Berliner S-Bahn

Erneuter Einbruch des Fahrzeugangebotes

S-Bahn Berlin GmbH lässt Fahrgäste in der Kälte warten

S-Bahn
Zug der Baureihe 485 auf der S 3. Mit diesen Zügen gibt es im Winter 2012/13 die meisten Probleme. Hinzu kommen immer wieder Signal- und Weichenstörungen. Foto: Marc Heller

(25.1.2013) Am 24. Januar konnte die S-Bahn Berlin GmbH den Fahrgästen lediglich 471 Viertelzüge (Doppelwagen) im Gesamtnetz anbieten. Der Ring wurde nur im 10-Minuten- Takt bedient, viele Züge hatten zudem eine geringere Länge als vorgesehen. Dies ist ein deutlicher Rückschritt des Verkehrsangebots, das noch im Dezember im Schnitt 495 Viertelzüge im Gesamtnetz umfasste. Im Verkehrsvertrag zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg und der S-Bahn Berlin GmbH ist ein Leistungsangebot von 562 Viertelzügen zur Hauptverkehrszeit vorgesehen. Damit kann das Unternehmen nur 84 Prozent der in der Früh-Hauptverkehrszeit erforderlichen Fahrzeuge anbieten. Auch die mit der S-Bahn vereinbarte Betriebsstufe (derzeit 519 Viertelzüge) kann nicht eingehalten werden. Der von der S-Bahn Berlin GmbH selbst angekündigte Wiedereinsatz der Linie S 85 ist unter solchen Voraussetzungen Illusion.

Nach einer Zeit der schrittweisen Stabilisierung des einsatzfähigen Fahrzeugparks im vergangenen Jahr stagnierte die Entwicklung zum Ende des letzten Jahres und verzeichnete im Dezember und Januar weitere Rückschläge, obwohl relativ wenig Neuschnee gemeldet wurde. Hauptursachen für die Fahrzeugausfälle sind derzeit Türstörungen, Antriebsausfälle und Vereisung von Stromabnehmern. Am 22. Januar waren lediglich 70,6 Prozent der tatsächlich gefahrenen Züge pünktlich, am 23. Januar 85,8 Prozent.

Grafik
Die Grafik verdeutlicht, dass bei den Wintereinbrüchen im Dezember und Januar mit jeweils nur wenigen Zentimetern Neuschnee der S-Bahn-Verkehr dennoch schwer beeinträchtigt war. Die S-Bahn Berlin GmbH hat es offensichtlich noch immer nicht geschafft, den Fahrzeugpark wieder „wintertauglich“ zu machen. Grafik: VBB GmbH

Die S-Bahn Berlin GmbH kann derzeit nicht die mit ihr vereinbarte Leistung erbringen, weil sie auch nach dreieinhalb Jahren S-Bahn-Krise noch nicht für ausreichende Werkstattkapazitäten gesorgt hat. Dies ist weiter Kern der S-Bahn-Krise, deren Ende weiter unabsehbar ist. Das Unternehmen ist nicht in der Lage, die Fahrzeuge bei winterlichen Witterungsverhältnissen in ausreichender Anzahl einsatzbereit zu halten. Während Pkw-Nutzerinnen und Nutzer noch vor einigen Jahren bei Schnee und Eis beruhigt auf die sicher verkehrende S-Bahn zurückgriffen, ist diese nun ein Unsicherheitsfaktor bei den täglichen Wegen. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, um eine verlässliche Winterstabilität der Fahrzeugflotte zu erreichen. Wenn die S-Bahn Berlin GmbH die Lage nicht in den Griff bekommt und nach jedem Schneefall einbricht, muss erneut über einen Notfahrplan nachgedacht werden, um das Verkehrsangebot für die Fahrgäste verlässlicher zu gestalten.

Hans-Werner Franz, VBB-Geschäftsführer: „Es tut schon weh, wenn die Leute, die es können, wieder vermehrt auf den Pkw zurückgreifen. Es sind planbare Maßnahmen, die die S-Bahn ergreifen kann, um auf Minusgrade vorbereitet zu sein. Früher war so etwas selbstverständlich. Mir tun aber auch die S-Bahn-Kolleginnen und Kollegen leid. Die können nichts für diese Fehlsteuerung.“

Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

aus SIGNAL 1/2013 (März 2013), Seite 14

 

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