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Dieser Bericht enthält die Zusammenfassung
und Auswertung der Ergebnisse zum
Ausbau des Berliner Eisenbahnnetzes. Weiterer
Bestandteil des Gesamtberichtes an
den Bundesminister für Verkehr ist der
"Technische Bericht" zum Vergleich der
Tunnelvarianten über Bahnhof Friedrich-Straße
und Lehrter Bahnhof und über die
damit im Zusammenhang stehenden S-, U-Bahn
und Straßenplanungen, der in folgende
Einzelberichte gegliedert ist:
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Abb. 1: Achsenkreuzmodell Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 2: Ringmodell Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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- Teil 1: Nord-Süd-Fernbahntunnel mit
Kreuzungspunkt der Stadtbahn im Bahnhof
Friedrichstraße (Machbarkeitsstudie).
- Teil 2: Nord-Süd-Fernbahntunnel mit
Kreuzungspunkt der Stadtbahn im Lehrter
Bahnhof (Machbarkeitsstudie).
- Teil 3: Vergleich zwischen Variante Friedrichstraße
und Variante Lehrter Bahnhof.
- Teil 4: Technischer Erläuterungsbericht
für die neue Strecke der U-Bahn-Linie 5
vom Alexanderplatz bis zum Flughafen Tegel.
- Teil 5: Technischer Erläuterungsbericht
für die Ergänzungsstrecke der neuen SBahn-
Linie 21 vom Gleisdreieck bis zum
Flughafen Tegel.
- Teil 6: Technischer Erläuterungsbericht
für den Straßentunnel Tiergarten zwischen
Heidestraße/Invalidenstraße und Kemperplatz/
Landwehrkanal.
- Teil 7: Städtebauliche und stadtplanerische
Integration der Bahnhöfe Fnedrichstraße
und Lehrter Bahnhof.
Die inhaltlichen Aussagen sind zwischen der
Deutschen Reichsbahn und dem Senat von
Berlin abgestimmt. Stand 21.04.1992
Inhalt
1. Aufgabenstellung
2. Vorgaben und Randbedingungen
2.1 Ausgangssituation
2.2 Abgrenzung des Untersuchungsraumes
2.3 Berücksichtigung des Güterverkehrs
2.4 Untersuchungen zur Eisenbahnkonzeption
Berlin
3. Vergleich Achsenkreuzmodell -
Ringmodell
4. Variantenvergleich des Nord-Süd-Tunnels
4.1 Problematik Parlamentsbereich
Spreebogen
4.2 Ergebnisse des Technischen Berichts
5. Darstellung Pilzkonzept und
Vergleich mit dem Ringkonzept
6. Bahnplanung
6.1 Infrastuktur
6.2 Verkehrsmengen und Bahnhofsbelastungen
6.3 Betriebsprogramme
7. Verkehrserschließung
7.1 S-Bahn-Planung
7.2 U-Bahn-Planung
7.3 Straßenbahnplanung
7.4 Straßenverkehrsplanung
7.5 Zusammenhang Planung Spreebogen
8. Wechselbeziehung Bahnplanung -
Stadtentwicklung
8.1 Bahnhofsgestaltung und Städtebau
8.2 Stadtplanung
8.3 ökologische Belange
Kap. 6 bis 8 finden Sie im nächsten SIGNAL
1. Aufgabenstellung
In diesem Bericht werden auf der Grundlage
der bisher vorliegenden Untersuchungen
zum Wiederaufbau des Eisenbahnnetzes in
Berlin alle Fakten, Argumente und Ergebnisse
ausgewertet, zusammengefaßt und
dargestellt. Ziel ist es, damit eine zwischen
der Deutschen Reichsbahn und dem Senat
von Berlin abgestimmte Eisenbahnkonzeption
für Berlin vorzulegen.
Zur Verwirklichung des von allen Beteiligten
als Zielvorstellung akzeptierten Achsenkreuzmodells
wurden die Prioritäten zum
Ausbau des Eisenbahnnetzes in Berlin unter
zeitlichen (Bauablauf) und finanziellen
(Mittelabfluß) Aspekten neu geordnet.
Hierzu wurde das Pilzkonzept als eigenständige
funktionsfähige Ausbaustufe entwickelt.
Die verkehrlichen, betrieblichen und
infrastrukturellen Zusammenhänge des Pilzkonzeptes
werden in diesem Bericht beschrieben
und mit denen des Ringkonzeptes
verglichen.
