Eigentlich ist dies beides sehr erfreulich,
denn mit der Ausschreibung sollte endlich
verstärkt der Wettbewerb auch auf
Brandenburgs Gleise kommen. Dass dies
nicht unbedingt zu Lasten der Fahrgäste
gehen muss, zeigen Beispiele aus Mecklenburg-Vorpommern.
Doch bei genauerem
Studium der Veröffentlichungen zu
dieser Ausschreibung bleibt ein fader Beigeschmack.
Die ausgeschriebenen Linien sind nur
als Regionalbahnen bestellt und standen
bisher schon mehrmals vor Reduzierungen
und auf Teilen des anschließenden
Netzes wurde der Verkehr eingestellt.
Hatte die erste Ausschreibung im westlichen
Netz noch Regionalexpresse (RE)
beinhaltet, möglicherweise weil für DB
Regio kaum Konkurrenz zu erwarten war,
fallen diese RE jetzt vollständig aus der
Ausschreibung. Zum Teil kann man sich
des Eindruckes nicht erwehren, dass die
Aufgabe des Interregio-Verkehrs zusätzlich
dazu dienen sollte, DB Regio die RE-Linien
in den Ländern als „Ersatzverkehr"
zu sichern. Deshalb sollten diese Linien
baldigst ausgeschrieben werden! Vielleicht
soll mit dem Fehlen der RE-Linien in
den Ausschreibungen fairer Wettbewerb
verhindert werden, denn der ausschliessliche
Betrieb von Regionalbahnen ohne RE
als aufkommensstarke Verkehre erscheint
wirtschaftlich fragwürdig. Doch selbst
eine Strecke, die nur mit Regionalbahnen
befahren wird, aber aufkommensstark ist,
fehlt in der Ausschreibung - die sogenannte
„Ostbahn" von Berlin über Strausberg
- Müncheberg nach Polen. Will das
Ministerium DB Regio nicht das Geschäft
wegnehmen?
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Die Ostbahn ist nicht Bestandteil der Ausschreibung. Foto: Frank Lammers |
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Einen weiteren Nachteil hat diese Ausschreibung,
doch dazu „Rot-Grün" im
Bundestag endlich handeln: Es bedarf einer
besseren Regelung zur Nutzung der
Trassen. Großteile der Finanzen werden
wieder bei der DB AG landen, denn alle
Trassen gehören DB Netz. Diese ist nicht
einmal gezwungen, Geld zum Erhalt der
befahrenen Trassen einzusetzen. Was bei
der Strecke Brandenburg - Beizig aus der
ersten Ausschreibung zu einer zeitweiligen
Einstellung und einem mehr schlechten als
rechten Angebot führte. Liest man
aber Gutachten zu dieser Strecke, so wird
klar, dass eine Verbesserung der baulichen
Situation der Trasse und somit ein verbessertes
Angebot mit den gezahlten Preisen
durchaus möglich wäre. Sollte nach dem
Ende der Ausschreibung ein anderer Anbieter
als die DB AG den Zuschlag für die
Strecken erhalten haben, hat er möglicherweise
damit einen versteckten
„Schwarzen Peter" gezogen: Er und nicht
DB Netz muß eine eventuelle Verkehrseinstellung
begründen. Leider scheinen sowohl
das Land Brandenburg als auch der
Verbund nicht interessiert zu sein Druck zu
machen, denn wie anders lassen sich trotz
hoher Trassenentgelte die Verschlechterungen
der Anlagen der DB Netz im Bereich der
Prignitzer Eisenbahn erklären?
Die Trassenpreise werden zusätzlich auf
diese Ausschreibung nicht gerade zum Vorteil
der Fahrgäste wirken, denn durch die
geringe „Gewinnspanne" wird es kaum
möglich sein, Fahrgäste durch speziellen
Service an „ihre Bahn" zu binden. Dass aber
gerade bessere Fahrzeuge und Service zu
Steigerungen der Auslastung führen ist
bewiesen und läßt sich im Vergleich von DB
Regio und der Ostmecklenburgischen Eisenbahn
(OME) auf der gemeinsam betriebenen
Strecke Pasewalk- Schwerin deutlich
erkennen. Doch in Brandenburg werden
vermutlich wieder nur die Finanzen und
nicht der Dienst am Kunden den Ausschlag
für den Zuschlag geben.
Gerade das Fehlen der „Ostbahn" ist in
der Ausschreibung kritisch zu vermerken,
denn die Nachfrage der Fahrgäste steigt,
und dennoch wird die Strecke seit Jahren
nach Meinung von DB Netz ständig „optimiert".
Wie diese „Optimierung" aussieht?
Es werden nicht etwa neue Punkte
geschaffen, an denen sich Züge kreuzen
können, vielmehr werden diese Möglichkeiten
seit Jahren konsequent reduziert.
Merkbar für den Fahrgast wird dies unter
anderem durch einen recht interessanten
Wartevorgang der Regionalbahnen im
Bahnhof Rehfelde. Hier muß der Zug
nach Berlin, nachdem am Bahnsteig der
Fahrgastwechsel stattgefunden hat, den
Bahnsteig verlassen und im Bahnhofsvorfeld
auf den Gegenzug warten. Schwer
möglich erscheint zudem ein wünschenswerter
Halbstunden-Takt in den Spitzenzeiten,
hat man doch den Bahnhof Müncheberg
so „optimiert", dass er nur noch
ein Durchgangsgleis hat.
Dass sich sowohl das Land als auch der
Verbund von DB Netz über die Finanzen
offensichtlich erpressen lassen, zeigt das
Fallenlassen der Forderung nach Ausweitung
der Betriebszeiten auf dieser Strecke
im Interesse der Fahrgäste. Doch leider
scheint die DB AG nicht zu begreifen,
dass die Strecke ein hohes Potential zur
Entlastung der Trasse Berlin - Frankfurt/Oder
hätte - im Personen- und Güterverkehr!
Übrigens: in einigen Jahren gehört
auch Polen zur EU ...
Vom geforderten diskriminierungsfreien
Zugang für dritte Anbieter kann in
Brandenburg immer noch keine Rede
sein. Doch nicht nur die DB AG scheint
(was ja aus deren Sicht verständlich ist)
den Wettbewerb zu verhindern, sondern
auch bei der Politik scheint er kaum gewollt.
Was man von der vollmundigen Wahlversprechen,
selbst von „Rot-Grün" halten
kann, wird leider immer klarer.
Eine Anfrage beim Potsdamer Ministerium,
warum die „Ostbahn" nicht in der
Ausschreibung enthalten sei, ergab interessante
Erkenntnisse: Weil der gegenwärtige
Regionalverkehr auf der Ostbahn bis
nach Küstrin (Polen) eingerichtet ist,
kommt wegen der gegenwärtigen Natulausgleichs-Regelung
zwischen DB Regio
und PKP ein anderer Anbieter zur Erbringung
von grenzüberschreitenden Verkehrsleistungen
nicht infrage, so dass
Potsdamer Verkehrsministerium. Gibt es
nicht anderer Stelle bereits private Anbieter,
die grenzüberschreitenden Schienenverkehr
anbieten? Deutscher Bahnkunden-Verband,
Regionalverband Potsdam-Mittelmark
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