Roland Schröder: Vor Jahren wurde das
Angebot auf der Linie M 2 zwischen den
Haltstellen „Am Steinberg“ und „Heinersdorf
(Kehre)“ reduziert. Der Zuzug und die
in Planung befindlichen Projekte lassen auf
eine stetig steigende Zahl von Fahrgästen
schließen, die eine Verbesserung des Angebots
erforderlich machen (könnten).
Jens-Holger Kirchner: Zur Beantwortung
der Kleinen Anfrage sind die Berliner Verkehrsbetriebe
(BVG) um Stellungnahme gebeten
worden. Diese wird hier wortwörtlich
wiedergegeben.
Ist es technisch möglich, auf dem Streckenabschnitt
zwischen den Haltestellen
„Am Steinberg“ und „Heinersdorf (Kehre)“
die Straßenbahnlinie M 2 im 10-Minuten-Takt
verkehren zu lassen?
Wenn nein,
welche baulichen und signal-technischen
Veränderungen wären für einen 10-Minuten-Takt
auf dem benannten Abschnitt
zwingend erforderlich und welche Kosten
würden für die Realisierung entstehen?
Baulich und signaltechnisch ist es möglich.
Aufgrund der geringen Fahrgastnachfrage
auf diesem Streckenabschnitt sieht die BVG
AöR jedoch keine Notwendigkeit für eine
Taktverdichtung.
Wie viele Umläufe werden derzeit auf der
Linie M 2 zu den unterschiedlichen Zeiten
(Hauptverkehrszeit, Nebenverkehrszeit,
Abend- und Wochenendeverkehr) eingesetzt?
Zurzeit sind im Berufsverkehr sowie Samstagnachmittag
11 Umläufe im Einsatz. Montag
bis Freitag im Tagesverkehr sowie Samstagvormittag
verkehren 8 Umläufe und in
den restlichen Tageszeiten 6 Umläufe. Im
Nachtverkehr sind es 2 Umläufe.
Ist für die Verdichtung des Angebots
auf einen 10-Minuten-Takt während der
Hauptverkehrszeit im beschriebenen
Abschnitt der Einsatz eines zusätzlichen
Fahrzeuges/Umlaufes erforderlich? Wenn
ja, warum genau und durch welche Maßnahmen
ließe sich dieser Mehrbedarf abwenden?
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Haltestelle Heinersdorf Kirche. Auf dem Abschnitt Am Steinberg - Heinersdorf fährt die M2 nur alle 20-Minuten, obwohl ein 10-Minuten-Takt baulich und signaltechnisch möglich wäre. Aufgrund wachsender Nachfrage und zur gleichmäßigeren Auslastung der Züge auf dem Abschnitt zum Alexanderplatz ist der 10-Minuten-Takt zumindest im Berufsverkehr überfällig. Foto: Marc Heller |
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Die Anzahl der Fahrzeuge kann theoretisch
unverändert bleiben. Allerdings ist dabei
das Fahrplangefüge bei einem 10-Minuten-Takt
betrieblich sehr sensibel. Aufgrund der
Durchfahrtzeiten von 5 Minuten pro Richtung
für den Abschnitt Am Wasserturm—Heinersdorf
finden direkt am Beginn und
am Ende der eingleisigen Strecke Begegnungen
statt. Da eine Ausgleichsreserve bei
konstanter Fahrzeugzahl nicht eingeplant
werden kann, würde jede Minute Verspätung
sich direkt auf die Gegenrichtung
übertragen.
Im Sinne eines stabilen zuverlässigen
Betriebsablaufs, insbesondere vor dem Hintergrund
der Vielzahl LSA-gesteuerter Knotenpunkte
entlang der Linie M 2, wäre die
Berücksichtigung eines weiteren Fahrzeugs
erforderlich.
Welche jährlichen Kosten würden für die
Verdichtung auf einen 10-Minuten-Takt
auf dem beschriebenen Abschnitt in der
Hauptverkehrszeit entstehen, wenn diese
Angebotserweiterung ohne den Einsatz
eines zusätzlichen Fahrzeuges erfolgen
kann?
Die zusätzliche Leistung würde eine Erhöhung
des Bestellerentgeltes in Höhe von
insgesamt rd. 99,0 Tsd. EUR jährlich nach
den Regularien des Verkehrsvertrages erfordern.
Kommentar der IGEB
Alle Zutaten für eine erfolgreiche Metrolinie
sind bei der M 2 Heinersdorf—Alexanderplatz
vorhanden: eine schnelle und
pünktliche Strecke bis ins Zentrum, eine
hohe Reisequalität mit den neuesten
Niederflurzügen und vielfältige Verknüpfungen
mit anderen gut genutzten Linien an
der Haltestelle Heinersdorf, Kirche.
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Zwischen Alexanderplatz und Am Steinberg fährt die M2 im Berufsverkehr sogar alle 5 Minuten, aber zwischen Am Steinberg und Heinersdorf ganztägig nur alle 20 Minuten. Das ist für eine Metrolinie zu wenig. Abbildung: BVG-Atlas 2011 |
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Dennoch verkehren die Züge auf dem
Abschnitt zwischen Am Steinberg und der
Endhaltestelle Heinersdorf nur im 20-Minuten-Takt,
weil sich der Berliner Senat als
Besteller weigert, den lächerlichen Betrag
von 99 000 Euro im Jahr (!) bereitzustellen,
damit die Züge hier wenigstens in der
Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt
nach Heinersdorf verkehren.
Während mangels Ampelvorrangschaltungen
und abmarkierten Bahnkörpern in
Berlin jedes Jahr mehrere Millionen Euro
verschwendet werden, soll nicht einmal
ein Bruchteil dieser Summe zur Verfügung
gestellt werden, um Heinersdorf attraktiv
und mit einem Takt, der den Namen „Metrolinie“
rechtfertig, zu erschließen.
Da die Züge auf dem anderen Abschnitt
während des Berufsverkehrs im
5-Minuten-Takt verkehren, wird also nur
jeder vierte Zug der M 2 über die Haltestelle
„Am Steinberg” hinaus geführt. Das
ist nicht nur unattraktiv, sondern auch
ungenügend, und führt dazu, dass die
Auslastung auf dem Abschnitt zum Alexanderplatz
erheblich schwankt – je nachdem,
ob die Züge in Heinersdorf oder „Am
Steinberg“ gestartet sind bzw. dort enden.
Dabei zeigt gerade die Erfolgsgeschichte
der M 2, wie ein stetig verbessertes
Angebot mit überproportionaler Nachfragesteigerung
belohnt wird: Obwohl
der Takt von 10 auf 5 Minuten verdichtet
wurde, sind die Bahnen danach voller geworden.
Deshalb muss diese Erfolgsgeschichte
nun mit einem 10-Minuten-Takt
nach Heinersdorf fortgeschrieben werden.
Zur Fortschreibung gehört außerdem die
nochmalige Kapazitätserhöhung durch
den mittelfristigen Einsatz der langen
statt der heute verwendeten kurzen
Flexity-Züge. Auch eine Verdichtung des
M 2-Sonntagsfahrplanes wäre angemessen.
Umso mehr ist die Verweigerung des
10-Minuten-Taktes in einem Bezirk, der
noch immer erheblich wächst, ein fatales
Signal in die falsche Richtung! (af) Roland Schröder (SPD), Bezirksverordneter in Berlin-Pankow
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