Neben diesen bahnplanerischen Aspekten
werden im Zusammenhang mit den Trassenvarianten
des Nord-Süd-Fernbahntunnels
die für das Eisenbahnkonzept relevanten
Planungen des ÖPNV und des motorisierten
Individualverkehrs (MIV), Fragen
der Bahnhofsgestaltung und der Stadtentwicklung
sowie ökologische Belange in ihrer
wechselseitigen Beeinflußung dargestellt.
Im Technischen Bericht werden die für das
Achsenkreuzmodell untersuchten Varianten
des Nord-Süd-Fernbahntunnels über den
Lehrter Bahnhof bzw. über den Bahnhof
Friedrichstraße verglichen. Außerdem wird
nachgewiesen, daß beide Varianten bautechnisch
machbar sind.
Gemäß der Aufgabenstellung werden die
ÖPNV- und die Straßenplanungen im
Spreebogen immer im planerischen Zusammenhang
mit der Fernbahntrasse über
Lehrter Bahnhof untersucht. Bei der Gesamtbeurteilung
der sachlichen und zeitlichen
Abhängigkeiten zwischen Verkehrsplanung
und Städtebauplanung für den Parlamentsbereich
ist zu beachten, daß ein
gleichwertiger Straßen- und ÖPNV-Anschluß
für diesen Bereich auch notwendig
wird, wenn die Fernbahntrasse über Bahnhof
Friedrichstraße geführt wird. Die Situation
im Spreebogen würde sich dadurch nur
unwesentlich entspannen. Eine bautechnische
Planung hierfür wurde im Rahmen dieser
Untersuchung nicht erstellt, da sie für
die Eisenbahnkonzeption Berlin nicht von
Belang ist.
2. Vorgaben und Randbedingungen
2.1 Ausgangssituation
Berlin entwickelt sich durch seine wachsende
Bedeutung als Hauptstadt und Regierungssitz
zu einem der größten Verkehrsknoten
im vereinten Deutschland und im
zusammenwachsenden Europa. Durch die
Verkehrsprojekte Deutsche Einheit wird ein
bedeutender Schritt zur Verbesserung der
Anbindung Berlins an das nationale und europäische
Hochgeschwindigkeitsnetz der
Bahn getan. Mit vier von den insgesamt
neun Verkehrsprojekten Schiene werden
die direkten Zulaufstrecken nach Berlin
verbessert, von weiteren drei Projekten wird
Berlin indirekt profitieren.
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Abb. 3: Pilzkonzept Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 4: Ringkonzept Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Diese Maßnahmen auf den Korridoren im
großräumigen Netz erfordern zwangsläufig
ihre Ergänzung im Eisenbahnknoten Berlin.
Dessen vorhandene Bahnanlagen entsprechen
weder in ihrer Netzstruktur noch in ihrem
technischen Zustand den neuen Anforderungen.
Das bestehende Eisenbahnnetz
in Berlin ist geprägt durch die politisch bedingte
Teilung der Stadt. Im Westteil der
Stadt ist das Bahnnetz auf den Zulaufstrecken
ins Umland weitgehend unterbrochen
mit Ausnahme der Strecken, auf denen die
ehemaligen Transitzüge in Richtung Westen
verkehrten, und der Stadtbahn in den Ostteil
der Stadt. Die verbliebenen Anlagen
sind gegenüber dem ursprünglichen Zustand
teilweise erheblich reduziert und in
einem mangelhaften Zustand. Im Ostteil
der Stadt wurden Strecken und Bahnhofsanlagen
zwar ausgebaut, aber vor allem zur
Umfahrung von Berlin (West) und gemäß
den Erfordernissen, die sich aus den Möglichkeiten
der Einbindung dieser Strecken
in das Gesamtnetz der DR ergaben.
In diesem Zustand kann das bestehende
Netz den Anforderungen der Stadt Berlin
nicht gerecht werden. Aus dieser Sicht ist
ein erheblicher Teil der Aufwendungen zum
Ausbau des Knotens Berlin als Nachholbedarf
anzusehen, der notwendig ist, um einen
den heutigen Bedingungen entsprechenden
funktionsfähigen Zustand wiederherzustellen.
Damit wird der Eisenbahnknoten Berlin
in seiner Kapazität mit anderen Knoten
im Netz der DR und DB gleichgestellt.
