Der zwischen Magdeburg und Berlin verkehrende
InterRegio-Express (IRE) wurde
am 13. Dezember 2010 als neues, schnelles
Angebot eingeführt und verkehrt seitdem
montags bis freitags zweimal täglich in jeder
Richtung. Bereits nach zwei Jahren wird nun
aber schon wieder Schluss sein. Die Deutsche
Bahn stellt den auf zwei Jahre befristeten Probebetrieb
zum kommenden Fahrplanwechsel
am 9 Dezember 2012 ein.
Begründet wird die Einstellung – wie sollte
es anders sein – mit einer unzureichenden
Nachfrage. Dabei wurde mit der im Vergleich
zum Regionalexpress RE 1 schnelleren Bahnverbindung
ein wichtiges Ergänzungsangebot
geschaffen, weil es seit der Verlagerung
fast des gesamten Fernverkehrs zwischen
Hannover und Berlin auf die Schnellfahrstrecke
über Wolfsburg eine deutliche Angebotslücke
zwischen Magdeburg und Berlin gibt.
Der IRE verkehrt deshalb ohne Zwischenhalt
ab/bis Magdeburg Hbf über Berlin Südkreuz,
Berlin Potsdamer Platz und Berlin Hbf, teilweise
darüber hinaus ab/bis Berlin-Gesundbrunnen.
Die
Fahrzeit beträgt dabei rund 85
Minuten, der RE 1 benötigt demgegenüber
derzeit 113 Minuten.
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Anstatt die Mängel zu analysieren und das Angebot weiterzuentwickeln, soll der IRE Magdeburg—Berlin zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 eingestellt werden. Foto: Marc Heller |
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Dennoch kann das neue Angebot nicht zufriedenstellen.
Die Fahrplanlagen der beiden
Zugpaare sind vor allem für Geschäftsreisende
bzw. Touristen aus dem Raum Magdeburg
interessant, kaum dagegen für Bahnkunden
aus dem Ballungsraum Berlin. Der Zeitpunkt
für den Probebetrieb hätte zudem kaum ungünstiger
sein können: Die umfangreichen
Bauarbeiten zwischen Berlin-Charlottenburg
und Berlin-Wannsee mit der Komplettsperrung
der Strecke im laufenden Fahrplanabschnitt
zwingen zu Umwegfahrten über den
südlichen Berliner Außenring. Aus Kundensicht
inakzeptabel ist zudem der – wenngleich
politisch gewollte – Verzicht auf die
Halte in Brandenburg Hbf und Potsdam Hbf.
Ein Halt in Potsdam hätte zwar eine Führung
der Züge über Berlin-Wannsee auf die Stadtbahnstrecke
notwendig macht, aber das hätte
ebenfalls zusätzliche Fahrgäste gebracht.
Unverständlich bleibt auch, dass die Chance
vertan wurde, das IRE-Angebot weiterzuentwickeln.
Statt der reinen Punkt-Punkt-Verbindung
Magdeburg—Berlin wären beispielsweise
– analog zum ehemaligen InterRegio-
System – bei einer Linienverlängerung über
Magdeburg bzw. Berlin hinaus neue Direktverbindungen
möglich gewesen. So hätte es bei
Führung der IRE-Züge ab/bis Braunschweig
Hbf oder sogar Hannover Hbf eine günstige
Alternative zu dem vergleichsweise teuren ICEbzw.
IC-Angebot gegeben. Dann können auch
preissensible Kundengruppen, die vielfach in
Pkw-Fahrgemeinschaften ihr Ziel erreichen,
für die Bahn gewonnen werden.
Außerdem wäre es hilfreich gewesen, alle
Tariffragen, z. B. die Anerkennung von VBBTickets
und die Freifahrt von Schwerbehinderten
(siehe SIGNAL 1 und 3/2012 ), vorab
eindeutig zu regeln.
Unverzichtbar ist für solche Angebote
nicht zuletzt eine attraktive Fahrplanlage der
Züge: Jeweils ein IRE-Zugpaar morgens, mittags
und am späten Nachmittag oder frühen
Abend wären für diese Relation das Mindestangebot.
Statt Einstellung sollten sich alle Beteiligten
für eine Neuauflage des InterRegio-Expresses
mit deutlich verbesserten Rahmenbedingungen
einsetzen. Deutscher Bahnkunden-Verband
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