Am 15. April 1988 fand der „Roll-out"
des ersten neuentwickelten, klimatisierten
Abteilwagens 2. Klasse der Gattung Bvmz
185 für den Intercity/Eurocity-Verkehr
statt, der deutlich mehr Komfort im Vergleich
zu den bislang eingesetzten Wagen
der zweiten Klasse aufwies und einen
erheblichen Qualitätssprung im Reiseverkehr
ermöglichte. Es wurden bis 1990 insgesamt
180 Fahrzeuge beschafft, überwiegend
- für den Einsatz auf den tunnelreichen
Neubaustrecken Hannover -
Würzburg und Mannheim - Stuttgart - in
druckertüchtigter Ausführung.
Umso enttäuschender ist dafür die
nunmehr entwickelte Innenraumgestaltung
für die Umbauversion, die einmal
mehr zu Lasten vieler Fahrgäste geht. Sowohl
die Einzelsitze als auch die sechs abteilähnlichen,
mittels Glaswänden vom
Gang abgetrennten Sitzgruppen im Mittelbereich
wurden entfernt und dafür
eine klassische, dementsprechend enge
Großraumbestuhlung (Sitzplatzanordnung
2 + 2 mit Mittelgang) eingebaut.
Die Anzahl der Sitze wurde dadurch in
diesem Wagenbereich von 34 auf 40 gesteigert.
Weitere Umbaumaßnahmen betreffen
in den Bvmsz-Wagen im Wesentlichen
die Einrichtung eines Kleinkinder- und
eines Serviceabteils. Im Werk Neumünster
werden insgesamt 123 Bvmsz-Wagen in dieser Form hergerichtet, hinzu
kommen 36 Bvmz-Wagen ohne die benannten
Sonderabteile. Das Umbauprojekt
wird voraussichtlich bis zum 15. Dezember
2003 abgeschlossen sein.
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Umgebauter IC-Wagen. Foto: Christian Schultz |
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Ein wichtiger Systemvorteil der Bahn,
nämlich dem Reisenden erheblich mehr
Komfort als im Flugzeug oder Bus zu bieten,
wird damit auch-im vorliegenden Fall
wieder ein Stück demontiert. Die Deutsche
Bahn AG begründete - auf eine entsprechende
Anfrage des Fahrgastverbandes
hin - den Umbau mit „modernem
und zeitgemäßem Design". War die bisherige
Form der Innenraumgestaltung
etwa veraltet und unzeitgemäß? Sind
wenig Beinfreiheit modern und zeitgemäß?
Wohl kaum; vielmehr zeigt sich
auch hier, welchen Stellenwert speziell
der Nutzer der 2. Klasse bei der Deutschen
Bahn AG hat.
Der aus wirtschaftlichen Erwägungen
seit längerem eingeschlagene Weg von
Qualitätseinschränkungen im Eisenbahnfernverkehr
wird auch im vorliegenden
Fall leider konsequent fortgesetzt. Als
weitere Beispiele aus der jüngsten Zeit
seien hier die Verringerung des Sitzabstandes
in der zweiten Klasse im ICE 3
und der Ersatz der Bordrestaurants durch
Interregio-Bistrowagen in InterCity-Zügen
genannt. Es ist zweifelhaft, ob das Ziel
eines zuverlässigen, an den Kundenbedürfnissen
orientierten Verkehrsangebotes
bzw. die angestrebte Verbesserung
der Angebotsqualität auf diese Weise erreichbar
ist und letztlich auch ein dauerhafter
wirtschaftlicher Erfolg gelingt.
IGEB Fernverkehr
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