2.2 Abgrenzung des Untersuchungsraumes
Die räumliche und funktionale Verflechtung
des Eisenbahnverkehrs erfordert es,
Konzepte und Planungen sowohl in partiellen
Wechselwirkungen als auch in großräumigen
Zusammenhängen zu analysieren.
Andererseits müssen zur Quantifizierung
von Lösungen überschaubare und bewertbare
Teilbereiche abgegrenzt werden. Aus
diesem Zusammenhang wurde für die Untersuchungen
zur Eisenbahnkonzeption
Berlin der Einzugsbereich räumlich und
funktional entsprechend dem speziellen Untersuchungszweck
unterschiedlich festgelegt.
Die Eisenbahnkonzeption für Berlin kann
nicht ausschließlich aus den Anforderungen
und Vorstellungen der Stadt Berlin entwickelt
werden. Aus der Bedeutung des Eisenbahnknotens
für die gesamte Region müssen
die Belange Brandenburgs, vor allem
die Interessen der Landeshauptstadt Potsdam,
in angemessener Weise Eingang in die
Ergebnisse finden.
Da die Struktur des Netzes im Umland
durch die vorhandenen Strecken unveränderbar
vorgegeben ist, müssen diese Anforderungen
vor allem bei der Angebotsgestaltung,
also bei der Planung der Linien, Zughalte
und Fahrplantakte berücksichtigt werden.
Für die Planung des Regionalverkehrs
erstreckt sich der Untersuchungsraum auf
die gesamte Region Berlin unter Einschluß
der angrenzenden Mittelzentren. Aus Brandenburger
Sicht sollen nicht nur Linien radial
auf Berlin ausgerichtet sein. Zur Erschließung
des ländlichen Raumes und zur
Verflechtung der Mittelzentren in der Region
sind Tangentialverbindungen von
gleichrangiger Bedeutung.
Für die Infrastrukturplanung des Eisenbahnknotens
Berlin wird der Untersuchungsraum
durch den Berliner Außenring
(BAR) begrenzt. Diese Abrenzung steht in
Übereinstimmung zu den Korridoruntersuchungen
für die Verkehrsprojekte Schiene
Deutsche Einheit und zur Bundesverkehrswegeplanung
(BVWP). Sie wurde daher für
alle Maßnahmenplanungen und Kostenermittlungen
in der Eisenbahnkonzeption
Berlin übernommen.
Die Modelle und Konzepte unterscheiden
sich nicht in der Nutzung der Zulaufstrecken
vom Berliner Außenring bis zum Innenring.
Daher kann sich die Diskussion über
den Vergleich der einzelnen Modelle, Konzepte
und deren Varianten auf den Streckenbereich
einschließlich des Berliner Innenringes
(BIR) und die Nutzung und Gestaltung
der dortigen Bahnanlagen und
Strecken beschränken.
2.3 Berücksichtigung des Güterverkehrs
Zum Güterverkehr liegen für den Eisenbahnknoten
Berlin konzeptionelle Aussagen
zur Nachfrageentwicklung, Standortbestimmung,
Anlagennutzung und zu Bedienungsmodellen
vor. Obwohl die Detailplanungen
zur Infrastruktur des Güterverkehrs nicht so
präzisiert sind wie beim Personenverkehr,
kann davon ausgegangen werden, daß mit
den Anlagen im Berliner Eisenbahnnetz die
Güterverkehrsbedienung auch bei einer
Nachfragesteigerung bewältigt werden
kann.
Da die zu vergleichenden Modelle und
Konzepte im wesentlichen die Strecken- und
Liniennetze innerhalb des BIR betreffen,
haben hier die Belange des Personenverkehrs
eindeutig Priorität. Bei den Betriebsanalysen
wurde berücksichtigt, daß für
die verbleibenden Güterverkehrsstandorte
am BIR die verkehrliche Bedienung sichergestellt
sein muß.
2.4 Untersuchungen zur Eisenbahnkonzeption
Berlin
In den folgenden Gutachten, Untersuchungen
und Arbeitspapieren liegen konzeptionelle
Aussagen zum Ausbau des Eisenbahnnetzes
in Berlin und Brandenburg vor.
- Provisorischer Regionalausschuß, Arbeitsgruppe
12 "Verkehr": Verkehrsentwicklungsplanung
für die Region Berlin, 1.
