Die im Nordwesten Brandenburgs gelegene Prignitz verfügt noch immer über ein relativ
dichtes Bahnnetz. Die Landesregierung scheint jedoch allenfalls am Erhalt des
RE 6 interessiert zu sein. Für die übrigen Strecken droht ab 2015 die Einstellung des
Personenverkehrs (SPNV), weil die finanziellen Zuwendungen des Landes drastisch
gekürzt werden sollen. Doch in der Region regt sich starker Widerstand, da zu Recht
große Nachteile befürchtet werden, sollten die Züge nicht mehr verkehren.
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Bahnhof Putlitz im November 2012. Das Streckensterben in der brandenburgischen Prignitz konnte nochmals aufgeschoben werden – die Züge fahren erst einmal weiter. Foto: Florian Müller |
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Am 2. Mai 1886 in Mansfeld nahe Putlitz
geboren, war Gottfried Benn ein ebenso
bekannter wie umstrittener Dichter der Moderne,
der sich häufig einer düster-makaber
anmutenden Lyrik bediente.
Durchaus makaber mutet auch die Art
und Weise an, wie das Land Brandenburg
derzeit mit dem Bahnnetz in der Prignitz
umgeht. In diesem Sinne ist die ganze Region
im Landesnahverkehrsplan abseits des
RE 6 eine weiße Fläche: Für den Zeitraum
ab 2015 sieht das Land Brandenburg keinen
Personenzugverkehr mehr zwischen Neustadt/
Dosse und Meyenburg vor, und schon
gar nicht zwischen Pritzwalk und Putlitz.
Wird eine ganze Region aufgegeben?
Bisher gab das Land Brandenburg rund 5
Mio. Euro pro Jahr aus, um den SPNV in der
Relation Neustadt—Pritzwalk—Meyenburg
(RB 73 und 74) zu bestellen. Ab Dezember
2012 werden es aber nur noch 2,5 Mio.
Euro sein, und ab 2015 gar nur noch 1,1 Mio.
Euro. Angesichts dieser Kürzungen lässt sich
der Personenverkehr kaum mehr dauerhaft
auf beiden Strecken aufrechterhalten. Die
immer knapper werdenden Mittelzuweisungen
vermitteln so den Anschein einer
Art
Sterbehilfe.
Derzeit ist ein Konzept für das künftige
Angebot des ÖPNV in der Prignitz in Arbeit.
Einige Beobachter befürchten indes, dass
darin nur die jetzige Position der Landesregierung
Brandenburg bestätigt wird, jedenfalls
sofern, wie geplant, die zugehörigen
Gutachten vom VBB geliefert werden.
Ahnungsvoll scheint hier die Strophe eines
Gedichtes von dem eingangs erwähnten
Gottfried Benn zu sein:
Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.
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Bahnhof Pritzwalk, Knotenpunkt in der Prignitz. Noch sind es fünf Streckenäste, die hier zusammenkommen, doch drei davon stehen auf der Kippe, auch wenn sie jetzt nochmals zwei Jahre Galgenfrist bekommen haben. Hier stehen die Regio-Shuttle der Prignitzer Eisenbahn zur Abfahrt bereit nach Neustadt (Dosse) und nach Meyenburg. Foto: Florian Müller |
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Doch damit nicht genug: Im Laufe des Jahres
2012 zeichnete sich außerdem die Einstellung
des SPNV zwischen Pritzwalk und
Putlitz (RB 70) ab. Nachdem dieser bereits
im Dezember 2006 vom Land Brandenburg
abbestellt worden war, wurde er in Kooperation
zwischen dem Landkreis, der Prignitzer
Eisenbahn GmbH und dem Putlitz-
Pritzwalker Eisenbahnförderverein e. V. im
folgenden Jahr wieder aufgenommen. Das
Angebot konnte nicht zuletzt mit Hilfe von
150 000 Euro finanziert werden, die das Land
Brandenburg für den Ersatzverkehr mit Bussen
jährlich zur Verfügung gestellt hatte. Leider
waren diese hier zugunsten des Bahnverkehrs
umgeschichteten Mittel aber auf
einen Zeitraum von fünf Jahren begrenzt,
und die Einstellung zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2012 war beschlossene Sache.
Kein Vermuten mehr, sondern Gewissheit
besteht insofern, dass die Eisenbahngesellschaft
Potsdam mbH (EGP) als Verkehrsunternehmen
der ENON GmbH & Co.KG ab
9. Dezember 2012 den Reisezugverkehr in
der Prignitz auf den RB 73 und 74 aufnehmen
wird. Zuständiges Infrastruktur-Unternehmen
bleibt weiterhin die RegioInfra
Gesellschaft mbH (RIG), ebenfalls ein Geschäftsbereich
der ENON.
