Vogtland-Express durch Busse ersetzt
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Vogtland-Express in Berlin Zoologischer Garten. Seit 1. Oktober 2012 gibt es dieses Bahnangebot nicht mehr, stattdessen fährt ein Fernbus. Foto: Christian Schultz |
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Seit dem 1. Oktober 2012 verkehrt der Vogtland-
Express zwischen Reichenbach (Vogtl)
ob Bf. und Berlin nunmehr als täglicher reiner
Busbetrieb; das Angebot auf der Schiene
wurde komplett ersetzt.
Bislang bestand ein Misch-Konzept Bahn/Bus: Die Verbindung auf der Schiene gab
es freitags bis montags, die Fernbusverbindung
dienstags bis donnerstags; hiervon abweichende
Regelungen betrafen die sächsischen
Sommer- und Herbstferien.
Die Halte der Linienbusverbindung
beschränken sich (wie bisher auch) auf
Reichenbach (Vogtl) ob Bf., Zwickau Hbf,
Chemnitz Hbf, Berlin-Schönefeld Flughafen,
Berlin Zoologischer Garten und Berlin
Zentraler Omnibusbahnhof. Einer möglichst
kurzen Gesamt-Fahrzeit – entsprechend
der Schienenverbindung – wurden die bisherigen
Zughalte in Glauchau, Hohenstein-
Ernstthal, Mittweida, Waldheim, Döbeln Hbf,
Riesa, Berlin Alexanderplatz, Berlin Friedrichstraße
und Berlin Hbf geopfert. Insofern
verschlechtert sich das Angebot in diesen
Fällen.
In Reichenbach besteht Anschluss zur
Vogtlandbahn von bzw. nach Plauen und
Adorf.
Begründet wurde die Einstellung der
Bahnverbindung mit erheblichen Kostensteigerungen
bei den Energie- und Infrastrukturkosten;
die Fahrgeldeinnahmen
reichten in dieser Relation für einen eigenwirtschaftlichen
Bahnbetrieb nicht mehr
aus. Der Busbetrieb wird dagegen mit deutlich
geringeren Kosten belastet und bietet
daher für die Vogtlandbahn GmbH die letztlich
günstigere wirtschaftliche Perspektive.
Direktzüge Nürnberg—Prag werden
eingestellt
Die geplante Einstellung der beiden umsteigefreien
ALEX-Bahnverbindungen zwischen
Nürnberg und Prag zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2012 haben ihre Ursache im
Wesentlichen in der Konkurrenz der parallelen
Expressbus-Verbindung der Deutschen
Bahn. Im Grundsatz werden die Verbindungen
zwar weiterhin bestehen, jedoch ab
genanntem Zeitpunkt ausschließlich mit
Umstieg in Schwandorf. Hier besteht ab 9.
Dezember 2012 Anschluss an die zwischen
München und Prag über Regensburg und
Furth im Wald verkehrenden ALEX-Verbindungen.
Ergänzend bestellt die Bayrische
Eisenbahngesellschaft (BEG) weitere
Nahverkehrsverbindungen auf der Strecke
Schwandorf—Amberg—Nürnberg.
Immerhin: Entsprechend der vergleichsweise
starken Nachfrage verkehren ab dem
Fahrplanwechsel vier statt bislang zwei
durchgehende Zugpaare zwischen München
und Prag. Die ohnehin schon unbefriedigende
Fahrzeit erhöht sich dagegen
durch den Umsteigezwang zwischen Nürnberg
und Prag um ca. 10 Minuten. Letztlich
wird das Angebot auf der Schiene in dieser
Relation also nochmals schlechter. So benötigen
die Züge zwischen Nürnberg und
Prag derzeit bereits eine Fahrzeit von rund
5 Stunden, die Punkt-Punkt-Verbindung mit
dem Express-Bus beträgt dagegen nur gut
3,5 Stunden!
Wettbewerbsverzerrungen durch
fehlende Busmaut
Die Schiene ist in der Relation Nürnberg—
Prag gleich doppelt benachteiligt: Für jeden
Zug sind Trassen- und Stationsgebühren
fällig. Eine Busmaut gibt es dagegen nicht,
entsprechende politische Pläne dafür schon
gar nicht. Auf diese Weise können natürlich
günstigere Tarife angeboten werden – zu
Lasten des Schienenpersonenverkehrs.
Des Weiteren fehlt nicht nur in der Relation
Nürnberg—Prag eine Infrastruktur, die
der Schiene eine faire Chance im Wettbewerb
ermöglicht. Aufgrund der heute leider
nur möglichen niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeit
ist die Schiene dem Fernbus,
welchem eine inzwischen gut ausgebaute
Autobahn zur Verfügung steht, deutlich unterlegen.
Der Ausbau bzw. die Elektrifizierung
der Bahnstrecke zwischen Nürnberg,
Marktredwitz und der deutsch-/tschechischen
Grenze wurde durch den Bund bislang
immer wieder vertagt (siehe hierzu
auch den Artikel auf Seite 20 in diesem Heft).
Entsprechend dem Investitionsrahmenplan
2011 – 2015 kann mit diesem Projekt erst
nach 2015 begonnen werden.
Die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU,
FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben
sich nach langen Verhandlungen auf einen
Kompromiss für die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes
(PBefG) geeinigt,
womit nun u. a. der Markt für Fernlinienbusse
liberalisiert werden soll. Auch die Ländervertreter
unterstrichen die Absicht, den gefundenen
Kompromiss im Bundesrat zügig
umzusetzen.
Novelle des Personenbeförderungsgesetzes
gefährdet Fernverkehr
auf der Schiene
Grundsätzlich ist konkurrierenden Verkehrsangeboten
im Fernverkehr sicherlich nichts
entgegenzuhalten, so auch nicht der Zulassung
von Fernbusverkehren. Zwingend
notwendig ist dabei aber die Herstellung
gleicher Wettbewerbsbedingungen. Diese
betreffen neben der Einführung einer
Busmaut und dem zügigen Ausbau der
Schieneninfrastruktur auch gleiche Sicherheitsstandards,
gleiche Fahrgastinformation
und gleiche Fahrgastrechte. So hat der
Bahnkunde beispielsweise bei einer eingetretenen
Verspätung von 1 Stunde am Zielort
das Recht auf eine Fahrpreiserstattung
von 25 Prozent, bei einer Verspätung von 2
Stunden sogar von 50 Prozent.
Es ist unverständlich, dass diese Themen
bei der Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes
völlig ausgeklammert
wurden. Wenn es hier keine politischen Korrekturen
gibt, wird die geplante Zulassung
von Fernbusverkehren – auch in direkter
Konkurrenz zu Angeboten des Schienenverkehrs
– künftig die wirtschaftliche Betriebsführung
etlicher weiterer Fernverbindungen
auf der Schiene gefährden. Deutscher Bahnkunden-Verband
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