Bund, Land und Deutsche Bahn haben damit
ihr Ziel der Reaktivierung des über Jahrzehnte
vernachlässigten Stadtschnellbahnsystems
erreicht. Die sogenannte „Strecke
ohne Ende" mit einer Länge von 37 Kilometern
war im August 1961 in Folge des Mauerbaus
geteilt und im Westteil der Stadt
Anfang der achtziger Jahre stillgelegt worden.
In bisher fünf Schritten fand seit 1993 der
Wiederaufbau der neben Stadtbahn und
Nord-Süd-Bahn wichtigsten S-Bahn-Strecke
statt. Langwierige Planfeststellungsverfahren,
in denen veränderte Rahmenbedingungen
für die Fernbahn und den Transrapid
berücksichtigt werden mussten, hatten immer
wieder zu Verzögerungen bei der Fertigstellung
geführt.
Ringbahn mit Betriebskonzept
für das neue Berlin
Der Vollring eröffnet für die S-Bahn Berlin
GmbH grundsätzlich neue Mögfichkeiten
der Betriebsführung. „Wir können Linienweg
und Zugdichte künftig besser der
Nachfrage und den veränderten Verkehrsströmen
im neuen Berlin anpassen", erklärt
Geschäftsführer Günter Ruppert. Gleichzeitig
ermöglicht das erweiterte Angebot im
Zusammenhang mit der Grunderneuerung
des S-Bahn-Bestandsnetzes bei Streckensperrungen
eine bessere Umleitung von
Verkehrsströmen.
Mit der Betriebsaufnahme des Zugverkehrs
auf der komplettierten Ringbahn werden
sich zum Teil seit Jahrzehnten gewachsene
Fahrtgewohnheiten verändern und
Fahrzeiten verkürzen. Die S-Bahn Berlin
GmbH hat im Vorfeld der Inbetriebnahme
verschiedene Modelle der Betriebsführung
entwickelt und in Simulationen getestet.
Dabei stellte sich heraus, dass bei einer Fahrzeit
von rund 63 Minuten wegen Taktverschiebungen
ein endloser Ringbetrieb wenig sinnvoll ist.
Vielmehr hat sich das Verkehrsunternehmen
deshalb für einen Betrieb entschieden,
bei dem die Züge von den südöstlichen Zulaufstrecken
(Königs Wusterhausen/Spindlersfeld)
den Ring erreichen und nach jeweils
ca. eineinhalb Umrundungen enden
oder den Ring an anderer Stelle wieder verlassen.
Die Fahrzielanzeiger an den Zügen
und auf den Bahnsteigen werden klar nachvollziehbare
Fahrtwege angeben.
Weitere Modernisierung
des Bestandsnetzes
Der Vollring ist Voraussetzung für die
weitere Sanierung des Bestandsnetzes entsprechend
des Grunderneuerungsprogramms
„Hauptstadtbahn 2006".
Nach Bereitstellung der finanziellen Mittel
kann nunmehr zügig der Ausbau des unteren
Bahnhofs Friedrichstraße zu einer modernen
zeitgemäßen Verkehrsstation begonnen werden.
Ferner wird die endgültig
Fertigstellung des Bahnhofs Potsdamer
Platz im Bereich des Kreuzungsbauwerkes
mit der Linie U 3 sowie die Ausrüstung des
nördlichen Bahnhofsteil mit Lärmschutzschottermatten
möglich. Innerhalb des Anhalter
Bahnhofs bis zum südlichen Tunnelmund
der S 1 werden Gleise erneuert sowie
zwischen Nordbahnhof und Oranienburger
Straße Weichen eingefügt, die künftig eine
flexiblere Betriebsführung ermöglichen.
„Wir haben uns zur Ausführung der Arbeiten
für eine Paketlösung entschieden", fasst
Ruppert die Vorgehensweise zusammen.
Die Abstimmungen mit der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und dem Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg laufen
noch. Nach bisherigem Planungsstand fahren
zwischen Nordbahnhof und Yorckstraße
daher leider vom 16. Juni bis 18. August
keine Züge. Anschließend werden die Arbeiten
bis zum 13. Oktober auf den Abschnitt
Potsdamer Platz - Nordbahnhof beschränkt.
Ein Ersatzverkehr mit Bussen wird voraussichtlich
zwischen Bülowstraße-Yorckstraße
- Potsdamer Platz eingerichtet, da die
Umfahrung über den Nordring, Südring,
Stadtbahn und die U-Bahnlinien U 2, U 6
und U 8 erheblich einfacher ist.
Vernetzte S-Bahn-Linien
schaffen umsteigefreie
Verbindungen
Während der Modemisierungsarbeiten im
Nord-Süd-Tunnel wird die Linienführung auf
der Ringbahn den Erfordernissen entsprechend
eingerichtet.
Folgendes Konzept ist vorgesehen:
S 2 Bernau/Buch - Blankenburg - Pankow
- Gesundbrunnen
... wird zu Linie ...
S 4 Gesundbrunnen - Westkreuz - Papestraße -
Ostkreuz - Gesundbrunnen
(Vollring) - Westend
... wird zu Linie ...
S46 Westend - Papestr. - Schöneweide
- Königs Wusterhausen
S47 Westend - Papestr. - Schöneweide
- Spindlersfeld
Investitionen
für die Infrastruktur
der Hauptstadt
|
Im nächsten Jahr ist es soweit: Der Vollring wird fertiggestellt. Foto: Mario Lange, aus: Strecke ohne Ende, GVE-Verlag |
|
Der Finanzrahmen für das Programm
Hauptstadt-S-Bahn 2006 umfasst drei Milliarden
DM. Allein im Jahr 2001 verbaute
die Konzerntochter DB Projekt Verkehrsbau
230 Millionen DM in die Infrastruktur. Rund
vier Milliarden DM wurden bereits seit dem
Fall der Mauer in die Wiederherstellung des
S-Bahn-Netzes investiert. (Zum Vergleich: Im
Zeitraum 1990 bis 2010 betragen die Gesamtausgaben
zur Entwicklung der Eisenbahn-
Infrastruktur in Berlin 20 Milliarden
DM).
Ausführliche Fahrgastinformation
schafft Verständnis
Die S-Bahn Berlin GmbH informiert ihre
Fahrgäste auch weiterhin ausführlich über
die bevorstehenden Projekte und die damit
verbundenen Änderungen. 14-täglich erscheint
die kostenlose Kundenzeitung
„punkt 3", wöchentlich gibt es das Faltblatt
„Bauinfos für Bahnfahrer". Am Bahnbautelefon
beantworten Experten individuelle
Einzelfragen. Hinweise zu Fahrplanänderungen
werden im Internet und als E-mail-Service
angeboten. S-Bahn Berlin GmbH
|