Der vertraglich vereinbarte Umfang von
205 000 Kilometern darf jedoch nicht darüber
hinwegtäuschen, dass mit diesem
Wechsel erhebliche Kürzungen verbunden
sind, was die Zahl der Fahrten angeht – auch
wenn ein paar der Kürzungen inzwischen
wieder zurückgenommen wurden (siehe
unten). Bis Mitte November 2012 war geplant,
zwischen Neustadt und Kyritz an Wochenenden
nur noch alle zwei Stunden Züge
anzubieten, und zwischen Kyritz und Pritzwalk
(RB 73) sah der Fahrplan an Werktagen
lediglich noch zwei und an Wochenenden
gar nur noch ein Zugpaar vor – momentan
wird hier noch alle zwei Stunden gefahren.
Insbesondere das eine Zugpaar zwischen
Kyritz und Pritzwalk an Wochenenden wäre
vollkommen unattraktiv gewesen, zumal es
zeitlich so geplant war, dass Hin- und Rückfahrten
über diese Strecke an einem Tag unmöglich
geworden wären.
Auf der Strecke Pritzwalk—Meyenburg
(RB 74) sollen nach wie vor montags bis
freitags nur noch fünf Zugpaare erhalten
bleiben, teilweise bis Pritzwalk West durchgebunden.
An Wochenenden wird hier kein
Zug mehr fahren.
Die Auswirkungen gerade für Menschen
der Region ohne Auto werden erheblich
sein, ebenso für (Fahrrad-)Touristen, von
denen viele das Interesse bzw. die Möglichkeiten
verlieren dürften, in die Prignitz zu
kommen. Abwanderungstendenzen und
wirtschaftlicher Niedergang werden so beschleunigt,
Politikverdrossenheit wird hingegen
zunehmen.
Prignitzer begehren auf
Der Flug der Schwalben in dem zitierten
Gedicht könnte hier anschaulich für die verkehrspolitische
Finsternis stehen, die das
Land Brandenburg der Prignitz gewissermaßen
par ordre de mufti verordnet hat. Immerhin
aber vermögen die Schwalben in dem Gedicht
Fahrt aufzunehmen – so wie in Wirklichkeit
die Bürgerproteste in der Prignitz, als sich
die Kürzungspläne abzuzeichnen begannen.
Bürgerinitiativen wurden in Kyritz und in
Putlitz gegründet, um gegen die drohende
Einstellung des Personenzugverkehrs auf
„ihren“ Bahnstrecken vorzugehen. Breite Unterstützung
erfahren diese Initiativen aus
der kommunalen Politik und Verwaltung –
von den anliegenden Städten ebenso wie
von kleinen Gemeindevertretungen, etwa
in Gumtow, das über die Station Wutike seinen
Zugang zur RB 73 hat.
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Der Protest kommt aus der Region. Plakat am Empfangsgebäude des Bahnhofs Pritzwalk. Außerdem engagieren sich die Bürger und Bürgermeister der anliegenden Orte politisch, finanziell und durch Protestfahrten und Postkartenaktionen. Foto: Florian Müller |
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In der Gänsestadt Putlitz gründete sich
eine Elterninitiative mit dem Ziel der Beibehaltung
des Schülerverkehrs auf der Schiene.
Unter anderem die beim Bus gegenüber der
Bahn deutlich längeren Reisezeiten stießen
hier auf Unmut. Bei einer Unterschriftensammlung
stimmten fast 2000 Bürger
für die Putlitzer Strecke! Angesichts dieses
eindeutigen Votums beschlossen die Stadtverordneten
in Putlitz am 4. Oktober 2012
einstimmig, sich für den Erhalt des Schienenverkehrs
in die Gänsestadt einzusetzen.
Vielerlei Aktivitäten gab es auch in Kyritz.
Hier startete beispielsweise Mitte November
2012 eine Gruppe von Vertretern aus Politik
und Verwaltung, der RIG, des Verkehrsclubs
Deutschland (VCD) sowie interessierten Bürgern
mit der Bahn zum Landtag in Potsdam.
Dort gelang es der Gruppe, auch gegenüber
Verkehrsminister Jörg Vogelsänger ihre Forderungen
zum Erhalt der RB 73 zu bekräftigen.
