Lange haben die Fahrgäste im Bezirk Köpenick
auf den 9. Dezember 2012 gewartet.
Immer wieder hieß es, dass die Gleise
der Straßenbahn erst umgebaut werden
müssten, bevor Niederflurfahrzeuge nach
Friedrichshagen, Adlershof, Grünau und Alt-Schmöckwitz
fahren könnten. Jetzt haben
die vielen Bauarbeiten für die Anwohner
der Linien 60 und 68 auch einen sichtbaren
Erfolg gebracht. Diese Strecken wurden für
den Einsatz von Niederflurbahnen freigegeben
und mit dem Fahrplanwechsel umgestellt.
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Auf der Linie 68 (hinten) verkehren nun endlich Niederflurfahrzeuge, auf der 61 (vorne) noch Tatra-Bahnen. Foto: Artur Frenzel |
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Zuletzt erfolgte der Umbau der Verbindungskurve
von der Freiheit zum Rathaus
Köpenick. Dadurch können die GT6 nun
auch vom Betriebshof Köpenick aus ohne
größere Umwegfahrten auf diesen Strecken
eingesetzt werden. Das hilft allerdings nur
bedingt, denn im Betriebshof Köpenick
können nicht ausreichend Niederflurzüge
abgestellt werden, um damit alle Linien zu
betreiben.
Züge, die wegen örtlichem Platzmangel
jeden Tag aus Lichtenberg oder Marzahn
zugeführt werden müssen, machen der BVG
auch finanziell deutlich, dass ein zeitgemäßer
Betriebshof im Südosten Berlins fehlt.
Nun ist das Ende des Tatrawagen-Einsatzes
schon so nah, dass der langwierige Planungsund
Genehmigungsprozess für ein solches
Großprojekt nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen
werden kann. Senat und BVG sollten
sich also schnellstens dazu eine Lösung
einfallen
lassen, denn
statt langer
und teurer
Betriebsfahrten
sollten
lieber mehr
Fahrplanfahrten
für die
Kundschaft
geboten werden.
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Mit der Umstellung der Linie 60 fahren jetzt auch in der Wissenschaftsstadt Adlershof GT6-Niederflurzüge. Foto: Holger Mertens |
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Doch die
fehlende
Abstellkapazität
ist nicht
das einzige Problem im Köpenicker Netz.
Der Schloßplatz Köpenick und die Lange
Brücke sind weiterhin nicht im schon lange
geplanten Endzustand. Durch die engen
Gleisbögen ist der Verschleiß größer und
die fahrbare Geschwindigkeit gering. Auch
in Bahnhof- und Bölschestraße lässt ein zeitgemäßer
und ÖPNV-freundlicher Umbau auf
sich warten.
Ein anderes Problem sind die weiterhin
zeitweilig auftretenden Kapazitätsangpässe
auf der Strecke nach Adlershof. Hier zeigt sich
wieder einmal, dass ein gutes Angebot mehr
nutzt, als es kostet. Der tägliche 10-Minuten-
Takt auf dieser Strecke bringt vermehrt auch
die zufällige „Laufkundschaft“ in die Züge.
Dafür sind die auf der Linie 61 verbliebenen
Tatra-Solowagen allerdings deutlich zu klein.
Nach der Umstellung sollten wenigstens für
diese punktuelle Verstärkung genug Fahrzeuge
vorhanden sein.
Da auch auf den Linien 62 und 67 nach
dem Ende des Hochflur-Zeitalters die jetzt
noch eingesetzten 40-Meter-Züge durch
GT6-Wagen mit nur 27 Metern Länge ersetzt
werden sollen, zeichnen sich speziell im Ausbildungsverkehr
schon die nächsten Engpässe
ab. Hoffnung macht hier die Aussage
der BVG auf dem Straßenbahn-Sprechtag
2012. Demnach sind künftig nicht nur die
Weiterbeschaffung der aktuellen Flexity-
Typen, sondern auch Neukonstruktionen in
dann eventuell kleineren Serien für die BVG
denkbar. Darunter sollten dann auch solche
sein, die auf dem gesamten Köpenicker Netz
ohne große Umbaumaßnahmen fahren
können und 40 Meter lang sind. (af) IGEB Stadtverkehr
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