Die Ausgangslage
Der RE 5 durchquert auf seinem langen
Laufweg ganz Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
in Nord-Süd-Richtung.
Dazwischen geht die Route über die
Berliner Stadtbahn (allerdings in West-Ost-Richtung;
siehe Zeichnung). Er besteht
aus zwei im Zweistundentakt befahrenen
Ästen, die auf dem gemeinsamen
Abschnitt zwischen Luckau-Uckro und
Neustrelitz einen Stundentakt ergeben
(die Linienäste haben wir der besseren
Verständlichkeit halber mit den Zusätzen
a und b gekennzeichnet):
RE 5a: Elsterwerda - Luckau-Uckro -
Wünsdorf - Berlin-Stadtbahn - Neustrelitz
- Rostock
RE 5b: Hoyerswerda - Finsterwalde -
Luckau-Uckro - Wünsdorf - Berlin-Stadtbahn
- Neustrelitz - Stralsund.
Die Probleme
Der RE 5 ist das Sorgenkind im Regionalverkehr
des Landes Brandenburg. Besonders
zugespitzt hat sich die Lage auf dem
Abschnitt Berlin - Rostock, wo der RE 5
seit Fahrplanwechsel 2001 die gestrichenen
Interregios ersetzen soll. Die Lage in
dieser Relation ist gekennzeichnet durch:
- katastrophal lange Reisezeiten,
- häufige Verspätungen,
- Einsatz ungeeigneter Fahrzeuge und
- oft überfüllte Züge (SIGNAL berichtete).
Seitens der Bahn werden diese Schwierigkeiten
entweder als objektiv unlösbar (zu
kurze Bahnsteiglängen) dargestellt oder
die Lösung auf die Zeit nach einem Streckenausbau
auf 160 km/h Höchstgeschwindigkeit
und den Bau des Nord-Süd-Tunnels verschoben.
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Darstellung der bisherigen Linienführungen |
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In Wirklichkeit sind aber fast alle dieser
Probleme von der Bahn hausgemacht
und mit minimalem Aufwand zu lösen.
Hauptursache vieler Schwierigkeiten
sind die sich völlig widersprechenden Ziele,
die die Bahn mit diesen Zügen gleichzeitig
erreichen will.
Im Lande Brandenburg soll er ein Zubringer
nach Berlin sein, im Berliner Raum
fungiert er als „Airport-Express" und
S-Bahn-Vorlauf nach Falkensee und in
Mecklenburg schließlich soll er als Ersatz
des gestrichenen Fernverkehrs nach Rostock
dienen. Diese Ziele sind aus Sicht
der jeweiligen Besteller alle völlig berechtigt.
Jedoch führt der Versuch der Bahn,
diese Ziele mit einem einzigen Zug zu erreichen,
zu vielen Problemen:
- Die 4-Wagen-Züge in Richtung Rostock
sind oft überfüllt. Dieses Problem ließe
sich durch zusätzliche Wagen lösen. Das
scheitert wiederum an zu kurzen Bahnsteigen.
Diese zu kurzen Bahnsteige sind
jedoch ausschließlich im Berliner Umland
zu finden, wo der Zug die Funktion einer
Regionalbahn bzw. einer S-Bahn übernimmt
(Segefeld Herlitzwerke, Albrechtshof,
Rangsdorf, Dabendorf).
- Der RE 5 ist häufig verspätet. Aus Richtung
Rostock kommt er fast nie pünktlich
auf der Berliner Stadtbahn an.
Dies hat zwei Gründe:
Einerseits wurde der Fahrplan sehr straff gehalten,
um zumindest pro forma trotz mehr
Halten keine längeren Fahrzeiten gegenüber
den gestrichenen Interregios zu bekommen.
Verspätungen dürfen deshalb nicht vorkommen.
Andererseits dauern die häufigen Fahrgastwechsel
im Berliner Raum dank des eingesetzten
Wagen materials länger als bei anderen
Zügen. Die drei ehemaligen IC/IR-Wagen
sollen den Langstreckenreisenden
wenigstens Sitzkomfort bieten.
Der Einsatz von RE 160-Wagen (derzeit
ein Umlauf zur Berufsverkehrsspitze)
ist hier auch keine Lösung,
denn diese sind auf langen
Strecken unkomfortabel
und fehlende Gepäckabstellmöglichkeiten
machen sie für den Fernverkehr ungeeignet.
Die katastrophal lange Fahrzeit der Relation
Berlin - Rostock macht den Zug unattraktiv.
Das letzte ist zum Teil der noch
fehlenden Nord-Süd-Verbindung durch
Berlins Zentrum geschuldet. Allerdings ist
dies nur die halbe Wahrheit. Ein Gutteil
der Verzögerung liegt darin begründet,
dass wegen der Durchbindung über die
Stadtbahn die Züge einen großen Umweg
über Falkensee machen müssen.
