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DB-Chef Dürr und DR-Chef Klemm haben
sich entschieden, den IC weder in den
Bahnhöfen Berlin Friedrichstraße noch Berlin-Wannsee
und möglichst bald auch nicht
mehr in Berlin-Spandau halten zu lassen.
Lediglich die Bahnhöfe Berlin Zoologischer
Garten und Berlin Hbf sollen den Qualitätsverkehr
behalten. Der geplante Verzicht auf
einen IC-Halt in Wannsee wurde schon vor
einigen Monaten bekannt und löste eine intensive
Diskussion aus. Die bisher in Wannsee ein- und aussteigenden
Reisenden werden dabei auf den Bahnhof Potsdam Stadt
verwiesen. Dieser ist jedoch noch nicht in
den vertakteten S-Bahn-Verkehr eingebunden.
Deshalb forderten Fahrgäste und Politiker wiederholt,
den Bahnhof Wannsee
wenigstens so lange zu bedienen, bis die S-Bahn-Züge
nicht mehr in Wannsee enden,
sondern wieder nach Potsdam Stadt durchfahren.
Doch es gibt noch mehr Argumente gegen
die Entscheidung von DB und DR. Deshalb
schrieb die IGEB an Hernn Klemm, äußerte
dabei ihre Enttäuschung über den Verzicht
auf einen IC-Halt in Berlin-Wannsee und
bedauerte, daß hier - im Gegensatz zu zahlreichen
anderen Problemen - kein Austausch zwischen
DR und Fahrgastverbänden stattfand, der es ermöglicht hätte, noch
einmal alle Argumente zu erörtern.
In dem Schreiben kritisierte die IGEB, daß
bei der Entscheidung gegen Wannsee und
Friedrichstraße das System über die Fahrgastbedürfnisse
gestellt wurde. “Wir meinen", heißt es in dem Appell,
“daß zum IC-Komfort nicht nur das Produkt selbst, sondern
auch die Erreichbarkeit und der Zustand der
IC-Bahnhöfe gehören." Wie vor
allem die Zehlendorfer Politiker, so kritisierte
auch die IGEB, daß es den Berlinern
aus dem Südwesten der Stadt nicht zuzumuten sei,
mit den nur stündlich verkehrenden
Regionalzügen bis zu 50 Minuten vor Abfahrt
des IC nach Potsdam zu fahren.
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Potsdam Stadt, ab 2.Juni IC-Halt nicht nur für Potsdam, sondern auch für den Berliner Südwesten. Fahrgastservice? Rechts sehen Sie den Warteraum. Foto: G. Radke |
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Foto: DR-Bildstelle |
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Berlin auf dem Weg zum Zentralbahnhof. Nicht nur Wannsee ist davon betroffen. Ab Fahrplanwechsel soll Berlin Friedrichstraße (Bild oben) kein IC-Halt mehr sein, und zukünftig soll auch auf Berlin-Spandau verzichtet werde. Doch der Widerstand gegen diese Bahnpolitik wächst. Foto: DR-Bildstelle |
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Daß Potsdam als Landeshauststadt einen
IC-Halt erhält, ist legitim. Der Bahnhof
Potsdam Stadt ist allerdings nur für die Reisenden
zumutbar, die mit ÖPNV oder Taxi
kurz vor Abfahrt des Zuges anreisen können.
Für andere Aufgaben, wie z.B. das
Umsteigen vom Regional- auf den IC-Verkehr,
ist Potsdam Stadt jedoch ungeeignet,
nicht nur wegen der schlechten Erreichbarkeit.
Denn der Bahnhof besitzt keinerlei Infrastruktur,
die man schon bei einem “normalen” Fernbahnhof
und erst recht bei einem IC-Bahnhof erwarten darf.
Der einzige Raum für Fahrgäste ist die Toilette, wenn
man mal vom Warteraum absieht, der sich
in einem ausgedienten Dreiachser befindet
Die Fahrkartenausgabe befindet sich im
Freien, und die Bahnhofsgastronomie bleibt
ein Wunschtraum. Mit diesem Bahnhof diskreditieren
die Bahnen Ihr Top-Produkt
IC/EC selbst, ganz abgesehen davon, daß
es Abwanderungen von der Bahn bei Reisenden
aus dem Berliner Südwesten geben
wird. Denn es ist nicht mehr zumutbar, die
Reisenden auf den Bahnhof Zoo zu verweisen.
