Nahverkehr

Neue Buslinienführungen in Lankwitz/Marienfelde

Mit dem Fahrplanwechsel am 31. Mai gab es im BVG-Busnetz zahlreiche Linienänderungen. In SIGNAL 5/92 haben wir darüber berichtet. Ergänzend dazu sollen nun noch die besonders umfangreichen Änderungen im Raum Lankwitz/Marienfelde dargestellt und kommentiert werden. Von der BVG wurden sie als deutliche Verbesserungen des Verkehrsangebotes gepriesen. Bei genauerem frischen zeigt sich aber, daß für die Fahrgäste wieder einmal Verschlimmbesserungen herauskamen. Die BVG ist offensichtlich nicht in der Lage, ihre eigenen Erkenntnisse über Fahrgastnachfragen in die Tat umzusetzen, obwohl dies z.T. ohne Mehraufwand möglich wäre.

Seit dem Fahrplanwechsel wird die Stadtrandsiedlung in Marienfelde nun wieder durch den 172er (früher 52er) bedient und erhält damit endlich wieder eine Anbindung an das S-Bahn-Netz. Die im Busnetz '90 zugleich vorgehene Verlängerung der Linie 111 über Richard-Tauber-Damm, Daimler- und Großbeerenstraße zum U-Bf. Alt-Mariendorf ist jedoch nicht realisiert worden. Das Wohngebiet am Richard-Tauber-Damm bleibt somit nur durch die "Industrielinie" 376 (tagsüber im Stundentakt!) angebunden.

Wider besseres Wissen

Nur noch als dilettantisch kann bewertet werden, wie die BVG die ihr vorliegenden Erkenntnisse über Verkehrsbeziehungen umsetzt. Detaillierte Nachfrageberechnungen für das Busnetz '90 haben die Notwendigkeit einer durchgehenden südlichen Tangentialverbindung zwischen Zehlendorf, Lichterfelde, Marienfelde, Buckow und Rudow nachgewiesen, so daß hier sogar die Einrichtung einer Schnellbuslinie geplant wurde. Aber bei der jetzt vorgenommenen Neustrukturierung des Netzes ist davon nichts zu sehen. Im Gegenteil: Die Fahrpläne vom 111er und 172er sind so gestaltet, daß in beiden Richtungen praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit die vielen Zwangsumsteiger permanent die Rücklichter der "Anschlußbusse" sehen. Eine Zumutumg für die Fahrgäste ist es auch, daß die neue Endstelle der Buslinie 111 nicht am S-Bf. Buckower Chaussee liegt, sondern 500 m davor im Nahmitzer Damm. Dabei wird gerade diese Umsteigebeziehung durch die unmittelbar bevorstehende Verlängerung der S2 ins Land Brandenburg noch wichtiger. Doch wieder einmal hat die BVG den betrieblichen Belangen Vorrang eingeräumt vor dem Interesse der Fahrgäste.

182er überlastet

Eine wichtige Änderung gab es bei der Buslinie 181, die jetzt ab Rathaus Steglitz über Birkbuschstraße nach Lankwitz, Kirche und weiter wie bisher verkehrt. Damit wird eine kleinräumige Netzverknüpfung im Bezirk Steglitz erreicht, die z.B. die Erreichbarkeit des Klinikums deutlich verbessert. Diese erfreuliche Verbesserung wird dadurch überschattet, daß trotz der weggefallenen Parallellinie 181 der Fahrplan des 182ers mit Ausnahme des Berufsverkehrs praktisch unverändert blieb. Damit sind die Wagen des 182ers vor allem im nördlichen Linienabschnitt völlig überfüllt, Stehplätze im Oberdeck sind keine Ausnahme. Unbegreiflich ist auch, daß auf dem 182er, einer der am stärksten frequentierten Buslinien Berlins, noch nicht mal ein durchgehender 20-Minuten-Takt angeboten wird. So fahren die Busse z.B. sonntags ab Walther-Schreiber-Platz um 19.35, 20.00 und 20.24 Uhr ab. Anschließend wird zwar im 20-Minuten-Takt gefahren, aber ohne Beachtung der wichtigsten Umsteigeanschlüsse: Weder wird am U-Bf. Walther-Schreiber-Platz ein direkter Anschluß von der U9 geboten, noch wird am S-Bf. Feuerbachstraße, in Lankwitz Kirche oder zur Zweiglinie 582 an der Hildburghauser Straße irgendein nachfragerelevanter Anschluß hergestellt.

Busnetz 90 muß umgesetzt werden

Rufbus
BVG-Linie 182: Gut gemeint, schlecht ausgeführt. Mit Berlin-Taxen wird im Thüringer-Viertel außerhalb der Geschäftszeiten ein Haustür-Service angeboten. Aber für umsteigende Fahrgäste von den Linien 111, 182 und 179 empfiehlt es sich wegen der schlechten Fahrplanabstimmung, zu Fuß zu gehen. Foto: K. Kotzur

Nach wie vor sinnlos bleibt der Betrieb der Buslinie 187 zwischen Lankwitz, Kirche und Marienfelde. Daran ändert auch die Umstellung auf einen Haustür-Zubringer-Verkehr mit der neu eingerichteten Taxilinie 582 außerhalb der Geschäftszeiten nichts. Eine völlig unabgestimmte Fahrplanlage legt ohnehin das Zu-Fuß-Gehen nahe. Die IGEB schlägt auch hier die Realisierung der im Busnetz '90 konzipierten Maßnahmen vor, die auch für ein nachfragegerechteres Angebot sorgen würden. Danach war vorgesehen, die Relation Friedrich-Wilhelm-Platz - Waldsassener Straße durch zwei Buslinien im Grundnetz zu bedienen. Eine der beiden Linien sollte über Weskammstraße, die andere über das Thüringer Viertel fahren, so daß sich durch Taktüberlagerung auf der Stammstrecke ein nachfragegerechtes Angebot ergeben würde. Der eventuell entstehende Mehraufwand würde begrenzt durch den abschnittsweisen Wegfall der Buslinie 187 sowie eine Einsparung von Einsetzfahrten zwischen Lankwitz, Kirche und Friedrich-Wilhelm-Platz. Während der Schwachverkehrszeiten könnte im Thüringer Viertel weiterhin der Haustürservice durch die Linie 582 angeboten werden, die selbstverständlich eine Fahrplanlage haben sollte, die auf die "Stammlinie" Bezug nimmt.

IGEB

aus SIGNAL 6/1992 (August 1992), Seite 11-12

 

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