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Als die Straßenbahn noch zur Jessener Straße fuhr, hier hinter dem Hauptbahnhof am restaurierten Wasserturm. Ob die Tram wiederkehrt? Foto: Florian Müller, Juni 2010 |
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Seit über drei Jahren ist strittig, ob der Straßenbahn-
Ast von Cottbus Hauptbahnhof
zur Jessener Straße erhalten bleiben soll
oder nicht. Eine Vorentscheidung fällt im
Rahmen der anstehenden Umgestaltung
des Vorplatzes am Hauptbahnhof (siehe u. a.
SIGNAL 2/2012 ). In dem ständigen Hin und
Her zwischen einer Entscheidung zugunsten
der Straßenbahn und einer Entscheidung
zugunsten einer Umstellung auf Busverkehr
sind zuletzt die Chancen der Straßenbahn
wieder gestiegen.
Pro Bus: 24.06.2009
Die Cottbuser Stadtverordneten beschließen,
dass „die Verwaltung (…) beauftragt
wird, den Ersatz der (…) Straßenbahnstrecken
Bonnaskenplatz—Schmellwitz-Anger
und Hauptbahnhof—Jessener Str. durch
Busverkehr vorzubereiten“.
Pro Tram: Nach dem 24.06.2009
ProTramCottbus (PTC) initiiert ein Bürgerbegehren,
das die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit
mehrerer Neubaustrecken
zum Inhalt hat. Die dort enthaltenen Forderungen
übernimmt die Stadtverwaltung
und beauftragt die Firma VCDB mit einer
entsprechenden Machbarkeitsstudie. Und
tatsächlich: Die Studie vom 18.08.2010 weist
für die Neubaustrecke zum Carl-Thiem-Klinikum
einen Nutzen-Kosten-Faktor von 2,82
mit einem jährlichen Nutzen von 440.000
Euro nach! Damit scheint die Strecke zur
Jessener Straße zunächst einmal gesichert,
denn über große Teile dieser Trasse führt die
Schleife zum Klinikum.
Pro Tram: Mai 2011
Der Beschluss vom 24.06.2009 enthält auch
einen Passus zum Bau einer Tram-Schleife
am Hauptbahnhof. Im Mai 2011 wird von der
Stadtverwaltung ein dementsprechender
Plan vorgestellt. Er enthält auf neuer Trassenführung
einen Anschluss an die Strecke
zur Jessener Straße, siehe Grafik.
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Wird bei der Neugestaltung des Vorplatzes am Hauptbahnhof keine Weiche eingebaut, wäre das das Ende des Tram-Astes zur Jessener Straße und damit auch für das Projekt einer Tram-Schleife zum Klinikum Karte: osm, Ergänzungen: Florian Müller |
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Pro Bus: 28.03.2012
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt,
dass die Planung der Bahnhofsschleife
in zwei Varianten erfolgen soll: Mit
Weiche für den Anschluss an den Ast Jessener
Straße und ohne Weiche (siehe Grafik).
In der Begründung zum Beschluss wird
ausgeführt: „Da aus heutiger Sicht der
dauerhafte Bestand der Gleisanlage in der
Vetschauer Str./Richtung Jessener Str. nicht
gesichert ist, muss die Vorzugsvariante so
weiter geplant werden, dass der betreffende
Gleisanschluss nur optional Berücksichtigung
findet. Diese Vorgehensweise
stellt sicher, dass ausschließlich verkehrlich
begründete und notwendige Infrastruktur
geplant und gebaut wird. Die verkehrliche
Bedeutung des Gleisanschlusses ist direkt
verbunden mit der Streckennetzerweiterung
zum Carl-Thiem-Klinikum. Derzeit ist
dieses Vorhaben finanziell nicht realisierbar.
Der Gleisanschluss Vetschauer Str./Richtung
Jessener Str. wird so geplant, dass er nur im
Zusammenhang mit dieser Maßnahme ausgeführt
wird. Ohne diesen Gleisanschluss
reduzieren sich die Finanzierungsanteile
Cottbusverkehr um 577 T€ Netto (ink. Nebenkosten).“
Also: Keine Weiche, der Zweig Jessener
Straße ist tot, die Klinikums-Schleife würde
bei Realisierung teurer werden.
