Auch wenn die nun beschlossene Erhöhung
seitens der Deutschen Bahn im Vergleich zu
anderen europäischen Bahnen als „moderat“
gepriesen wird, kann die Konkurrenzlage zu
anderen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise
dem Fernbus, angesichts obiger Fahrpreiserhöhungen
nicht außer Acht gelassen werden.
Der maximal zu zahlende Normalpreis
innerhalb Deutschlands, 2. Klasse, für eine
einfache Fahrt mit ICE-Nutzung wird sich
ab dem kommenden Fahrplanwechsel von
135 auf 139 Euro erhöht. Das betrifft beispielsweise
die Strecke von Hamburg nach
München.
Unverändert bleiben die Preise für den
Sparpreis (ab 29 Euro für die einfache Fahrt
innerhalb Deutschlands in der zweiten und
ab 49 Euro in der ersten Klasse). Auch das
Europa-Spezial bleibt mit einem Preis ab 39
Euro preisstabil. Bei den vergleichsweise ohnehin
teuren Sitzplatzreservierungen bleibt
den Bahnkunden ebenfalls eine Erhöhung
erspart. Der Preis für das beliebte Schöne-
Wochenende-Ticket wird dagegen um 2 Euro
auf dann 42 Euro (bei Erwerb über das Internet
oder am Automaten) angehoben.
Stammkunden von Preiserhöhungen
besonders betroffen
Gerade die treuesten Kunden bzw. Vielfahrer
sind von den Fahrpreiserhöhungen besonders
betroffen, erst recht, wenn die Mehrjahresentwicklung
betrachtet wird. Dies wird
anhand der bei den DB-Stammkunden beliebtesten
Rabattkarte, der BahnCard, deutlich
(bezogen auf die 2. Klasse).
Besonders ärgerlich ist die überdurchschnittliche
Erhöhung für die attraktive BahnCard
50. Vor der Erhöhung im Dezember 2007
kostete diese noch 212 Euro! Heftig ist auch
der Preissprung bei der Mobilitätskarte Bahn-
Card 100. Damit werden schwerpunktmäßig
diejenigen BahnCard-Angebote getroffen,
mit der sich eine für Vielfahrer in der Regel
notwendige hohe Flexibilität ohne Zugbindung
bei gleichzeitig hohem Rabatt optimal
kombinieren lassen.
Ziel müsste eigentlich die weitere Verbesserung
dieser Attraktivität sein – gerade vor
dem Hintergrund, dass die Normalpreise
durch die zum Teil massiven Erhöhungen der
letzten Jahre mittlerweile ein Niveau erreicht
haben, welches viele Kundengruppen entweder
nicht mehr zahlen können oder wollen.
Immerhin: Die City-Ticketfunktion für die
BahnCards soll erweitert werden. War diese
bislang auf den Zielort beschränkt, soll sie
entsprechend dem Wunsch vieler Bahnkunden
nun bereits für den Weg zum Abfahrtsbahnhof
gelten. Die erfreuliche Erweiterung
dieser Mobilitätsleistung wird allerdings zu
(einem vergleichsweise kleinen) Aufschlag
von 1 Euro für die Bahncard 25 und 2 Euro für
die BahnCard 50 führen.
Wettbewerbsdruck wird für die DB
durch Fernbuskonkurrenz steigen
Auch wenn die gestiegenen Energiekosten
nicht an der Bahn vorübergehen: Die Deutsche
Bahn verzeichnete im ersten Halbjahr
2012 erfreulicherweise eine Steigerung der
Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr
(ohne Arriva) um 4,4 Prozent oder 1,7
Milliarden Personenkilometer (Pkm) auf nun
39,7 Milliarden Pkm. Das operative Ergebnis
der Deutschen Bahn (EBIT) kletterte im ersten
Halbjahr 2012 sogar um 16,6 Prozent auf 1,3
Milliarden Euro.
Ein Umsatzplus in dieser Höhe
sollte reichen, um die gestiegenen
Energiekosten auszugleichen. Bei
einem Fortschreiben der Preispolitik
mit jährlichen Steigerungen
besteht die Gefahr, dass Fahrgäste
– und zwar speziell die Stammkunden
– sich künftig verstärkt
für andere Verkehrsträger entscheiden. Die
Chance, Kunden auf Dauer zu halten oder angesichts
überlasteter Straßen sogar deutlich
mehr Neukunden für die Schiene zu gewinnen,
lässt sich auf diese Weise wohl kaum
erreichen. Der Konkurrenz- bzw. Preisdruck
dürfte in den nächsten Jahren sogar noch zunehmen,
da die politischen Pläne nunmehr
konkret werden, Busfernlinienverkehre in
großem Stil zuzulassen.
Nicht zuletzt trägt auch der Bund als Eigentümer
der Deutschen Bahn seinen Teil zu
der Fahrpreisentwicklung bei: So musste die
Deutsche Bahn allein im Jahr 2011 insgesamt
525 Millionen Euro Dividende an den Bund
überweisen. Auch für die Erwirtschaftung
dieses Betrags müssen die Bahnkunden letztlich
teuer zahlen! Deutscher Bahnkunden-Verband
IGEB Fernverkehr
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