Zwischenbericht 10/90.
- DE-Consult: Eisenbahnkonzeption für
Berlin, Dezember 1990.
- Intraplan, IVT: Personenverkehrsprognose
2010 für Deutschland, Bezugsfall/Planfälle BE/MX, 1991.
- DE-Consult: Verkehrswegeplanung
Großregion Berlin, Zwischenbericht
15.03.1991, Schlußbericht in Bearbeitung.
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
und Umweltschutz: Stadtforum Berlin, Themenschwerpunkt
Verkehr, Materialien, 10/11.05.1991.
- Deutsche Reichsbahn, Zentralstelle Betriebliche
Prozeßanalysen: Betriebstechnologische
Untersuchung zur Eisenbahnbetriebskonzeption
Verkehrsregion Berlin -
Gesamtverkehr, 30.11.1991.
- IfB: Eisenbahnkonzeption für Berlin,
Zwischenbericht 20.12.1991.
- Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe:
3. Berliner Verkehrswerkstatt, Berlin
als zukünftiger Eisenbahnknotenpunkt Europas,
Dokumentation, 24.01.1992.
- haas consult: Eisenbahnkonzeption Berlin,
Zwischenbericht 14.02.1992, Schlußbericht
in Bearbeitung.
- Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe:
Synopse Eisenbahnkonzeption Berlin,
19.02.1992.
- Deutsche Reichsbahn: Information
über die dem Bundesminister für Verkehr
im Spitzengespräch am 05.03.1992 vom Vorstand
der Deutschen Reichsbahn unterbreitete
Konzeption, Sachstand 12.03.1992.
- DE-Consult: Entwicklungsprogramm
Eisenbahn Berlin, verschiedene Teilprojekte,
in Bearbeitung.
Die Ergebnisse und Darstellungen in diesem
Bericht basieren weitgehend auf Aussagen
in den oben genannten Untersuchungen
sowie den Ergebnissen des Technischen Berichtes
(TB). Im folgenden Text werden die
Berichte in Form von Quellennachweisen
entsprechend der o.a. Tabelle genannt.
Beim Technischen Bericht (Teile 1 bis 7)
werden jeweils die einzelnen Berichtsteile
zitiert.
3. Vergleich Achsenkreuzmodell -
Ringmodell
In der Eisenbahnkonzeption für Berlin der
DE-Consult (2), in den Modellvergleichen
des IfB zur BVWP (7) und in weiteren Untersuchungen
der DR wurde eindeutig
nachgewiesen, daß das Achsenkreuzmodell
(Abb. 1) entscheidende Vorteile bezüglich
des Verkehrswertes und der Stadterschließung,
hinsichtlich der Betriebsplanung und
Betriebsführung und unter Kostengesichtspunkten
gegenüber dem Ringmodell (Abb.
2) aufweist. Daher haben sich die DR und
der Senat von Berlin gemeinsam für die
Rekonstruktion und den Ausbau des Eisenbahnnetzes
in Berlin entsprechend diesem
Modell entschieden.
Folgende Aspekte waren für diese Entscheidung
maßgebend:
- Die wichtigen Ziele für den Fern- und Regionalverkehr
liegen in der Innenstadt, Außerdem
bestehen hier die günstigsten Übergangsmöglichkeiten
zum ÖPNV, vor allem
zur U- und S-Bahn. Das Achsenkreuzmodell
bietet Gewähr dafür, daß Züge aus allen
Richtungen auf kürzestem Wege dorthin
gelangen können. Dagegen wird im Ringmodell
der Innenstadtbereich nur tangiert.
- Im Achsenkreuzmodell werden der Stadtbahn
die Linien des Ost-West-Verkehrs und dem
Nord-Süd-Tunnel die Linien des Nord-Süd-Verkehrs
eindeutig zugeordnet. Dieses
übersichtliche System erleichtert den Reisenden
die Orientierung, von welchen
Bahnhöfen die Züge in welche Richtungen
fahren. Im Kreuzungspunkt der beiden Verbindungsbahnen
können alle Linien erreicht
werden. Damit ist auch gewährleistet, daß
Übergangsmöglichkeiten zwischen allen Linien
des Fernverkehrs und des Regionalverkehrs
bestehen.