Eine kleine Recherche mit der Fahrplanauskunft
bringt es an den Tag: Selbst von
Berlin Friedrichstraße findet sich eine Verbindung,
mit der trotz dreimaligem Umsteigen
(S-Bahn nach Ostkreuz und Lichtenberg,
Regionalbahn nach Oranienburg)
dort der vorher aus Friedrichstraße
abgefahrene Zug noch erreicht wird:
Berlin Friedrichstraße | 6.38 | S 3 |
Berlin Ostkreuz | 6.53 | S 7 |
Berlin Lichtenberg | 6.56 | RB |
Oranienburg | 7.28 | 7.32 RE |
Rostock Hbf | 9.40 | |
Zum Vergleich der direkte RE im Takt:
Berlin Friedrichstraße | 6.36 | RE |
Rostock Hbf | 9.40 | |
Für Reisende von Alexanderplatz oder
Ostbahnhof ist dieser Fahrzeitunterschied
zuungunsten des direkten RE noch entsprechend
größer.
Sieht so eine attraktive Anbindung
des Berliner Zentrums aus?
Wie kann man es besser machen?
Für die Lösung der genannten Probleme
des RE 5, dass heisst, die Bereitstellung
von zusätzlicher Kapazität auf der Stadtbahn
und Trennung des Berliner Vorortverkehr
vom Fernverkehr nach Rostock
bei gleichzeitiger Reduktion der Fahrtzeiten
gibt es eine Lösung, die ohne Mehrbedarf
an knappen Stadtbahntrassen und
an Zugkilometern auskommt.
Der Grundgedanke:
Das Aufbrechen des unglücklichen
Linienlaufes des RE 5a.
Der Verkehr nach Rostock wird wieder
von Osten in Berlin eingefädelt, wie dies
bis vor einigen Jahren der Fall war.
Von Ostbahnhof nach Oranienburg
kann man es so - orientiert man sich an
den derzeit dort vom RE 3 bzw. der RB 12
gefahrenen Fahrzeiten - in ca. einer halben
Stunde schaffen. Das ist die Hälfte
der derzeit von den direkten RE benötigten
Zeit! Von Alexanderplatz bzw. Friedrichstraße
geht es immer noch etwa 20
bzw. 15 Minuten schneller als jetzt. Lediglich
von Zoo benötigt man etwa fünf Minuten
mehr. Dieser kleine Nachteil wird
jedoch durch den Vorteile einer wesentlich
schnelleren Erschließung der Mitte
und des Ostens der Stadt weit mehr als
nur wettgemacht.
Den (geringen) Verkehr zwischen Spandau/Falkensee
und Oranienburg kann zu
diesen Stunden die RB 12 aus Templin
(statt der bisherigen Führung nach Lichtenberg)
oder eine verlängerte RB 20 aus
Oranienburg über Hennigsdorf nach
Spandau/Charlottenburg/Jungfernheide
übernehmen.
Zur Vermeidung einer neuen Trasse auf
der Stadtbahn kann man den bisherigen
Rostocker Ast des RE 5a mit den derzeit
aus Magdeburg am Berliner Ostbahnhof
endenden IR (von Sachsen-Anhalt mitfinanziert)
verknüpfen. Auf diese Weise lassen
sich auch weiterhin alle Stadtbahnhöfe
von Rostock aus erreichen.
Der Südast des RE 5a von
Elsterwerda bis Berlin sollte
statt nach Rostock künftig als
Vorortverkehr nach Nauen
geführt werden. Dieser Zug
kann dann auf die primären
Berliner Bedürfnisse ausgerichtet
und dann mit hoher
Fassungskapazität bei kurzer
Zuglänge, also Doppelstockwagen,
verkehren.
Die Führung des RE 5b
kann wie bisher bestehen
bleiben.
Als weitere Entlastung der
RE 5-Züge auf der Falkenseer
Vorortstrecke sollte auch der
RE 6 alle Halte in diesem Bereich
bedienen.
Auf diese Weise lassen sich ohne großen Mehraufwand
viele der Probleme lösen, die die Fahrt auf den
Nordast des RE5 derzeit so unattraktiv machen.
„Gefundenes Fressen" für private Anbieter
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Der RE 5 mit drei ehemaligen IC/IR-Wagen und einem Doppelstöckler bei Verlassen des Bahnhofs Friedrichstraße in Richtung Alexanderplatz. Foto: IGEB |
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Das bisherige unattraktive Angebot könnte möglicherweise
unangenehme Folgen für die Bahn haben. Die
private Connex-Gruppe will der DB AG auf der Relation
Berlin - Rostock Konkurrenz machen: Ab März sollen
täglich Connex-Züge von Berlin-Lichtenberg nach
Rostock fahren. Gerade durch den Verzicht des Umweges
über Spandau möchte man durch kürzere Fahrzeiten
der Bahn Kunden abspenstig machen.
Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Komik, dass
der Regio-Chef von Connex Deutschland, Hans Leister,
in seiner früheren Tätigkeit als Regionalbereichsleiter
Berlin-Brandenburg und als Konzernbeauftragter Brandenburg
der DB AG bei der damaligen Entscheidungsfindung
vielleicht nicht ganz unbeteiligt gewesen ist.
So oder so bleibt zu hoffen, dass die Konkurrenz zu
Verbesserungen für den Bahnkunden beitragen wird. IGEB,
Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr
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