zoo, Friedrichstraße, Hauptbahnhof
und Lichtenberg, während bislang z.B. auch Flughafen Berlin-Schönefeld,
Berlin-Wannsee und Berlin-Spandau inbegriffen waren. Reisen ab diesen
Bahnhöfen wurden dadurch billiger. Beim Ausstellen der Fahrkarte muß jedoch
auf die Angabe des entsprechenden Abgangsbahnhofes geachtet werden. Selbst
wer vom Zentrum aus verreisen will, kann noch Geld sparen, wenn mit den
Nahverkehrsmitteln zum VBB-Tarif zu einem Fernbahnhof am Stadtrand
vorgefahren wird. Die Ersparnis beträgt beispielsweise rund 4 DM
für die, die nicht am Hauptbahnhof, sondern erst am Flughafen
Berlin-Schönefeld den Fernzug nach Dresden besteigen.
IGEB
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