- Durch die Trennung des Ost-West-Verkehrs
vom Nord-Süd-Verkehr entstehen
zwei betriebliche Teilsysteme, die hinsichtlich
der Gesamtleistungsfähigkeit des Netzes
und der Stabilität der Betriebsführung
wesentliche Vorteile gegenüber der totalen
Linienverflechtung im Ringmodell bieten.
Dies kommt der Systemsicherheit zugute
und vermindert die Störanfälligkeit, was
sich für die Reisenden durch höhere Pünktlichkeit
bemerkbar macht.
- Die Gesamtkapazität des Netzes kann im
Achsenkreuzmodell höher ausgelegt werden
als im Ringmodell. Damit sind bei einem
weiteren Verkehrszuwachs, der über den
Prognosehorizont 2010 hinausgeht, zusätzliche
Ausbaumöglichkeiten gegeben.
- Im Ringmodell sind am BIR umfangreiche
Bahnhofsanlagen und der mehrgleisige Ausbau
von Streckenabschnitten erforderlich,
was städtebauliche Probleme aufwirft und
Eingriffe in vorhandene Strukturen erfordert.
Ferner müssen wichtige Netzteile unter
dem laufenden Betrieb umgebaut oder
erweitert werden. Im Achsenkreuzmodell
hingegen entstehen beim Bau des Nord-Süd-Tunnels
kaum Beeinträchtigungen.
- Bei einer vergleichbaren Gesamtkapazität
des Netzes (Strecken und Bahnhofsanlagen)
liegen die Gesamtkosten für den Ausbau
des Achsenkreuzmodells unter denen des
Ringmodells.
Insgesamt wird im Achsenkreuzmodell die
historisch gewachsene Struktur der Eisenbahnanlagen
in Berlin mit der Stadtbahn für
den Ost-West-Verkehr und einem neuen
Nord-Süd-Tunnel als zeitgemäßer und leistungsfähiger
Ersatz für die ehemaligen
Kopfbahnhöfe, die früher den Verkehr von
Norden und Süden bewältigen mußten, wiederhergestellt.
4. Variantenvergleich des
Nord-Süd-Tunnels
4.1 Problematik Parlamentsbereich
Spreebogen
Im Zusammenhang mit den Planungen zum
Regierungsviertel wurden Bedenken laut,
inwieweit der Nord-Süd-Fernbahntunnel
über den Lehrter Bahnhof in Verbindung
mit den weiteren Tunneln für S- und U-Bahn
und die Straßenverbindung unter dem
Tiergarten die zeitliche und technische Realisierung
der Bebauung des Parlamentsbereichs
im Spreebogen behindern könnte.
Vor diesem Hintergrund veranlaßte die DR
als Alternative zur Tunnelvariante über
Lehrter Bahnhof (Abb. 6) eine Machbarkeitsstudie
der Nord-Süd-Verbindung zwischen
Papestraße und dem nördlichen BIR
über den Bahnhof Friedrichstraße (Abb. 5).
Bei dieser Trassenführung kann das Achsenkreuzmodell
auch dann realisiert werden,
wenn terminliche oder andere faktische
Zwänge, die sich aus der Lage des Parlamentsbereichs
im Spreebogen ergeben, eine
Tunnelführung über den Lehrter Bahnhof
endgültig verhindern.
4.2 Ergebnisse des Technischen Berichts
Um die Nutzen und Folgewirkungen der
beiden Tunnelvarianten in allen relevanten
Kriterien vergleichbar bewerten zu können,
wurde auch für die Trasse über Lehrter
Bahnhof eine Machbarkeitsstudie unter
Einbeziehung des Straßen- und des kombinierten
S- und U-Bahn-Tunnels erstellt. Außerdem
wurden für beide Bahnhofsstandorte
die Anbindung durch ÖPNV und MIV,
Möglichkeiten der Bahnhofsgestaltung und
Auswirkungen auf die Stadtentwicklung bewertet.
Die Ergebnisse sind in Teilberichten 1 bis 7
des Technischen Berichtes ausführlich dargestellt.
Die wesentlichen Aspekte werden
im Folgenden zusammengefaßt:
- Die bautechnische Machbarkeitsstudie
wurde für beide Varianten bestätigt. Der
Tunnel über Friedrichstraße ist länger und
liegt unter vorhandener, teilweise sensibler
Bebauung. Dies verlängert die Bauzeit und
birgt höhere technische Risiken. Beim Tunnel
über Lehrter Bahnhof schafft die Verzahnung
der zahlreichen Tunnelbauwerke
und die geplante Bebauung des Spreebogens
schwierige technische und zeitliche Abhängigkeiten.
