Im März 1990 frage der Abgeordnete Michael Cramer
(AL) nach Fehlplanung
beim Umbau des Fernbahnhofes Zoologischer
Garten (Kleine Anfrage Nr. 1090). Im
Juni 1990 erhielt er von dem für die Arbeiten
zuständigen Bausenator Wolfgang Nagel Antworten,
die aus aktuellem Anlaß
noch einmal in Erinnerung gerufen werden
sollen:
Michael Cramer: Wie teuer war der bisherige
Umbau des Fernbahnhofs Zoologischer Garten?
Wolfgang Nagel: Für die Gesamtmaßnahme
wurde bisher ein Betrag von 110 Mio. DM
veranschlagt. Die Gesamtkosten nach Fertigstellung
des Fernbahnhofs werden voraussichtlich 132 Mio. DM betragen.
Ist es zutreffend, daß die Bahnsteige für den
außergewöhnlichen Intercity- Verkehr (z.B. zur
Ferien- oder Weihnachtszeit) zu kurz sind?
Bei der laufenden Umbaumaßnahme des
Bahnhofs Berlin Zoologischer Garten sind
Bahnsteigverlängerungen auch für die Längen
der üblicherweise in den Hauptreisezeiten
verkehrenden Züge berücksichtigt.
Auch für lokbespannte IC-Züge wären die
Bahnsteiglängen ausreichend. Für den Einsatz von
ICE-Triebzügen mit 14 Mittelwagen müssen Umbauten erfolgen.
Der Senat setzt sich dafür ein, daß ein Halt dieses ICE
am Bahnsteig möglich wird.
Ist es zutreffend, daß der direkte Zugang zwisehen
U-Bahn und Fernbahn durch einen
engen Zugang erfolgen muß?
Ja.
Hält der Senat es für angemessen, um nördlichen
Ende der U9 einen zusätzlichen Zugang,
einschließlich Behindertenaufzug zur 3.
Bahnhofshalle, mit den dort befindlichen
Aufzügen zu realisieren?
Eine weitere Verbindung zwischen U9 und
der nördlichen Bahnhofshalle wäre zwar
zweckmäßig, eine direkte Anbindung auf
Grund eines parallel zum U-Bahn-Tunnel
liegenden Sammlers der Berliner Wasser-Betriebe
ist jedoch nur mit hohem Aufwand realisierbar.
Wann gedenkt der Senat diese Schlappen
seines Vorgängers auszuwetzen?
Der Senat kann diesbezüglich keinen besonderen
Handlungsbedarf erkennen, sogenannte Schlappen
des Vorgängersenats zu beseitigen.
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Hier irrte der Senator. Denn derzeit werden
erneut Umbauten für den Bahnhof
Zoo geplant, womit bewiesen wäre, daß es
die vom Abgeordneten Cramer unterstellten
Fehlplanungen sehr wohl gab. Doch
bedarf es gar nicht dieses Beweises, ein
Blick auf die falschen Antworten des Bausenators genügt.
So verwundert in der Antwort auf die zweite
Frage die Feststellung, daß auch in den
Hauptreisezeiten verkehrende Züge berücksichtigt
seien. Nicht erst seit dem 9. November 1989
werden zu Stoßzeiten 15-Wagen-Züge eingesetzt,
an das Bahnsteiggleis 1
(Ostseite des Bahnhofs) passen aber nur
eine Lok und 13 1/2 Wagen. Ferner verschlechtert
sich die Bahnsteig-Nutzlänge bei
Zügen mit Doppeltraktion. Noch ungünstiger für
die Reisenden sind die Verhältnisse
an den Gleisen 2, 3 und 4, deren Bahnsteigkanten
kürzer sind als die von Gleis 1.
Immerhin gab der Senator zu, daß die Bahnsteige
für ICE-Züge nicht ausreichend sind.
Da der Senat aber genau diese Züge lieber
heute als morgen nach Berlin holen möchte,
wird in den kommenden Jahren ein erneuter
Umbau des Bahnhofes Zoologischer Garten
Für rund 50 Mio. DM erforderlich. Unter
anderem soll eine gerade erstellte Stützwand
zur Dammverbreiterung wieder verändert
werden. Auch das bisher erhaltene Stellwerk
"Zoo" wird verschwinden. Seine Aufgaben
soll ein neues elektronisches Regionalstellwerk übemehmen.
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Bahnhof Zoo. Entgegen den Aussagen von Senator Nagel ist ein zusätzlicher Abgang von den Fernbahnsteigen (markiert durch das Oval) durchaus mit vertretbarem Aufwand zu realisieren. Damit könnte das Umsteigen zur U9 erleichtert werden. Auch die zu erwartenden Fahrgastzuwächse sprechen für eine Entlastung der vorhandenen Abgänge. Zeichnung: IGEB |
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Geirrt hat sich Senator Nägel auch bei der
Beantwortung der vierten rage. Beim Bau
eines dringend notwendigen Mittelzuganges
zu den Fernbahnsteigen mit direktem Zugang zur
U-Bahn-Linie 9 ist kein Umbau
des Abwassersammlers am Hardenbergplatz, ja
nicht einmal ein Eingriff in die
Straßenfläche erforderlich (siehe Skizze),
Lediglich ein Stück des Taxiaufstellstreifens
würde benötigt, und zwei Telefonzellen wären umzusetzen.
Innerhalb des Bahnhofsgebäudes wäre allerdings ein
erneuter Umbau der Gepäckabfertigung einschließlich
der Schaffung eines
neuen Zuganges für sie notwendig. Unter
Umständen müßten hierfür gewerbliche
Nutzungen oder die Post, die ja ohnehin
Umzugspläne hegt, ausgelagert werden.
Dieser Aufwand scheint jedoch vertretbar,
da ja ohnehin erneute umfangreiche Umbauten des
Bahnhofes geplant sind, und
weil eine bessere Zugänglichkeit der Fernbahnsteige
und eine zusätzliche Umsteigemöglichkeit zur wichtigen
U-Bahn-Linie 9
schon jetzt und erst recht bei der bevorstehenden Ausweitung
des Zugangebotes dringend erforderlich sind.
IGEB
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