Schienenverkehrswochen 1993

Der S-Bahn-Tag 1993

Bahnsteig
Foto: Bernhard Strowitzki
Hinweis
Der S-Bf. Wittenau (Kremmener Bahn) am S-Bahn-Tag. Der überstrichene Wegweiser war sorgfältig freigelegt worden und wies den Weg zum Bahnsteig, auf dem es mehrere Informations- und Verkaufsstände gab - und das stündliche Angebot, per S-Bahn (!) nach Tegel zu fahren. Foto: Mario Lange

Bis zum letzten Tag war es ungewiß: Würde der diesjährige S-Bahn-Tag, geplant auf dem S-Bahnhof Wittenau (Kremmener Bahn), mit der S-Bahn erreichbar sein? Eigentlich sollte der S-Bahn-Sonderzug ja sogar zwischen Schönholz und Tegel verkehren, aber das hätte einigen Aufwand erfordert. Vor allem aber hätte die BVG mitspielen müssen. So gab es "nur" einen stündlichen Pendelverkehr zwischen Tegel und Wittenau (Kremmener Bahn). Daß diese kleine Sensation Wirklichkeit wurde, hatten die zahlreichen Fahrgäste wesentlich dem Hauptabteilungsleiter Nahverkehr der Rbd Berlin, Herrn Dr. Matthaeus, zu verdanken. Er ließ es sich auch nicht nehmen, selbst zur Abfahrt des ersten Zuges nach Tegel zu kommen.

Weil aber bis zuletzt unklar war, ob und wie der S-Bahn-Sonderverkehr stattfindet, konnten PRO BAHN und IGEB vorab weder die Abfahrzeiten noch den Fahrpreis nennen. Das hat einige Fahrgäste verständlicherweise verärgert. Nicht übersehen werden sollte aber, daß es ein Sonderverkehr war. Wer den Zug verpaßte, kam weder zu spät zur Arbeit noch zum Kino. Immerhin wurde am S-Bahn-Tag selbst mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins Historische S-Bahn gut improvisiert. Handgemalte Hinweisschilder zeigten den Fahrplan und wiesen den Fahrgästen den Weg, die, angeregt u.a. durch eine SFB-Live-Reportage, ab mittags in immer größerer Zahl kamen.

Aufsteller
Ausnahmsweise ein Pendelverkehr, über dessen Zustandekommen der Berliner Fahrgastverband glücklich war. Foto: Mario Lange

Sichergestellt war auch, daß der Sonderbus der AG Traditionsbus in Tegel auf den S-Bahn-Zug wartete, bevor er zur Fahrzeugausstellung auf dem Bf. Hennigsdorf fuhr, einem weiteren Höhepunkt an diesem besonderen S-Bahn-Tag.

Nicht nur ältere Besucher konnten sich noch gut erinnern, daß die S-Bahn bis 1984 nicht nur nach Tegel, sondern bis Heiligensee gefahren war, eine Verbindung, die der West-Berliner Senat allen Bekenntnissen zur deutschen Einheit zum Trotz mutwillig zerstörte und deren Wiederherstellung noch immer nicht absehbar ist. In erster Linie sollte die Öffentlichkeit mit dem S-Bahn-Tag darauf aufmerksam gemacht werden, daß der wiederholt versprochene Baubeginn für die Instandsetzung der S-Bahn zwischen Schönholz

S-Bahn Wagen
Am S-Bahn-Tag gab es neben den Sonderfahrten zwischen Tegel und Wittenau (Kremmener Bahn) auch eine Fahrzeugausstellung auf dem Bahnhof von Hennigsdorf. Man beachte das programmatische Zielschield. Foto: Thomas Billik
S-Bahn
Wer am S-Bahn-Tag keine Gelegenheit hatte, zwischen Tegel und Wittenau (Kremmener Bahn) zu fahren, konnte dies am 3. Oktober nachholen - sogar im DR-Traditionszug. An diesem Tag feierte die DR das 100-jährige Bestehen der Kremmener Bahn. Foto: Mario Lange
und Tegel noch immer aussteht. Aber selbstverständlich darf die Wiederinbetriebnahme dieser Teilstrecke nur der Anfang sein. Gleichzeitig muß mit den Vorbereitungen (Planfeststellungsverfahren!) für die S-Bahn-Wiederherstellung über Heiligensee nach Hennigsdorf begonnen werden. Nur mit dieser Option ist eine S-Bahn nach Tegel langfristig sinnvoll.

Wer am 4. September keine Gelegenheit hatte, den S-Bahn Sonderverkehr zwischen Tegel und Wittenau (Kremmener Bahn) zu nutzen, der konnte dies am 3. Oktober nachholen. An diesem Tag feierte die Reichsbahn das 100-jährige Bestehen der Kremmener Bahn. Zum einen gab es ein Bahnhofsfest in Kremmen, zum anderen wurde erneut von bzw. nach Tegel gefahren. An diesem zweiten S-Bahn-Betriebstag setzte die DR sogar ihren Traditionszug ein. Und weil man aus den Erfahrungen des 4. Septembers gelernt hatte, fuhr die S-Bahn am 3. Oktober bereits alle 40 Minuten. Mit entsprechender Vorbereitung ist sicherlich auch noch ein fahrgastfreundlicher 30-Minuten-Takt zu schaffen. Aber wichtiger als eine weitere Perfektionierung des S-Bahn-Sonderverkehres ist der sofortige Baubeginn für den Regelverkehr. Und dies liegt nicht in der Verantwortung der DR, sondern des Berliner Senates.

IGEB

aus SIGNAL 8/1993 (November 1993), Seite 13-14

 

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