Die Gesamtbaubreite konnte
südlich der Spree auf 75 m begrenzt werden.
Dadurch ist eine wesentliche Vorgabe
des städtebaulichen Wettbewerbs für den
Spreebogen erfüllt.
- Für die funktionale und architektonische
Gestaltung der Bahnhofsanlagen wurden
für beide Standorte überzeugende Lösungen
gefunden. Durch das städtebauliche
Vakuum am Lehrter Bahnhof liegen hier
größere gestalterische Freiräume, die allerdings
durch Vorgaben des Städtebaulichen
Wettbewerbs für den Spreebogen eingeengt
sind.
- In bahnbetrieblicher Hinsicht sind die Varianten
aufgrund der Vorgaben als weitgehend
identisch zu bewerten, so daß beide
als Netzbestandteil in das Achsenkreuzmodell
eingefügt werden können.
- Die verkehrliche Wertigkeit des Bahnhofsstandortes
Friedrichstraße ist prinzipiell
günstiger, da hier die ÖPNV-Anbindung
durch U- und S-Bahn in Nord-Süd-Richtung
bereits vorhanden ist. Am Lehrter Bahnhof
wird eine gleichwertige ÖPNV-Erschließung
durch die zweite Nord-Süd-S-Bahn
(S21) geschaffen, die unabhängig vom Fernbahnhof
einen eigenen Verkehrswert hat.
- Die Frage der verkehrlichen Wertigkeit
der beiden Standorte muß jedoch im Zusammenhang
mit ihrer Belastbarkeit und
der möglichen Verteilung von Funktionen
im Netz beurteilt werden. Der Standort
Friedrichstraße ist bereits als Handels- und
Dienstleistungsbereich im Schnittpunkt
mehrerer S- und U-Bahn-Linien hoch belastet.
Durch einen Kreuzungsbahnhof im
Fern- und Regionalverkehr wird die Attraktivität
weiter ansteigen. Die daraus folgende
zusätzliche Verkehrsbelastung wird noch
dadurch verstärkt, daß aufgrund der ausgwählten
Trasse (Vorzugsvariante über Anhalter
Bahnhof) am Potsdamer Platz kein
Regionalbahnhof vorgesehen ist. Für den
Bereich des Lehrter Bahnhof wird die Verkehrsbelastung
aus ÖPNV weniger kritisch
eingeschätzt wegen der stärkeren Verteilung
der Ströme im Netz, auch durch die
zusätzliche S21. Auch die Verteilung der
Regionalverkehrsströme wird günstiger
durch die Bahnhöfe Potsdamer Platz und
Friedrichstraße.
- Für den Oberflächenverkehr wird die Situation
ähnlich eingeschätzt. Das Straßennetz
um den Bahnhof Friedrichstraße ist bereits
im Bestand so belastet, daß eine verträgliche
Lösung der straßenseitigen Anbindung
des Bahnhofs schwierig ist. Vor allem
die Straße Unter den Linden wird negativ
beeinträchtigt. Die straßenseitige Anbindung
wird am Lehrter Bahnhof günstiger
beurteilt. Die Umgestaltung des Straßennetzes
in diesem Bereich bietet planerische
Möglichkeiten.
- Die Durchsetzbarkeit der Planung ist am
Lehrter Bahnhof hauptsächlich im Zusammenhang
mit der Zeitbindung an den Aufbau
des Parlamentsviertels geknüpft. Hierfür
wird eine Lösung aufgezeigt. Für den
Tunnel Friedrichstraße bestehen solche
zeitlichen Abhängigkeiten nicht. Die hohe
Anzahl von Betroffenen birgt jedoch Risiken
bezüglich der planungsrechtlichen
Durchsetzung.
- Die Baukosten für die Nord-Süd-Fernbahnstrecke
über den Bahnhof Friedrichstraße
liegen mit 3,4 Mrd. DM höher als bei
der Variante Lehrter Bahnhof mit 2,0 Mrd.
DM. Die Bauzeit bis zur Inbetriebnahme
des Nord-Süd-Tunncls ist etwa 2 Jahre länger.
Dabei sind gleiche Zeiträume für die
planungsrechtlichen Verfahren und gleiche
Zeiten für den Baubeginn angesetzt worden.
