Vom 7. bis 11. Juni 1989 findet in Berlin (West) der Evangelische Kirchentag
statt. Über 140.000 Teilnehmer haben
sich angemeldet. Wie in einem Brennglas werden dann noch einmal die
Folgen einer jahrelangen falschen Verkehrspolitik sichtbar werden:
Die meisten Teilnehmer werden in
mehr als 1.500 Reisebussen anreisen
und einen nicht unerheblichen Teil ihrer Reisezeit an den Grenzübergängen
verbringen dürfen. Die Eisenbahn als
Alternative? Um nur 29 Sonderzüge
unterzubringen, benötigt die Deutsche
Reichsbahn 15 Stunden! Der erste Zug
aus Westdeutschland wird deshalb
schon um kurz nach 4 Uhr morgens,
der letzte nach 19 Uhr abends ankommen (der Kirchentag beginnt um 18.00
Uhr). Da durch die Betonschwellensanierungen bei der DR die Reisezeiten
zum Sommerfahrplan teilweise erneut
verlängert wurden, wird für so manchen
Kirchentagsbesucher diese Bahnfahrt
wohl die vorerst letzte Zugreise nach
Berlin gewesen sein!
Ist erst die Tortur der Anreise überstanden, geht es in Berlin weiter; genauer: es geht nicht
weiter. ICC, Messegelände, Olympiastadion, Waldbühne, sie alle werden von der S-Bahn gut
erschlossen. Doch Ringbahn und Olympiabahn liegen seit 1980 brach, verrotten.
Ein kurzfristiger S-Bahn-Sonderverkehr auf der Olympiabahn scheiterte
am Widerstand von Verkehrsverwaltung und BVG. Nun also muß die BVG
erneut einen mit der U·Bahn-Linie 1
und Sonderbussen völlig unzureichenden Zubringerverkehr anbieten.
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Großbaustelle mit S-Bahn: der Bahnhof Zoo im August 1988. Ab 22. Mai 1989 verkehren die Züge endlich wieder im 10-Minuten-Takt. Foto: M. Hirsch |
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Auch der 10-Minuten-Takt (statt jetzt
20) auf der S2 nach Lichtenrade wäre
schon möglich gewesen, wenn zu den
Zeiten von Verkehrssenator Wronski
die Weichen richtig gestellt worden wären. Bleibt als Trost, daß es der
Senatsbauverwaltung gelang, dank des milden
Winters die Bauarbeiten auf der Stadtbahn soweit abzuwickeln, daß zum
Kirchentag auf der S3 ganztägig im 10-Minuten-Takt gefahren werden kann.
Doch insgesamt werden die öffentlichen Verkehrsmittel sowohl auf den
Wegen nach Berlin als auch in Berlin
vielen Kirchentagsbesuchern in wenig
guter Erinnerung bleiben. Verkehrsprovinz Berlin. Da ist es auch kein
Trost, daß die Rheinbahn 1985 in Düsseldorf und der Frankfurter Verkehrs-Verbund 1987
den Kirchentagsverkehr
ebenfalls nicht bewältigen konnten. IGEB
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