Dieser hat seine Kapazitätsgrenze erreicht
und ist für eine Metropole wie Berlin
zu klein.
Es ist eine Binsenweisheit, daß Hindernisfahrten
durch mehrmaliges Umsteigen bis
zum Erreichen des Zuges, auch und gerade
eines Qualitätszuges, die Akzeptanz der
Bahn mindern. Dagegen wird das häufigere
Halten in wichtigen Zielgebieten, erst recht,
wenn sie am Anfang bzw. Ende eines Zuglaufes liegen,
von den Reisenden eher als
Qualität denn als lästig empfunden. Zum
Beispiel begeben sich Reisende, die im Bf.
Zoo aussteigen wollen, bereits in Wannsee
auf die Gänge. Diese Fahrt wird schon gar
nicht mehr als Reise empfunden. Im Ruhrgebiet
z.B. wird auf häufiges Halten nicht
verzichtet, obgleich die IC-Städte dort untereinander
durch den ÖPNV vernetzt sind.
Dort mutet man den Durchreisenden also
das zu, was man den Berlinern durch einen
Verzicht auf Wannsee "ersparen" möchte.
Die statistische Begründung “zu geringe
Einsteigerzahlen", die gegen den Halt in
Wannsee angeführt wird, ist schlicht unseriös,
denn es könnten viel mehr sein. Jetzt
werden die Reisenden für etwas zur Verantwortung
gezogen, das die Bahn verursacht
und zu vertreten hat: Die Fahrkartenausgabe in
Wannsee ist weitgehend unqualifiziert,
gemessen an den Bedürfnissen. Zur Erlangung
bestimmter Leistungen werden die
Reisenden an den Bahnhof Zoo oder das
Verkaufs- und Informationsbüro in Steglitz,
das nur tagsüber geöffnet ist, verwiesen. Zu
den Tagesrandzeiten, in denen in Wannsee
die meisten Reisenden zusteigen, ist der
Fahrkartenschalter geschlossen. Auch die
Bahnhofsgastronomie und die Toiletten
sind ab 20 Uhr zu. Insbesondere Spontan-Reisende
sind dadurch gezwungen, andere
Bahnhöfe anzufahren.
Die gegenüber den Einsteigerzahlen deutlich
höheren Aussteigerzahlen in Wannsee
zeigen aber den tatsächlichen Bedarf für
diesen Fernbahnhalt. Durch organisatorische
Maßnahmen wären die geschilderten
Unzulänglichkeiten rasch zu beheben und
damit auch höhere Einsteiger-zahlen zu erwarten.
Erst, wenn Potsdam endlich wieder an die
Berliner S-Bahn angeschlossen ist und wenn
in Potsdam Stadt ein Service geboten wird,
der einem IC-Bahnhof würdig ist, wäre auch
für die IGEB ein Verzicht auf den IC-Halt
in Wannsee vorstellbar. Anders sieht es
beim Bahnhof Friedrichstraße aus: Das beabsichtigte
Durchfahren der IC-Züge ab
Juni ist für die IGEB nicht hinnehmbar.
Auch hier diskreditiert die Bahn ihren eigenen
Slogan “Mit der Bahn ins Herz der
Städte". Wo sonst fährt die Bahn direkt
zum Boulevard? Auch der optimale Anschluß
an die Nord-Süd-S-Bahn und die U-Bahn-Linie 6
sprechen eindeutlich für einen
IC-Halt. Verwiesen sei auch auf die Hamburger Stadtbahn
mit drei IC-Halten!
Deutsche Reichsbahn und Berliner Fahrgastverbände
haben in den vergangenen
zehn Jahren viel getan, um die Berliner auf
die Bahn zu holen bzw. dort zu halten. Warum
sollen die Fahrgäste jetzt durch engstirniges
Durchboxen von DB-Systemvorgaben
wieder vertrieben werden?
IGEB
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