Die elektrische Straßenbahn ist eine Berliner
Erfindung. Am 16. Mai 1881 ließ die Firma
Siemens & Halske die weltweit erste mit
Strom betriebene Straßenbahn vom Bahnhof
Lichterfelde Ost zur Hauptkadettenanstalt
(heute Bushaltestelle Bundesarchiv)
rollen. Die Entwicklung verlief schnell: Nach
einer „Überzeugungsphase" wurde ab 1894
in acht Jahren das gesamte Berliner Netz
elektrifiziert.
Heute kommt der Wiederauf bau der Straßenbahn
im Westteil der Stadt schleppend
voran. In den elf Jahren seit der Vereinigung
erreichte die Tram erst mit einer Streckenverlängerung
(Wedding) wieder den Westteil.
Dabei sind die Vorteile der Straßenbahn
unumstritten. Sie kann im Vergleich zur U-Bahn
mit einem Zehntel der Kosten und in
wesentlich kürzerer Zeit realisiert werden.
Bei Umstellung von Bus- auf Straßenbahnbetrieb
sind aufgrund des höheren Komforts
und der höheren Reisegeschwindigkeit
Fahrgastzuwächse um 50 Prozent und
mehr keine Seltenheit und das bei gleichzeitig
niedrigeren Betriebskosten als eine vergleichbare
Buslinie.
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Schon damals ein schwerer Fehler: Die Abschaffung der Straßenbahn in West-Berlin. Ebenfalls ein schwerer Fehler ist das jetzige Zögern beim Wiederaufbau eines Gesamtberliner Neztes. Foto: BVG-Archiv |
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Der Berliner Senat beabsichtigt inzwischen
zwar den weiteren Ausbau der Straßenbahn,
eine eindeutige Trendwende vom
kostenträchtigen und wenig wirtschaftlichen
U-Bahnbau hin zum effizienteren
Straßenbahnbau ist offenbar nicht beabsichtigt.
In der zur Zeit diskutierten Entwurfsfassung
des Stadtentwicklungsplans
(StEP) Verkehr sind für die Straßenbahn lediglich
33 Kilometer Neubaustrecken bis
2015 vorgesehen. Das entspricht nur 2,2 Kilometer
Neubaustrecke pro Jahr bei einem
derzeitigen Gesamtnetz von rund 175 Kilometer.
Aus Sicht der IGEB ist dies nicht ausreichend.
Um der Verkehrsprobleme Herr zu
werden, müssen mehr Strecken geplant
und schneller realisiert werden. Gerade
auch entlang von hochbelasteten Buslinien
ist schon aus wirtschaftlichen Gründen die
Einführung der Straßenbahn sinnvoll. So
kann zum Beispiel mit einer durchgehenden
Verbindung Lehrter Bahnhof - Regierungsviertel
- Potsdamer Platz - Hallesches Tor -
Hermannplatz - Baumschulenweg eine
neue innerstädtische Direktverbindung geschaffen
werden, von der viele Berliner profitieren
würden und die wegen ihrer hohen
Auslastung auch einen wirtschaftlicheren
Betrieb als entsprechende Buslinien ermöglichen
würde.
Ein Hinweis in eigener Sache: Wenn Sie
ältere Pressedienste des Berliner Fahrgastverbandes
IGEB suchen, finden Sie
eine komplette Sammlung im Internet:
www.igeb.org. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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