Pro Tram: Nach dem 28.03.2012
PTC macht auf allen Ebenen Druck gegen
diesen Beschluss: Brief an den OB, Brief an
die Stadtverordneten, Stellungnahmen in
der Presse. Eigentlich fehlt nur noch ein neues
Bürgerbegehren. Nebenbei fragt sich PTC,
ob denn ein derartiger Preis für eine Weiche
tatsächlich gerechtfertigt sein kann.
Pro Tram: Juli 2012
Völlig überraschend ist am 26.07.2012 in der
Lausitzer Rundschau (LR) zu lesen: „Erst vor
einer Woche hatte der Aufsichtsrat des städtischen
Verkehrsbetriebes sich für den Erhalt
der Strecke ausgesprochen. Beim geplanten
Umbau des Bahnhofsvorplatzes zum Verkehrsknoten
muss deshalb nun auch eine
neue Weiche eingebaut werden.“ Haben
die Proteste von PTC gewirkt? Es scheint so!
Pro Tram: September 2012
Laut Lausitzer Rundschau vom 13.09.2012 hat
nun inzwischen der Umweltausschuss der
Stadtverordnetenversammlung den neuen
alten Plänen zugestimmt. Die Entscheidung
der Stadtverordnetenversammlung steht
noch aus. Cottbusverkehr veröffentlicht erste
Pläne für die Linienführung ab 2015. Danach
soll die Linie 1 von Neu-Schmellwitz (bisher
Linie 4) zur Jessener Straße verkehren. Die
Linien 2 und 3 bleiben unverändert.
Und jetzt: Alles in Butter?
Wohl kaum, denn der Zweig nach Schmellwitz-
Anger ist nach den neuen Plänen abgeklemmt.
Zwar muss man dieser Linie tatsächlich
mangelhafte Nutzung bescheinigen
(Fahrgastzahlen im Fahrzeug zwischen
den Haltestellen an Werktagen im Jahr 2009:
Bonnaskenplatz – 1200 – Beuchstr. – 900 –
Nordfriedhof – 600 – Am Nordrand – 400 –
Schmellwitz Anger) aber niemand hat bisher
nachgewiesen, dass die Umstellung auf Busverkehr
tatsächlich zu Einsparungen führt.
Und genau einen derartigen Nachweis fordert
PTC seit 2009 – bisher ohne Erfolg.
2009 hatte die Stadtverwaltung hierzu
eine völlig unzureichende Rechnung herausgegeben.
Danach bezog sie sich stets
auf ein Straßenbahnkonzept vom Dezember
2010, das aber PTC trotz mehrfacher Anforderung
noch nie in der Hand hatte. Was ist
an einem derartigen Konzept eigentlich so
geheim? Außerdem kam von der Stadtverwaltung
stets der Zusatz, dass man die Wirtschaftlichkeit
einer Strecke nicht losgelöst
betrachten könne. Warum eigentlich nicht?
Auch hier ist ein gesundes Misstrauen sicherlich angebracht. Ferner ist festzustellen,
dass ein Beschluss zur Umstellung des Astes
nach Schmellwitz-Anger auf Busverkehr
seitens der Stadtverordneten noch aussteht.
PTC ist darüber hinaus der Meinung, dass
vor einem derartigen Beschluss eine weitere
Erhebung der Fahrgastzahlen durchgeführt
werden sollte, sobald die Linie wieder als
Tram verkehrt (vermutlich ab 2013). Möglicherweise
haben sich die Schmellwitzer
zwischenzeitlich ja doch überlegt, dass man
ein bestimmtes Verkehrsmittel nur dann fordern
kann, wenn auch eine entsprechende
Auslastung erreicht wird.
Aktivitäten des Fahrgastbeirats
Fahrgastbeirat? Still ruht der See. Seit April
2012 fand keine Beratung mehr statt. Und
die zuvor durchgeführten Beratungen kann
man wohl eher als „verwaltungslastige Veranstaltungen“
charakterisieren. Wolfgang
Bialas, CDU-Stadtverordneter, scheint Recht
gehabt zu haben, als er laut Lausitzer Rundschau
vom 21.07.2009 zur Gründung des
Fahrgastbeirats feststellte: „Typisch Cottbus,
(…) die Leitung beansprucht der Oberbürgermeister
für sich – getreu dem Motto
,Cottbus bin ich‘“. (Dieter Schuster) ProTram Cottbus
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