In den frühen Morgenstunden des
6. Dezember 2002 starb der ehemalige
Bahnchef der Berliner Verkehrsbetriebe
(BVG), Erich Kratky. Der
Berliner Fahrgastverband IGEB hat
diese Nachricht mit Bestürzung zur
Kenntnis nehmen müssen.
|
Erich Kratky am 1. Februar 1985 bei der Eröffnung der Wannseebahn. Foto: BVG-Archiv |
|
Erich Kratky war ein fairer, ja freundschaftlicher
Partner, wenn die
Fahrgastverbände Berlins Probleme mit
„seiner" U-Bahn hatten. Der
intensive Kontakt zu den Fahrgastverbänden
ist selbst in Zeiten des
erbitterten Kampfes der IGEB und des
Berliner Schienenverkehrs-Verbandes
(BSW), dem heutigen DBV Berlin, Anfang der 1980er Jahre
um die Integration der S-Bahn in
das West-Berliner Nahverkehrssystem
nicht verloren gegangen.
Obwohl die BVG in dieser Phase
einer der schärfsten Kontrahenten der
IGEB war, riss der Dialog nie ab. Als
im Januar 1984 die S-Bahn in West-Berlin
an die BVG überging, übernahm
Erich Kratky hierfür die Betriebs -
verantwortung. Ängste der Fahrgastverbände,
die S-Bahn könnte nunmehr
das ungeliebte Stiefkind bei der
BVG werden, blieben unbegründet.
Die Entwicklung der zum Teil schrottreifen
S-Bahn innerhalb West-Berlins
war einer seiner größten Erfolge.
Zum 100jährigen Jubiläum des Bahnhofs Berlin Zoo im Herbst 1984,
das die Fahrgastverbände mit einer
dreimonatigen Ausstellung im Bahnhof
Zoo begingen, stellte er den Verbänden
den ersten BVG-S-Bahn-Sonderzug zur Verfügung.
Ein Jahr später durften die Teilnehmer der
Berliner Schienenverkehrs-Wochen mit diesel-gezogenen S-Bahn-Wagen
von Charlottenburg über den Südring zum
S-Bahn-Tag nach Herrmannstraße
fahren.
Im Jahre 1986 erhielt Erich Kratky vom
Berliner Schienenverkehrs-Verband den
erstmals vergebenen „Schienenverkehrs-Preis" eben für
seine Leistungen um die Integration der S-Bahn.
Erich Kratky war auch Künstler. Er malte gerne Landschaften und
war auch in Ausstellungen zu sehen.
Drei Monate dauerte es, bis Kratky
auf intensives Drängen des IGEB-Vorsitzenden Curth Bilder mit
S-Bahn-Motiven für eine Ausstellung
1987 im Fahrgastzentrum Bahnhof
Beusselstraße malte. Von den
zwölf Bildern wurden neun verkauft.
In den Umbruchzeiten bei der BVG Ende der 80er/Anfang der 90er
Jahre hat Erich Kratky außerhalb der BVG andere Aufgaben übernommen,
so dass die intensive Zusammenarbeit nachgelassen hat - die
persönlichen Kontakte jedoch blieben bis zu seinem Ruf nach Shanghai
lebendig.
Die IGEB und vor allem die Mitstreiter jener Tage haben in Erich
Kratky einen wirklichen Freund
verloren, der als Weggefährte Bestandteil
der Vereinsgeschichte ist und den wir schon deshalb nicht vergessen
können und werden.
IGEB
|