|
Der Fahrgast in der Berlin-Brandenburger
Region ist gemeinhin „SEV-erprobt" und
leidensfähig, was Fahrzeitverlängerungen,
Umsteigezwänge und weitere Unannehmlichkeiten
angeht. Dennoch schafft
es die DB AG immer wieder, dem ganzen
eine Krone aufzusetzen, die auch dem
größten „ÖPNV-Freund" die Zornesröte
ins Gesicht treiben kann. Unsere Kummerkarten-Redaktion
kann hier mit folgender
Geschichte aus dem Monat November
2001 aufwarten:
|
Probleme gab es während des Ersatzverkehrs auf der RB 22. Foto: Frank Böhnke |
|
Am Sonntag, dem 25. November 2001,
bestand auf der RB 22, zwischen Michendorf
und Flughafen Berlin-Schönefeld,
Schienenersatzverkehr. Fahrgäste aus
Potsdam mußten in Michendorf den Zug
verlassen und in den auf dem Bahnhofsvorplatz
wartenden Bus umsteigen, der
auch alsbald abfuhr. So weit, so gut.
Durch die längere Busfahrzeit, erreichte
der SEV-Bus den Bahnhof Genshagener
Heide statt um 16.36 Uhr erst um
16.57 Uhr. Nun befanden sich im Bus
Fahrgäste, die üblicherweise dort in den
Bus 621 nach Ludwigsfelde umsteigen,
der laut Fahrplan um 16.53 Uhr von dort
weiterfährt. Aus der relativ großzügigen
Umsteigezeit von 17 Minuten wurde
durch die lange Bus-Fahrzeit also ein
planmäßiges Verpassen des Anschlusses um
vier Minuten.
Da die Fahrgäste im Bus diese Situation
erkannten, baten Sie den Busfahrer, doch
außerplanmäßig an der Haltestelle Struveshof
zu halten, weil es dort trotzdem noch
möglich wäre, den besagten Bus der Linie
621 zu erreichen. Natürlich verweigerte der
Fahrer dieses Ansinnen, schließlich gibt es
Vorschriften und Fahrpläne von DB Regio,
die genau besagen, wo gehalten wird, und
dort steht „Bahnhof Genshagener Heide"
und nicht „Haltestelle Struveshof". So durften
die „Beförderungsfälle" miterleben, wie
ihnen auf der Landstraße zwischen Bahnhof
Genshagener Heide und Struveshof ihr
Bus der Linie 621 entgegenkommt und
beide Busse aneinander vorbeifahren -
planmäßig!
Die Folge des korrekten Busfahrer-Handelns:
für die Reisenden nach Ludwigsfelde
eine zusätzliche 60-minütige Wartezeit, auf
einem verfallenen, einsamen Haltepunkt,
ohne Unterstellmöglichkeit und bei eingesetzter
Dunkelheit. Eine bessere Möglichkeit
um darüber nachzudenken, wie lange man
sich eigentlich noch derartigen Vorteilen einer
Bahnfahrt aussetzen soll und ab wann
es für einen möglich werden könnte, endlich
der Bahn, und damit auch dem gesamten
übrigen ÖPNV-Trägern, für immer Lebewohl
zu sagen, kann man gar nicht bieten.
Es ist unverständlich, daß ein Kundenservice
bietendes Unternehmen wie DB Regio,
eine so wichtige Umsteigebeziehung, wie
die vom Bahnhof Genshagener Heide nach
Ludwigsfelde, scheinbar vergißt. Die RB 22
hält dort eigentlich nur für Fahrgäste nach
Ludwigsfelde, zumindest am Wochenende
gibt es dort kein anderes Ziel. Besonders
schlimm: die Buslinie 621 ist eine im Auftrag
von DB Regio verkehrende SEV-Vorlauflinie
von Berlin-Lichterfelde Ost nach Ludwigsfelde,
so daß auch der mögliche enthuldigende
Hinweis auf unterschiedliche
Verkehrsträger nicht zieht.
Aus dem hier geschilderten Fall ist darüber
hinaus eindeutig bewiesen, daß bei
einem zusätzlich eingeplanten Halt an der
bestehenden Haltestelle Struveshof für beide
beteiligte SEV-Linien eine Umsteigemöglichkeit
zeitlich möglich gewesen wäre, nur
daran gedacht hat offensichtlich niemand.
Warum auch, ÖPNV-Nutzer haben ja Zeit,
sonst hätten sie ja wohl ein Auto.
Wer ist „Schuld"?
Der Busfahrer hat im Sinne der Vorschriften
gehandelt (als Ersatzverkehr darf der
Bus nur an den Bahnhöfen halten), sonst
hätte er seine Anstellung aufs Spiel gesetzt.
DB Regio muß sich in Zukunft bei
Ersatzverkehren auch um die Anschlüsse
kümmern! Sicherlich wäre es in diesem
Falle möglich gewesen, am Bahnhof
Genshagener Heide den 621 bis zum Eintreffen
des SEV-Busses warten zu lassen. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
|