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Am Sprechtag für Straßenbahn- und
Busfahrgäste stellten sich Herr Jähnichen,
Leiter der BVG-Abteilung Oberflächenverkehr, und Herr Jacobs,
Verkehrsdirektor der BVB, den Fragen des
Publikums.
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Beim Sprechtag für Bus- und Straßenbahnfahrgästen standen Wolfgang Jähnchen von der BVG (Mitte) und Friedrich Jacobs von der BVB (rechts) Rede und Antwort. Die Diskussion leitete Matthias Horth, Leiter der IGEB-Busabteilung. Foto: G. Radke |
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In seiner Einleitung faßte Herr Jähnichen die Maßnahmen der BVG nach
der Grenzöffnung zusammen, um anschließend einen
Ausblick auf die Zukunft zu geben.
Für den Winterfahrplan, der auch
bei der BVG künftig immer - entsprechend der Regeilung
bei den Staatsbahnen - von Ende
September his Ende Mai gelten wird,
kündigte er eine Reihe von Maßnahmen im Busliniennetz an:
- Die BVG-Buslinie
70 wird über die
Wollankstraße und
den S-Bf. Pankow
bis Pankow, Kirche
verlängert.
- Die BVG-Buslinie
89 wird über Bornholmer Straße bis
U-Bf. Vinetastraße
verlängert. Die Buslinie E wird eingestellt.
- Eine Buslinie 59 wird zwischen U-Bf. Rudow und Bf. Schönefeld
mit Schleifenfahrt über den Flughafen eingerichtet.
Die Buslinie E entfällt. Die Buslinie
41 wird bis zum U-Bf. Rudow zurückgezogen.
- Sobald die Straßenbauarbeiten im Bereich Clara-Zetkin-Straße
abgeschlossen sind, wird eine neue Buslinie 100
zwischen Bf. Zoo und Alexanderplatz/Mollstraße im Zuge der bisherigen
BVG-Buslinie 69 und weiter über Unter den Linden und
Karl-Liebknecht-Straße eingerichtet. Die BVG-Buslinie
69 wird dann nur noch zwischen Eichkamp und Bf. Zoo verkehren.
- Die BVB-Buslinie 47 wird vom Treptower Park bis zum U-Bf.
Schlesiches
Tor verlängert. Die Buslinie E wird eingestellt.
- Nach Abschluß der Straßenbauarbeiten soll
auch die BVB-Buslinie 7 über
Berliner Straße und Hermsdorfer
Damm bis zum S-Bf. Hermsdorf verlängert werden.
- Die BVG-Buslinie 92 wird bis zum Bf.
Falkensee verlängert und ersetzt die
bisher hier verkehrende Buslinie E.
Auch Herr Jacobs schilderte zunächst
die Leistungen der BVB in der Vergangenheit,
wobei er bis heute bestehende
Probleme ansprach wie z.B. Stromversorgungsengpässe
im Köpenicker und
Pankower Straßenbahnnetz, welche den
Einsatz moderner Tatra-Züge verhindern. Für den Dezember kündigte er
die Inbetriebnahme der Straßenbahnneubaustrecke Marzahn - Hellersdorf
an, die von den Linien 6 und 10 befahren werden
soll. Allerdings stehen auch
Großbaumaßnahmen im Köpenicker
Netz an, die aber nicht - wie von den
anwesenden Fahrgästen befürchtet -
eine schleichende Reduzierung des
Netzes einleiten sollen. Wesentliche
Maßnahmen werden der Einbau von
Fahrscheinautomaten und Entwertern
nach westlichem Standard in den Straßenbahnzügen sein.
Bei den Bussen soll
zukünftig der Fahrscheinverkauf durch
die Fahrer erfolgen.
In der anschließenden, lebhaft geführten
Diskussion gab es viele Fragen zum
Thema “genzüberschreitender" Verkehr.
Während für den Individualverkehr fast täglich die Eröffnung einer
neuen Straßenverbindung gefeiert wird,
bleiben die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel
auf der Strecke: Den Bewohnern des Umlandes und Ost-Berlins,
die in immer stärkerem Maße auf
den West-Berliner Arbeitsmarkt angewiesen sind,
werden mitunter wegen
nicht bestehender ÖPNV-Verbindungen riesige Umwegfahrten
mit zigfachem Umsteigen zugemutet, so daß die
Benutzung oder Anschaffung eines Autos selbst
im Ballungsraum Berlin
schon jetzt zwingend sein kann. Besondere
Kritik kam von Fahrgästen aus
Teltow, dem Bereich, wo noch nicht
einmal entlang einer unterbrochenen S-Bahn-Strecke an
die Einrichtung einer
zwischenzeitlichen Busverbindung gedacht ist.
Ferner wurde kritisiert, daß
frühestens zum Sommerfahrplan 1991
eine Verbindung zwischen Treptower
Park und dem Einkaufszentrum Hermannplatz/Karl-Marx-Straße zu
erwarten ist. Auf völliges Unverständnis stießen
im Publikum dabei die Begründungen der nicht lösbaren Fragen
unterschiedlicher Tarife und unterschiedlicher
Modalitäten beim Fahrscheinverkauf.
Ein Hinweis auf die bestehenden privaten Busverbindungen
Oranienburg -
Tegel und Ludwigsfelde - Nahmitzer
Damm löste die Frage nach dem fehlenden Tarifverbund für
die Regionalbuslinien aus.
Zu diversen ungünstigen Haltestellenlagen im Bereich
der BVB befragt, äußerte Herr Jacobs, daß bei vielen Haltestellen
die bezirklichen Behörden verantwortlich seien, die den
Straßenverkehr bevorzugen und darüber hinaus
für überlange Ampelaufenthalte sorgen
würden.
Auf Kritik stießen ferner die immer
noch verbreiteten Verfrühungen insbesondere in
den Abendstunden. Herr
Jähnichen sagte eine grundsätzliche
Überarbeitung der Fahrzeitbemessung
für das neue Buslinienkonzept zu. Ärgerlich auch,
daß trotz Regelung der
Anschlüsse an einigen wenigen Umsteigeknoten im Busnetz
über die Funkleitstelle dem Fahrgast dennoch keine
Umsteigemöglichkeit gegeben wird,
weil die Haltestellen viel zu weit auseinanderliegen -
wie zum Beispiel am Rathaus Steglitz.
Angesprochen wurde wiederum das
West-Berliner Kuriosum des Einstiegs
nur beim Fahrer. Hoffen darf der Fahrgast da
natürlich auf die Zukunft, denn
in einer vereinigten Stadt wird man
auch zu einer einheitlichen Zustiegsregelung kommen müssen - und im
“Schlenki”, den ja nun auch die BVG
anschaffen will, ist ein Zustieg allein
durch die praktisch einflüglige Vordertür undenkbar.
Sicher wurden nicht alle Fragen zur vollen Zufriedenheit
beantwortet, es wurde aber auch erkennbar, daß die beiden
Verkehrsbetriebe den Fahrgast zunehmend als Kunden
und nicht nur als Beförderungsfall ansehen und daß Veranstaltungen
dieser Art doch sehr zum
gegenseitigen Verständnis beitragen
können.
IGEB
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