In der Gesamteinschätzung ist festzustellen,
daß aus den Aspekten Stadtgestaltung und
Stadtentwicklung die Variante Lehrter
Bahnhof zu bevorzugen ist. In bahnbetrieblicher
Sicht hingegen ist die Entscheidung
offen, da die Variante Friedrichstraße
gleichwertig beurteilt wird.
5. Darstellung Pilzkonzept und Vergleich
mit dem Ringkonzept
Wegen der zeitlichen Abhängigkeit zwischen
der Fertigstellung der Tunnelbauwerke
und der Bebauung für den Parlamentsbereich
Spreebogen wurde gemeinsam von
der DR und dem Senat von Berlin eine
Ausbaustufe entwickelt (11), in der der
Nord-Süd-Tunnel zum frühestmöglichen
Zeitpunkt realisiert werden kann. In diesem
neuen Lösungsvorschlag, der wegen der
Netzstruktur Pilzkonzept" genannt wird
(Abb. 3), wird der Bau des Nord-Süd-Tunnels
gegenüber der ursprünglichen Ausbaureihenfolge
vorgezogen unter Zurückstellung
von Anlagen mit geringerem verkehrlichen
Nutzen. Zurückgestellt wird inbesondere
der Wiederaufbau des südlichen BIR.
Das Pilzkonzept ist damit als Ausbaustufe
des Achsenkreuzmodells mit neuer Prioritätenreihung
zu verstehen.
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Abb. 5: Trassenvarianten Bahnhof Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 6 Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Gemäß der ursprünglichen Planung waren
folgende Phasen zum Ausbau der Strecken
und Bahnhöfe in Berlin vorgesehen, und
zwar abhängig von der Entscheidung über
das Netzmodell:
- Der technische Ausbau der vorhandenen
Anlagen bis zur möglichen Kapazitätsgrenze
(Bestandsnetz).
- Der Wiederaufbau ehemaliger Anlagen,
soweit sie für das Zielnetz benötigt werden
(Ausbaustufe).
- Die Ergänzung des Netzes entsprechend
der quantitativen und qualitativen Notwendigkeit
(Zielnetz).
Bei dieser Ausbaureihenfolge war in der
Phase 2 der Wiederaufbau des BIR vorgesehen,
in der Phase 3 sollte der neue Nord-
Süd-Tunnel realisiert werden.
Aus den Detailuntersuchungen zur BVWP
zeichnete sich ab, daß aus Gründen des Finanzbedarfs
und des Zeitablaufs die Variante
Lehrter Bahnhof nicht zu realisieren
ist und damit beim Achsenkreuzmodell nur
die Variante Friedrichstraße übrig bleibt.
Der Vergleich zwischen Pilzkonzept und
Ringkonzept (Abb. 4) führt zu folgenden
Ergebnissen:
- Mit dem Pilzkonzept wird zum frühestmöglichen
Zeitpunkt ein funktions- und leistungsfähiges
Streckennetz aufgebaut. Dies
bietet die Chance, das Zugangebot in Berlin
- auch unter den qualitativen Aspekten einer
optimalen Reisezeit - so schnell wie
möglich entscheidend zu verbessern, und
zwar in einem Zustand, der im Fernverkehr
nahezu dem Zielnetz des Achsenkreuzmodells
entspricht. Durch die frühzeitige Nutzung
der verkehrlichen Vorteile dient das
Pilzkonzept auch der Steigerung der Wirtschaftlichkeit.
Eine Ausbaustufe im Pilzkonzept,
bei der die Nord-Süd-Strecke bereits
Mitte 2000 in Betrieb genommen wird, entspricht
auch den Anforderungen des Verkehrskonzeptes
für die Olympischen Spiele.
- Der Zeitplan für die Realisierung des
Nord-Süd-Tunnels über den Lehrter Bahnhof
ist kompatibel mit dem vorgegebenen
Zeitrahmen für die Realisierung des Parlamentsbereichs
Spreebogen.
- Die Kosten für das Pilzkonzept bleiben bei
der Variante Lehrter Bahnhof mit 9,9 Mrd.
DM im vorgegebenen Finanzrahmen und
sind damit identisch zum Ringkonzept
(Stand 21.04.1992). Die verkehrlichen und
betrieblichen Nutzen sind allerdings in der
Variante Lehrter Bahnhof höher. Beim Pilzkonzept,
Variante Friedrichstraße, liegen
die Kosten bei 11,4 Mrd. DM.
