Wegen der Verzögerungen bei der Fertigstellung
der Sanierungsarbeiten auf der
Wannseebahn wird die Sperrung der
Stadtbahn nun erst zum 24. Februar
2003 erfolgen. So wird der neue S-Bahn-Fahrplan
erst ab Ende Februar in Kraft treten,
die Liniennetz- und Fahrplanänderungen
bei der BVG fanden dagegen wie
vorgesehen Anfang Januar statt. Während
in den letzten Jahren das Leistungsangebot
bei der BVG in etwa konstant
blieb, erfolgten mit diesem Fahrplanwechsel
Angebotskürzungen um ca. zwei
Prozent der Bus-Nutzwagenkilometer.
Da der VBB sich bemüht hat, den kurzfristigen
Terminveränderungen Rechnung
zu tragen und auch noch den bis Ende
Februar gültigen S-Bahn-Fahrplan in das
Kursbuch aufgenommen hat, verzögerte
sich die Fertigstellung des Kursbuches,
und es war deshalb erst ca. zehn Tage
nach Fahrplanwechsel erhältlich. Die grafische
Aufbereitung des Kursbuches ist
zwar etwas vereinfacht worden, dafür ist
der Inhalt der Berlin-Ausgabe um die
Fahrpläne aller in Potsdam verkehrenden
Linien erweitert worden - bei einem immerhin
stabilen Preis von vier Euro.
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Eine sinnvolle Änderung in Mitte ist die geradlinige Führung der Linie 147 durch den Engeldamm. Foto: Alexander Frenzel |
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Mit dem Fahrplanwechsel gab es bei
der BVG eine Reihe von Linienänderungen,
die ganz überwiegend unter Einsparungsgesichtspunkten
erfolgten. Hinzu
kamen Taktausdünnungen auf einem
knappen Dutzend Buslinien. Der zwischen
der BVG und dem Berliner Senat 1999
geschlossene Unternehmensvertrag wurde
bislang von Seiten der BVG immer
noch leicht übererfüllt, dass heißt, der
Verkehrsbetrieb erbrachte im Umfang
von zeitweilig über drei Millionen Nutzwagenkilometern/Jahr
im Buslinien-Netz
(unbezahlte) Mehrleistungen. Der immer
stärker anhaltende finanzielle Druck auf
das Unternehmen führte - nach eine ersten
Sparrunde im Herbst 2002 - nun zur
weiteren Rücknahme dieser Angebote auf
das mit dem Senat vertraglich vereinbarte
Niveau von 94 Millionen Nutzwagenkilometer/Jahr.
Aus Sicht eines wirtschaftlich
operierenden Unternehmens ist diese
Handlungsweise verständlich. Man muss
den Verkehrsplanern bei der BVG zu Gute
halten, dass man sich ganz offensichtlich
darum bemüht, Einsparungen dort
durchzuführen, wo sie am wenigsten
weh tun.
Doch bleibt am Ende festzuhalten, dass
wieder Kunden verprellt werden. Somit
rückt das eigentliche Ziel, neue Fahrgäste
zu gewinnen, in immer weitere Ferne.
Wie dieser Kurs aber mit der angeblich
gewollten Stärkung des ÖPNV vereinbar
ist, kann wohl nur der Senat beantworten,
der ja letztlich als Aufgabenträger für
das Leistungsangebot verantwortlich ist.
Keine Sparmaßnahme war der Endstellentausch
zwischen den Straßenbahn-Linien
7 und 15 in der Innenstadt. Hier erwartet
die BVG wohl eher eine Entlastung
der im Berufsverkehr völlig unzureichenden
Niederflurzüge der Linie 6, indem sie
hofft, dass wenigstens in Fahrtrichtung
Innenstadt Fahrgäste die Umwegfahrt zu
den U- und S-Bahnhöfen über Torstraße
akzeptieren als in einer völlig überfüllten
Linie 6 den direkten Weg zu nehmen.
Dagegen erfolgten fast alle Linienänderungen
im Busnetz unter dem Gesichtspunkt
des Sparens. Einige dieser Maßnahmen
sind unter Berücksichtigung der
wirtschaftlichen Aspekte durchaus nachvollziehbar.
Dazu gehört zum Beispiel die
Verkürzung der überaus schwach ausgelasteten
Hauptverkehrszeit-Linie 294 bis
zur Rhinstraße Ecke Landsberger Allee
wegen der im restlichen Abschnitt bis
S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost im akzeptabelen
Takt parallel verlaufenden Straßenbahnlinien.
