Wenn es darum geht, „Gründe"zur Verhinderung
des Ausbaus der Straßenbahn zu
finden, dann zeigt man in Berlin seit Jahr
und Tag eine nahezu unerschöpfliche Phantasie.
Nun sind es also die inzwischen privatisierten
Wasserbetriebe.
Als die Wasserbetriebe noch nicht privatisiert
waren, hatte das Land Berlin in vergleichbaren
Fällen die Wasserleitungen im
Baubereich von Straßenbahnstrecken aus
dem Straßenbahnbauetat finanziert. Das
trieb zwar die Kilometerkosten in die Höhe
- aber es funktionierte, fand doch lediglich
eine Geldverschiebung zwischen zwei öffentlichen
Etats statt. Bei der jetzigen Haushalts-Malaise
möchte Berlin das nicht mehr
machen. Wenn das Land aber den Straßenbahnausbau
aus wirtschaftlicher Notwendigkeit
fortführen will, so kann und muß
hier ein Weg gefunden werden. Berlin muß
bis zu einer juristischen Einigung den Rohrleitungsbau
(ggf. unter Vorbehalt) vorfinanzieren.
Das ist sicherlich ärgerlich, aber das
Ergebnis ist doch lohnend.
Denn der von der IGEB geforderte Straßenbahnausbau
ist kein Selbstzweck, sondern
eine wirtschaftliche und verkehrspolitische
Notwendigkeit. Ab einer bestimmten
Fahrgastzahl (ca. 10 000 Fahrgäste) ist eine
Straßenbahnlinie rentabler und attraktiver
als ein entsprechend dichter Busbetrieb.
Und hier geht das Ärgernis weiter: Warum
hat man bis heute nicht alle Buslinien
kühl und ohne Vorbehalte durchgerechnet,
wo eine Ablösung durch die Straßenbahn
sinnvoll und wirtschaftlich geboten ist.
Fürchtet man die Wahrheit, daß nämlich
eines der Millionengräber im Nahverkehrs
Berlins der riesige und über große Entfernungen
betriebene Busverkehr insbesondere
im ehemaligen Westteil der Stadt ist?
Achsen wie zum Beispiel die Buslinien 145
oder 148 lassen sich viel rentabler als Straßenbahnstrecken
betreiben.
In den Amtsstuben der Senatsverkehrsverwaltung
sitzen anscheinend bis heute
Leute, die mit Liebe imaginäre und un finanzierbare
U-Bahntrassen durch Berlin schicken
wollen. Was entsteht, wenn man diese
Leute weitermachen läßt wie bisher, kann
man auf der U8 nördlich der Osloer Straße
besichtigen: Ein Fahrgastaufkommen, das
möglicherweise Straßenbahn-, definitiv
nicht U-Bahn-würdig ist. Denen und auch
dem Regierenden Haushaltsexperten Wowereit
sei gesagt: Straßenbahn ist in Berlin
eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Nur so
läßt sich längerfristig der Zuschußbedarf für
den ÖPNV in Berlin senken. Und die Attraktivität
des ÖPNV ließe sich auch erhöhen.
Nebenbei: Eine DM im Straßenbahn-Bau
schafft viermal mehr Arbeitsplätze als beim
technikintensiven U-Bahnbau und stärkt
auch den Mittelstand im Baugewerbe.
In Euro bleibt diese Rechnung übrigens
gleich! IGEB-Kommentar
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