An dieser Stelle sei einmal allen gedankt,
die sich für den Erhalt der Prignitzer Bahnstrecken
einsetzen!
Erste Erfolge
Die Proteste in Putlitz führten letztlich dazu,
dass der Landkreis Prignitz der Verkehrsgesellschaft
Prignitz (VGP) und dem Putlitz-
Pritzwalker Eisenbahnförderverein e. V.am
8. November 2012 den Auftrag gab, den
Reisezugverkehr nach Putlitz erst einmal für
zwei Jahre fortzuführen. Wie bei den RB 73
und 74 wird auch auf der RB 70 die EGP als Eisenbahnverkehrs-
Unternehmen (weiterhin)
tätig sein. Die Stadt Putlitz sicherte zu, sich
mit 10 000 Euro am Erhalt der Bahnstrecke
zu beteiligen. Vom Umfang her soll das bisherige
Angebot erhalten bleiben, allerdings
mit teilweise geänderten Abfahrzeiten der
Züge und besserer Abstimmung mit dem regionalen
Busnetz. Zu betonen ist aber, dass
dies nur ein erster Erfolg ist. Die folgenden
beiden Jahre müssen also dazu genutzt werden,
eine dauerhaft stabile Grundlage für
den Zugbetrieb nach Putlitz zu erarbeiten.
Kurzfristig wurde außerdem auf der RB 73
nachgebessert: In der Woche sollen künftig
drei und an Wochenenden zwei Zugpaare
zwischen Kyritz und Neustadt verkehren.
Zwischen Neustadt und Kyritz wiederum
ist von einzelnen nachfrage-orientierten
Verdichtungen des Zwei-Stundentaktes an
Wochenenden die Rede. Dies ist aber keineswegs
als Einlenken des Landes Brandenburg
zu verstehen – bezahlt werden diese zusätzlichen
Leistungen nämlich von der EGP!
Wenngleich dieses Engagement
des Betreibers zu begrüßen ist,
gibt es trotzdem einige Wermutstropfen:
Mit Toiletten soll der künftig
zum Einsatz kommende Triebwagen
nicht ausgestattet sein,
und auch der Fahrkartenschalter
in Kyritz steht zur Disposition.
Erfreuliches gibt es vom Güterverkehr
auf den Bahnstrecken der
Region zu berichten: In Ganzlin
(nördlich von Meyenburg schon
in Mecklenburg-Vorpommern gelegen)
konnte ein Kieswerk, das
über Pritzwalk bedient wird, als
möglicher dauerhafter Kunde
gewonnen werden. Neues Leben
scheint auch in die derzeit für den
Personenzugverkehr nicht in Betrieb
befindliche Strecke Neustadt/
Dosse—Neuruppin einzukehren,
zumindest vorübergehend. Konkret
geplant sind Schotterzüge
von Neustadt/Dosse über Herzberg
in den Oranienburger Raum.
Doch auch an einer permanenten
Bedienung von Güterkunden im
Gewerbegebiet Temnitz (Werder/
Märkisch Linden bei Neuruppin)
auf der Schiene wird gearbeitet.
Daraus ergeben sich natürlich
auch Perspektiven für eine mittelbis
längerfristige Wiederaufnahme
des Personenzugverkehrs in
dieser Relation, der sich über Kyritz
nach Pritzwalk durchbinden ließe
und dadurch auch dazu beitragen könnte,
den Reiseverkehr auf der RB 73 zu sichern.
Was sich noch besser machen ließe
Zunächst steht natürlich das Land Brandenburg
in der Verantwortung, einem „Ausbluten“
einer Region wie der Prignitz, so gut es geht,
entgegen zu treten. Zwar lässt sich natürlich
nicht verhehlen, dass die Prignitz dünn besiedelt
ist und als „strukturschwach“ gilt. Umso
mehr ist aber das Land gehalten, der Region
zu helfen. Letztlich sind für den SPNV in der
Prignitz nur vergleichsweise kleine Beträge
aufzubringen. Nicht zuletzt kommen diese
Zuwendungen den Bahnunternehmen in der
Prignitz zugute, die hier wiederum ein wesentlicher
Bestandteil der Wirtschaftskraft sind.
Es ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht
nur in der Prignitz kaum vermittelbar, weshalb
immer astronomischere Geldbeträge für
einen Großflughafen ausgegeben werden
können, während vergleichsweise kleine Zuwendungen
für einen Triebwagen in der Prignitz
nicht finanzierbar sein sollen. Und hat das
Land Brandenburg einmal eine Rechnung aufgestellt,
wie teuer es werden könnte, eine Region
wie die Prignitz tendenziell abzuschreiben?