Auch die vollzogene Einstellung
des 165ers während der Schwachverkehrszeiten
im Abschnitt zwischen
S-Bahnhof Schöneweide und Oberspree
ist unter Hinweis auf die großenteils im
gleichen Einzugsbereich verkehrende Lig
nie 167 während der verkehrsarmen Zeiten
nachvollziehbar. Und dies gilt letztendlich
auch für die Rücknahme des
142ers zum Mollknoten, denn aufgrund
der Netzgeometrie war die Führung dieser
Linie bis zum Alexanderplatz tatsächlich
nur für ganz wenige Fahrgäste von
Vorteil.
Beim Umsteigen
wird nicht gespart
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Die Betriebsreserve ist in den letzten Jahren bei allen BVG-Verkehrsmitteln drastisch reduziert worden. Foto: Alexander Frenzel |
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Deutlichere Nachteile bringen den Fahrgästen
jedoch andere Linienverkürzungen.
So bedeutet die Verkürzung der zwischen
den drei Ost-Berliner Großsiedlungen
Hohenschönhausen, Marzahn und
Hellersdorf verkehrenden durchgehenden
Tangentiallinie 154 auf den Abschnitt Ribnitzer
Strasse - S-Bahnhof Marzahn in
den Schwachverkehrszeiten vermehrte
Umsteigezwänge innerhalb des 20-Min-Takt-Netzes
oder/und verlängerte Fußwege,
weil einige Haltestellen gar nicht mehr
bedient werden. An anderer Stelle bedient
die BVG ein Wohnquartier nur noch
während der Hauptverkehrszeiten: Das
Thüringer Viertel in Lichterfelde wird (jetzt
auch) tagsüber zwischen ca. 8.30 und 14
Uhr gar nicht mehr bedient, weil die Linie
187 - wie seit langem bereits in den
Schwachverkehrszeiten - auch zu diesen
Zeiten in Lankwitz Kirche endet. Der Hinweis
im Infoblättchen „BVG plus", dass
die Linie 182 für die Nachfrage in diesem
Bereich „genügend Kapazitäten" bietet,
ist angesichts der weiten Fußwege zum
182er und wegen der inzwischen regelmäßig
eingesetzten (12-Meter-) Eindeckbusse
gleich doppelt zynisch.
Was sich Steglitzer Politiker und Bürger
offenbar kommentarlos gefallen lassen,
läuft in Spandau ganz anders: Die ursprünglich
von der BVG zum Fahrplanwechsel
vorgesehene Begradigung der
Linie 131 im Bereich der Gartenstadt
Staaken durch Wegfall der Stichfahrt zum
Heidebergplan hat die Aufsichtsbehörde
(zunächst) untersagt, weil in dieser Angelegenheit
von Bewohnern ein Petitionsantrag
an das Abgeordnetenhaus gerichtet
wurde. In der Sache überrascht dies
durchaus, denn bei etwas günstigeren
Haltestellenstandorten würde auch nach
Begradigung des 131ers kaum ein Bewohner
der Reihenhaussiedlung einen
längeren Fußweg als 200 m zur nächsten
Haltestelle von einer der beiden (!) hier
verkehrenden der Linien 131 oder 237
haben. Aber solange derartige Linienänderungen
immer noch geheime Kommandosache
der BVG sind, Bewohner
und Fahrgäste nur die bereits getroffene
Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen
haben ohne vorher die Chance zur Mitwirkung
gehabt zu haben, darf man sich
bei der BVG über die Konsequenzen eines
solchen Verhaltens nicht wundern. Dennoch
sei positiv vermerkt, dass die Verlängerung
des 131ers zum Waldkrankenhaus
eine sehr sinnvolle Maßnahme ist
und somit die Tangentialverbindung im
Westen Spandaus deutlich verbessert
wird.
Überraschende Sparmaßnahmen
Der Schwerpunkt der Sparens lag offenbar
im Süden der Stadt. Dazu gehört neben
der schon beschriebenen Maßnahme
bei der Linie 187 auch eine weitere unter
den Linienänderungen aufgelistete Sparmaßnahme:
Die Linie 277 befährt jetzt
nur noch in der Berufsverkehrszeit den
Abschnitt zwischen S-Bahnhof Marienfelde
und U-Bahnhof Alt-Mariendorf. Bemerkenswert
daran ist, dass die BVG diese
Relation vor einem guten Jahr noch als
Expressbus-würdig befand. Andere
durchgeführte Sparmaßnahmen trafen
die Fahrgäste mangels rechtzeitiger Veröffentlichung
der Fahrpläne völlig überraschend:
So gab es gravierende Angebotskürzungen
auf der Linie 144. Unter anderem
wird der Abschnitt zwischen
Buckow-Süd und Gesundheitszentrum
Lipschitzallee jetzt außerhalb der HVZ
nicht mehr alle zehn Minuten sondern
nur noch alle 20 Minuten bedient und die
morgendliche Betriebsaufnahme auf dem
Streckenabschnitt zum Hermannplatz erfolgt
jetzt erst um 9 Uhr. Auch im Berufsverkehr
wurden auf etlichen Linien die
Takte auf 20 Minuten gestreckt. So zum
Beispiel auf der Linie 172 im Abschnitt
zwischen S-Bahnhof Buckower Chaussee
und Stadtrandsiedlung und auf den Innenstadtlinien
140 und 341 auf ganzer
Länge.
