|
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember
2011 müssen die Fahrgäste der Regionalzüge
zwischen Berlin und Potsdam auf die
S-Bahn-Linie S 7 umsteigen. Während diese
den Winter über relativ stabil verkehrte,
gibt es seit dem 29. April erhebliche Verspätungen
und immer wieder Zugausfälle.
Der Grund sind Bauarbeiten im Bereich Nikolassee,
so dass die S 7 dort bis November
nur eingleisig fahren kann und zusätzlich
zwischen Nikolassee und Wannsee die Fahrgäste
der von Wannsee nach Nikolassee zurückgezogenen
S 1 aufnehmen muss.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB erneuerte
deshalb seine Forderungen, die bereits
2011 in Gesprächen mit VBB, S-Bahn und BVG
eingebracht wurden:
- Verlängerung des 10-Minuten-Taktes auf
der S 7 abends um rund drei Stunden bis
Mitternacht. Eine solche Verlängerung des
abendlichen 10-Minuten-Taktes gibt es seit
dem 29. April zwar auf der S 1 zum S-Bahnhof
Nikolassee. Dieses Zusatzangebot nutzt
den Umsteigern von Berlin Richtung Potsdam
aber nichts, wenn nicht auch auf der
S 7 der 10-Minuten-Takt abends verlängert
wird.
- Verlängerung der in Wannsee endenden
Buslinien 114 und 316 zum S-Bahnhof Nikolassee
(Eingang Borussenstraße, wie einst
der Bus 118 fuhr), damit die Fahrgäste dort
direkt in die S 1 einsteigen können. Für die
Fahrgäste dieser Linien hat sich die Fahrzeit
Richtung Zehlendorf/Steglitz/Schöneberg
durch das Zurückziehen der S 1 nach Nikolassee
oft mehr als verdoppelt. Wichtig ist
die Maßnahme ganz besonders bei der Buslinie
316, weil in dieser auch Fahrgäste aus
Potsdam sitzen.
- Verdichtung des Zugangebotes auf der
Stadtbahn. Ein erheblicher Teil der Verspätungen
auf der S 7 entsteht auf der Stadtbahn.
Verspätungen gibt es vor allem durch
die zeitweilige 8-Minuten-Lücke, durch
Stoßverkehre zu Vorlesungsbeginn an den
Universitäten, durch große Gruppen mit
Gepäck nach Ankunft eines Fernzuges am
Berliner Hauptbahnhof sowie durch die
vielen Touristen, die als Gruppe oder durch
Ortsunkenntnis langsamer ein- und aussteigen.
Deshalb hat der Berliner Fahrgastverband
IGEB seine Forderung bekräftigt, dass
die S 75 von Wartenberg tagsüber täglich im
10-Minuten-Takt bis zum S-Bahnhof Westkreuz
durchgebunden werden muss. Damit
fahren dann jeweils 6 Züge innerhalb von
20 Minuten. Nur diese Maßnahme ist geeignet,
die Verspätungen durch das hohe und
weiter wachsende Verkehrsaufkommen auf
der Stadtbahn abzubauen und damit die S 7
nach Potsdam (und zugleich die S 5 nach
Strausberg) zu stabilisieren.
- Darüber hinaus sind kurzfristige betriebliche
Maßnahmen bei der S-Bahn zur Stabilisierung
des S-Bahn-Verkehrs auf der S 7
und auch auf der S 1 erforderlich. Sinnvoll
wäre zum Beispiel, die Züge der S 7 auf dem
unübersichtlichen S-Bahnsteig Nikolassee
durch eine Aufsicht statt durch die Fahrer
abfertigen zu lassen. Eine Umsetzung der
Aufsicht von Wannsee nach Nikolassee ist
leider am Betriebsrat gescheitert.
Finanziert werden können die zusätzlichen
Angebote aus den S-Bahn-Fahrten zum Flughafen
BER, die zum 3. Juni 2012 bestellt wurden,
aber durch die Verschiebung der Flughafeneröffnung
bis mindestens 17. März 2013
noch nicht gefahren werden können.
Wesentlich ist außerdem mehr Ehrlichkeit.
Angesichts des Ausmaßes der eingleisigen
Abschnitte und der weiterhin notwendigen
Betriebsfahrten zur Werkstatt in Wannsee
sollte niemand die Erwartung wecken, dass
der S-Bahn-Verkehr zwischen Berlin und Potsdam
bis November 2012 (geplantes Ende der
Bauarbeiten in Nikolassee) so stabil gefahren
werden kann, wie es noch bis zum Beginn dieser
zusätzlichen Bauarbeiten am 29. April 2012
möglich war. Auch die vorstehend genannten
IGEB-Forderungen werden das nicht ermöglichen,
können aber einen wichtigen Beitrag zur
Entspannung der Situation leisten.
An dieser schwierigen Situation sind auch
die Länder Berlin und Brandenburg mitschuldig,
die sich seit 1990 nur unzureichend für
den überfälligen zweigleisigen Ausbau der
S-Bahn-Strecke Wannsee—Potsdam Hbf eingesetzt
haben. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
|