Einiges besser machen könnten aber auch
die Akteure vor Ort. So begrüßenswert, sinnvoll
und wichtig die lokalen Bürgerinitiativen
in der Prignitz auch sind, scheint ihre Vernetzung
nicht zuletzt mit den überregionalen
Fahrgastverbänden durchaus noch ausbaubar
zu sein. Gemeinsam ist man bekanntlich
am stärksten!
Wenig hilfreich war auch das Agieren des
Landrates von Ostprignitz-Ruppin, der noch
vor der Erstellung des besagten Verkehrskonzeptes
für die Prignitz eine Beschränkung
des Reisezugverkehrs auf die Relation
Neustadt/Dosse—Kyritz billigte und als
Ersatz eine „landesbedeutsame“ Buslinie
Neustadt—Pritzwalk empfahl.
Sinnvoll wäre außerdem eine bessere Präsentation
der Prignitzer Bahnstrecken und
ihrer Verfechter im Internet. Hinweise auf einer
Website über Sehenswürdigkeiten in der
Umgebung der Schienenwege sowie über
bevorstehende Sonderfahrten beispielsweise
würden sicher dazu beitragen, die Nachfrage
bei so manchem Zug zu verbessern.
Oft muss auch gar nicht viel getan werden,
um eine unvorteilhafte Situation zu beheben.
Wer zum Beispiel vom Bahnhof Blumenthal
(RB 73) zum Bahnhof Heiligengrabe
(RE 6) wandern möchte, wird bald feststellen,
dass es an geeigneten Wegweisern fehlt.
Hier müssten an den Bahnhöfen und auf den
Wanderwegen selbst lediglich brauchbare
Hinweisschilder angebracht werden, um die
touristische Entwicklung und damit auch
die Bahnnutzung zu fördern.
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Die Prignitz, eine ländlich geprägte und wirtschaftlich schwache Region im Nordwesten Brandenburgs, konnte bisher ihre Eisenbahn erhalten. Auf der verkehrlich interessanten Strecke Meyenburg—Plau—Karow—Güstrow wurde der Personenverkehr vom Land Mecklenburg-Vorpommern bereits abbestellt. Karte: DB Kursbuchkarte Mai 2006 |
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Potenziale und Perspektiven
Bei der Rettung der Bahnstrecken in der
Prignitz kommt der Relation Neustadt/Dosse—Pritzwalk—Meyenburg—Güstrow
eine Rückgratfunktion zu. Wohlgemerkt:
bis Güstrow. Einerseits für den Güterverkehr,
denn so ließe sich aus dem Berliner Raum
eine (weitere) durchgehende Verbindung
zum Ostseehafen Rostock für den wachsenden
Güterverkehr auf der Schiene anbieten.
Gegebenenfalls wäre die Strecke durchgehend
zu elektrifizieren, wie vom Infrastruktur-
Betreiber bereits erwogen wurde. Aber
eine langfristige Streckensicherung kann
deutlich besser mit regelmäßigen Trasseneinnahmen
aus bestelltem SPNV gewährleistet
werden.
Für den Personenzugverkehr würden
sich Angebote mit touristischer Schwerpunktsetzung
anbieten, vor allem zur Erschließung
der Mecklenburgischen Seenplatte
(Plau am See, Krakow). Bei Sonderfahrten,
so im Rahmen der Hansesail 2012,
verkehrte ein Schienenbus bereits wieder
auf der gesamten Strecke. Vergleichbare
Angebote sollten im Rahmen einer touristischen
Konzeption dauerhaft angeboten
und ausgeweitet werden.
Insbesondere für Ausflüge mit dem Fahrrad
ist die Bahn das beste Verkehrsmittel
für die An- und Abreise. Dabei ist es von
großem Vorteil, dass der Fahrradverkehr in
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
ständig an Zuspruch gewinnt, gerade
auch in Kombination mit der Bahn. Touristische
Angebote müssen sich immer an
der bestmöglichen Lösung orientieren, da
Ausflügler leicht andere Reiseziele auswählen
können, wenn ein bestimmtes Angebot
nicht überzeugt. Der zwischen Meyenburg
und Güstrow regulär als Ersatz angebotene
Busverkehr jedenfalls hat sich in keiner
Weise bewährt. Dies betrifft unzureichende
bzw. fehlende Anschlüsse ebenso wie
eingeschränkte Möglichkeiten der Fahrradmitnahme.