- Auch bei Zurückstellung von Ausbaumaßnahmen
am südlichen BIR ist die marktgerechte
Bedienung der Güterverkehrsanlagen im
Pilzkonzept dort weiterhin möglich,
Im Ringkonzept werden wegen der zeitlichen
Überlagerung der Verkehrsspitzen des
Personenverkehrs mit den Bedienungszeiten
des Güterverkehrs betriebliche Engpässe
entstehen. Dies gilt grundsätzlich auch für
andere Güterverkehrsstandorte am BIR.
- Im Ringkonzept bleibt die verkehrliche
Anbindung der Nord-Süd-Linien weiterhin
unbefriedigend. Im Kopfbahnhof Gleisdreieck
sind weder Liniendurchbindungen noch
Verknüpfungen mit den Linien der Stadtbahn
möglich. Züge, die nach Lichtenberg
geführt werden, fahren auf dem Umweg
über den BIR an der Innenstadt vorbei.
Dieser Zustand bleibt im Prinzip auch im
Zielnetz zum Ringkonzept bestehen.
- Das Ringkonzept birgt die Gefahr, daß bei
Problemen in der Finanzierung der weiteren
Infrastrukturmaßnahmen die verkehrlich
ungünstige und im Nutzen geringe Variante
als Dauerzustand bestehen bleibt. Bei
der Komplettierung des Ringkonzeptes wird
die Gesamtlösung insgesamt teurer, da nur
die Tunnelvariante mit Bahnhof Friedrichstraße
zu realisieren ist. Der Kopfbahnhof
Gleisdreieck ist für das Fernverkehrsnetz
bei einer Tunnelvariante Bahnhof Friedrichstraße
nicht integrierbar.
- Vom Zeitbedarf her ist das Pilzkonzept
insgesamt schneller zu realisieren als das
Ringkonzept.
- Im Pilzkonzept entstehen keine verlorenen
Investitionen. Auch beim Weiterbau werden
alle Netzelemente ohne Funktionsänderung
und damit ohne Nutzenminderung benötigt.
Dies trifft beim Ringkonzept. z.B. für den
Bahnhof Gleisdreieck nicht zu.
Im Pilzkonzept ist der weitere Ausbau der
zurückgestellten Infrastukturmaßnahmen zu
einem späteren Zeitpunkt (Planstufe 2, vgl.
Kapitel 6.1) möglich, falls dies aufgrund des
steigenden Verkehrsaufkommens notwendig
und finanzierbar ist. Die Entscheidung, ob
diese Maßnahmen langfristig zwingend erforderlich
sind, ist zum jetzigen Zeitpunkt
nicht verbindlich möglich. Der Planfall Stufe
2 dient zur verbesserten dezentralen Bedienung
des Stadtgebietes im Regionarverkehr
und zur Ergänzung der Netzstruktur.
Hierfür fehlt jedoch bisher eine abgesicherte
Datenbasis.
Eine Festlegung auf die Realisierung des
Planfalls Stufe 2 ist zum jetzigen Zeitpunkt
aber auch nicht erforderlich, wenn eine Entscheidung
für das Pilzkonzept getroffen
wird. Das Pilzkonzept ermöglicht nämlich
einen unproblematischen Weiterbau. Sollte
dieser jedoch aus finanziellen oder anderen
Gründen unterbleiben, so steht trotzdem
auch für den langfristigen Bedarf ein leistungsfähiges
Streckennetz zur Verfügung,
das zumindest im Fernverkehr ein verkehrlich
zufriedenstellendes Angebot sicherstellt.
Für diesen Fall bleibt der Ausbauzustand
des Knotens Berlins wie im Pilzkonzept
bestehen.
Bei der Realisierung des Ringkonzeptes ist
die Ausbaustufe als Zielnetz nicht akzeptabel,
da die wesentlichen Mängel hinsichtlich
der Netzkapazität und Angebotsqualität
nicht beseitigt werden können. Einzelheiten,
die zu dieser Bewertung des Pilzkonzeptes
geführt haben, werden in den folgenden
Kapiteln 6 bis 8 behandelt.
Die Kapitel 6 bis 8 können Sie im nächsten
SIGNAL (Heft 7/92 ) lesen. Deutsche Reichsbahn
Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe
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