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Nach vier S-Bahn-Lückenschlüssen steht nun
endlich auch bei der U-Bahn die erste Wiederinbetriebnahme
bevor. Über 30 Jahre ist es her, daß
die gelben Züge das letzte Mal zwischen Gleisdreieck
und Potsdamer Platz fuhren. Gut 20 Jahre
ist es her, daß auch der Verkehr zwischen
Wittenbergplatz und Gleisdreieck über Bülowstraße
eingestellt wurde. Ab 13. November 1993
aber, also fast genau vier Jahre nach dem Fall der
Mauer, werden endlich wieder U-Bahn-Züge von
Wittenbergplatz über Bülowstraße und Potsdamer
Platz verkehren. Nicht vergessen ist aber
auch, daß vor vier Jahren nicht nur die Berliner
Mauer fiel, sondern auf dieser U-Bahn-Strecke
die Magnetbahn für den Fahrgastbetrieb geöffnet
wurde, ein Verkehrsmittel, dessen Erprobung
die Steuerzahler über 100 Millionen Mark kostete
und bei dem schließlich fast alle sehr froh waren,
daß die Versuchsstrecke zwischen Gleisdreieck
und Kemperplatz der U-Bahn-Wiederherstellung
im Wege stand und so ein guter Grund für den
Abriß vorlag.
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Jetzt noch eine Besonderheit, nach dem Lückenschluß am 13. November alltäglich: Ost-Berliner U-Bahn-Zug GI auf dem West-Berliner U-Bf. Wittenbergplatz. Foto: Mario Lange |
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Ob die Freude an der neuen alten U-Bahn-Verbindung
ungetrübt sein wird, ist freilich noch
nicht ausgemacht. Bei der anstehenden Stadtbahnsanierung
wird die S-Bahn zwar weiterverkehren,
aber beeinträchtigt sein, so daß die U-Bahn-Linie 2
die Hauptlast des Verkehrs zwischen
City-West und Stadtmitte-Ost übernehmen
muß. Die Kleinprofil-U-Bahn könnte dabei zeitweise
an Ihre Kapazitätsgrenze stoßen.
Positiv zu vermerken ist die Umorganisation der
Kleinprofil-Liniennetzes, die mit der Wiedereröffnung
verbunden ist. Die bisher relativ problemlose,
aber bei dichterem Verkehr hinderliche
niveaugleiche Kreuzung von U l und U2 bei
der Ausfahrt aus Wittenbergplatz wird es in Zukunft
nicht mehr geben. Dies gelang durch die
Verknüpfung der Streckenäste nach Ruhleben
und Pankow (Vinetastraße) (künftige U2) sowie
nach Krumme Lanke und Schlesisches Tor (künftige
U1), so daß diese Linienänderungen durch
die historische Gleislage praktisch erzwungen
wurden.
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Die Oberbaumbrücke noch ohne U-Bahn-Verkehr. aber 1993 haben nun endlich die Bauarbeiten für die Wiederherstellung des U-Bahn-Abschnittes zwischen Schlesisches Tor und Warschauer Brücke begonnen. Ob die zweite grenzüberschreitende U-Bahn-Strecke jedoch tatsächlich 1995 fertiggestellt werden kann, ist noch immer nicht sichergestellt. Foto: Thomas Billik |
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Lobenswert aber ist die dritte Änderung: Die bisherige
Stummellinie U3 wird erheblich aufgewertet
und nun als Ul5 bis Kottbusser Tor durchgebunden,
um damit u.a. weiterhin eine Direktverbindung
von Kreuzberg in den City-Bereich um
den Kurfürstendamm zu bieten. Damit geht die
BVG erstmals vom Dogma des linienreinen Betriebes
auf der U-Bahn ab, ein seit 1966 eisern
verfolgtes Prinzip. Wichtiger Nebeneffekt: Es ist
eine Entlastung der U-Bahn-Station Zoo zu erwarten,
denn der heutige Umsteigeverkehr
zwischen U1-Ost und U9 wird (neben Spichernstraße)
auf die untergenutzte Station Kurfürstendamm
verlagert werden - ein wichtiger Schritt,
um vorhandene Kapazitäten besser zu nutzen. IGEB
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