Ähnliches wäre in der Praxis mit
Sicherheit auch bei einer Buslinie Neustadt/
Dosse—Pritzwalk zu erwarten.
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Unter anderem mit diesem Doppelstock-Triebwagen fährt die Eisenbahn-Gesellschaft Potsdam (EGP) auf den Prignitzer Strecken, die sie zum Fahrplanwechsel von der Prignitzer Eisenbahn (PEG) übernommen hatte. Foto: Florian Müller |
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PEG-Regio-Shuttle am neu gebauten Bahnsteig in Meyenburg. Auf der Strecke Pritzwalk—Meyenburg wurden in den letzten Jahren Bahnsteige erneuert, verschoben und sogar neue Zugangsstellen eröffnet. Foto: Florian Müller |
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Doch auch die Anschlüsse in und aus Pritzwalk
in Neustadt/Dosse lassen bei der Bahn
zu wünschen übrig. Hier wäre eine bessere
Abstimmung mit den RE von und nach Berlin
wichtig. Dabei ist zu betonen, dass der
schnellste Weg von Pritzwalk in die Berliner
Innenstadt über Neustadt und nicht über
Neuruppin führt. Auch wenn der RE 6 eines
Tages wirklich wieder von Hennigsdorf direkt
über Tegel nach Gesundbrunnen fahren
sollte, wird es ins Berliner Zentrum immer
noch länger dauern, als es über Neustadt
möglich wäre.
Bei der Putlitzer Strecke wiederum erscheint
es vorteilhaft, zumindest auch an
einigen Wochenenden zu fahren, am besten
in Verbindung mit Rahmenprogrammen.
Interessant wäre es vielleicht, beispielsweise
anlässlich der jährlichen Verleihung des Putlitzer-
Preises für literarische Kurzbeiträge
(siehe www.putlitzerpreis.de ) Zubringerzüge
anzubieten. Ebenso ließen sich Knieperkohl-
Fahrten durchführen – um die Besucher
der Region auf diese regionale kulinarische
Spezialität aufmerksam zu machen (www.prignitz24.de/_prignitz/knieperkohl.php ).
Nachdem die Dampflokfreunde Salzwedel
e. V. (www.dampflok-salzwedel.de ) in den
Lokschuppen im relativ nahe gelegenen
Wittenberge eingezogen sind, stünden
eventuell auch historische Fahrzeuge zur
Verfügung, die gelegentlich nach Putlitz
fahren könnten. Speziell für Eisenbahnfreunde
wären sicher auch kombinierte
Touren zur wieder aufgebauten Schmalspurbahn
Lindenberg—Mesendorf („Pollo“) und
zur Putlitzer Kleinbahn interessant. Ebenso
für Eisenbahnfreunde bietet sich der Besuch
im Heimatmuseum im Schloß Meyenburg
an. Dort gibt es zurzeit – passenderweise
im Hungerturm – eine kleine Sonderausstellung
zur Eisenbahn in der Prignitz (www.schloss-meyenburg.de/3.html ). Man kann
also noch viel aus der Eisenbahn-Infrastruktur
in der Prignitz machen!
Der vielzitierte demographische Wandel
indessen spricht nicht gegen einen Erhalt
des Prignitzer Bahnnetzes – im Gegenteil:
Die Erfahrung hat bereits gezeigt, dass Orte,
die an Bahnstrecken liegen, mit dem demographischen
Wandel besser zurechtkommen
als solche, die von Schienenwegen abgeschnitten
sind. Strukturpolitisch sind also
die Bahnstrecken als „Infrastruktur-Plus“ für
eine gesunde Entwicklung der gesamten
Region unverzichtbar. Jedenfalls wäre es
wünschenswert, wenn sich diese Einsicht
auch beim Land Brandenburg durchsetzen
würde. Vielleicht würden die in dem Gedicht
von Gottfried Benn beschriebenen Schwalben
dann nicht mehr nur auf der Höhe der
Fluten fliegen, sondern des Himmels, dessen
Weite in der Prignitz zu beobachten und
zu genießen jedem ans Herz gelegt sei. (hjb)
Kontakte für alle, die sich für die Prignitzer
Bahnstrecken engagieren möchten:
Bürgerinitiative in Kyritz
Claudia Roick, Telefon (0162) 948 76 96,
E-Mail roick@kyritz.de
und Franz Josef Conraths, Telefon
(033 971) 528 01, E-Mail conraths@t-online.de
Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein,
Telefon (030) 684 08 43 33 IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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