Eine längst überfällige Maßnahme ist
die Veränderung der Linienführung des
184ers. Viel zu lange wurden die Fahrgäste
bis nach Tempelhof von den zum Teil
gravierenden Verspätungen und Unregelmäßigkeiten,
die zumeist durch die Staus
im Teltower Raum verursacht waren, verärgert.
Aus Tempelhof kommend, biegt
der 184er künftig an der Lindenstraße in
die Wismarer Straße ab, um dann weiter
im Zuge der bisherigen Linie 112 bis zum
Rathaus Zehlendorf zu fahren. Der 112er
wird dafür natürlich verkürzt und bedient
als Linie ohne Spätverkehr nur noch den
Abschnitt zwischen S-Bahnhof Nikolassee
und Rathaus Zehlendorf. Der bisherige
Ast der Linie 184 nach Kleinmachnow
wird künftig von einer neuen Buslinie 117
zwischen S-Bahnhof Lichterfelde Ost und
Kleinmachnow, Am Hochwald bedient.
Die Gesamtmaßnahme dürfte sich kostenneutral
gestalten und bringt den Vorteil,
dass die Buslinie 184 fahrplantreuer
verkehren wird, da der stark staugefährdete
Abschnitt im Ortsbereich Teltow entfällt.
Weiterhin wird der unglückliche
Endpunkt der bisherigen Linie 112 an der
Appenzeller Straße aufgelassen und dieser
Linienabschnitt durch die Durchbindung
in Richtung Lichterfelde-Ost/Lankwitz
verkehrlich aufgewertet. Nachteil
bleibt allerdings der vor allem an Samstagen
inakzeptable späte Betriebsbeginn
nach 8 Uhr in dem Bereich Osteweg/Seehofstraße,
der bereits seit Mitte der 90er
Jahre gilt.
Als wirklich neues Angebot ist nur die
Verlängerung der Nachtlinie N 44 vom
Ostbahnhof zum Wühlischplatz im Zuge
der Tageslinie 240 zu nennen. Damit erhält
das Kneipenviertel im Raum Simon-
Dach-Straße endlich einen Anschluss an
das Nachtnetz, aber leider nur in Richtung
Kreuzberg und Neukölln. In Richtung
S-Bahnhof Frankfurter Allee fehlt
nach wie vor eine Verbindung. Eine
Nacht-Straßenbahn 23 würde sich viel
besser anbieten, stellt sie doch die Verbindung
in beide Richtungen her.
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Da nutzt auch die Beschilderung Expressbus nichts. Die Linie 341 ist im neuen Fahrplan nicht beschleunigt worden, fährt dafür aber zumindest im Berufsverkehr seltener. Foto: an der Haltestelle Anhalter Bahnhof, Alexander Frenzel |
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Abschließend gibt es noch von zwei
(zunächst?) nicht realisierten Maßnahmen
im Bezirk Reinickendorf zu berichten.
So sollte eine Kiezlinie die bisher
durch den ÖPNV schlecht erschlossenen
Bereiche im westlichen Teil von Hermsdorf
an den S-Bahnhof anbinden. Diese Linie
scheiterte an den Vorbehalten einiger
Anwohner. Für die Bedienung des westlichen
Teils von Frohnau war die Einführung
einer ganztägig verkehrenden Kiezlinie
vorgesehen. Sie scheiterte jedoch
wegen der vom Bezirksamt Reinickendorf
für erforderlich gehaltenen baulichen Veränderungen
in den Haltestellenbereichen.
Andere Bezirksämter sind da gedanklich
schon weiter. Sie stimmen Linienänderungen
nur noch unter der Bedingung zu,
dass eventuell auftretende Fahrbahnschäden,
die auf Kräfte des Bremsens und
Anfahrens der Busse zurückzuführen
sind, zu Lasten der BVG zu beseitigen
sind. Nun warten die Fahrgäste schon mit
Spannung darauf, wann die ersten
40-Tonnen-Lkws für die durch sie verursachten
Fahrbahnschäden zur Kasse gebeten
werden...
IGEB Stadtverkehr
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