Die S-Bahn-Strecke Wannsee - Potsdam ist überwiegend
(noch bzw. wieder vorhanden: Zwischen Wannsee
und Kohlhasenbrück wurde das S-Bahn-Gleis in Richtung Potsdam schon
vor einigen Jahren von der BVG wiederaufgebaut,
um es als Prüfgleis nutzen zu können. Zwischen Griebnitzsee
und Potsdam hat die DR ein Gleis (mit
Ausnahme der Stromschiene) wiederaufgebaut und
fährt darauf mit den
Nahverkehrszügen nach Potsdam. Es
fehlt also nur noch der rund 1 km lange
Abschnitt zwischen Kohlhasenbrück
und Griebnitzsee.
Wenn jetzt mit den Arbeiten begonnen
würde, dann könnten im Sommer 1991
wieder S-Bahn-Züge zwischen Wannsee und Potsdam fahren!
Diese IGEB-Einschätzung wird auch von Fachleuten
bei der DR geteilt. Aber anstatt mit
den Arbeiten zu beginnen, sucht der
Berliner Senat ständig nach Argumenten, die eine
Verteuerung und Verzögerung der Wiederinbetriebnahme
begründen. Dies zeigten erneut die Ausührungen
des Senats auf eine Kleine
Anfrage des Abgeordneten Michael
Cramer im Pressedienst Berlin (PDB)
vom 29. Oktober 1990.
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Bf. Wannsee. Stündlich verkehren von hier die Doppelstockzüge nach Potsdam, doch das reicht nicht aus. Foto: T. Staeck |
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Prellbock vor der Teltowkanalbrücke. Von Wannsee bis Kohlhasenbrück ist ein S-Bahn-Gleis nach Potsdam schon wieder aufgebaut, daß derzeit aber nur als Prüfgleis genutzt wird. Foto: Ch. Tschepe |
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Doch alle Senatsargumente gegen eine
schnelle und preiswerte Wiederinbetriebnahme
können widerlegt werden:
Die Seanats-Argumentation: Vorhanden ist nur ein
Gleis. Aber “für die S-Bahn ist ein zweigleisiger
Ausbau geplant. Hierbei ist die Elektrifizierung
der Fernbahn (1993./94) mit den von
der Reichsbahn geforderten Gleisabständen zu
berücksichtigen, was u.a.
den Neubau von Brücken zur Folge
hat.“ (PDB, 29.10.90)
Dazu die IGEB: Eine zweigleisige S-Bahn ist
hier höchstens langfristig erforderlich. Auf
absehbare Zeit ist eine
eingleisige Strecke mit Begegnunsmöglichkeiten
an den Bahnhöfen ausreichend. Damit kann problemlos ein
20-Minuten-Takt angeboten werden,
mit technischen Ergänzungen bei späterem Bedarf auch
ein 10-Minuten-Takt.
Folglich kann auch die Fernbahn elektrifiziert werden,
ohne das S-Bahn-Gleis verschieben zu müssen. Und damit
entfällt der Neubau von Brücken.
Die Senats-Argumentation: "Ein Teil
des Abschnittes Wannsee - Kohlhasenbrück ist für
den Endzustand dreigleisig
auszubauen, da auf das Prüfgleis nicht
verzichtet werden kann. Hierfür ist ein
vereinfachtes Planfeststellungsverfahren erforderlich
und das Fällen von
Bäumen im Betriebsbereich nicht zu
vermeiden." (PDB, 29.10.90)
Dazu die IGEB: Durch solche Maximal-Planungen wird die
schnelle Wiederinbetriebnahme der S-Bahn hier
und auf anderen Strecken verzögert
und verteuert. Es gibt überhaupt keinen
zwingenden Grund, das Prüfgleis nicht
sofort auch als Streckengleis nach Potsdam zu
nutzen. Aber es gibt gute Gründe, das Prüfgleis
nicht zur Planungsgrundlage für den “Endzustand” zu
machen. Unter den alten West-Berliner
Bedingungen hatte diese Planung eine
Berechtigung. Doch mit der Zusamenfügung des
Berliner S-Bahn-Netzes
kann jetzt auf ein separates Prüfgleis
zwischen Wannsee und Kohlhasenbrück verzichtet werden.
Auch die DR
als designierte Betreiberin hat bisher
nicht erkennen lassen, daß sie dieses
Prüfgleis als drittes Gleis für erforderlich hält.
Deshalb fordert die IGEB den Berliner
Senat noch einmal nachdrücklich auf,
bei der S-Bahn Wannsee - Potsdam wie
auch bei den anderen S-Bahn-Strecken
endlich überzogene bzw. überholte Ansprüche
aufzugeben und langfristig
Wünschbares, aber kurzfristig nicht
Notwendiges zurückzustellen und endlich mit
Arbeiten zur einfachen und
schnellen S-Bahn-Wiederinbetriebnahme zu beginnen.
Die Reichsbahn hat
mehrfach signalisiert, daß sie dazu bereit ist,
und sie hat am 2. Juli am Bf
Friedrichstraße gezeigt, daß sie das
auch unter schwierigen Bedingungen in
der Lage ist.
IGEB
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