Durch das neue Preissystem sollte vieles
einfacher und transparenter werden. Laut
Werbung sollten sogar Kinder zukünftig
besser über Preise Bescheid wissen als Albert
Einstein. Hier müssen wir unseren
Fehler zugeben: hätten wir statt diversen
Bahnstellen mal die neue Generation gefragt...
So mußte es ja schiefgehen!
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Auf der Stettiner Bahn. Foto: Frank Lammers 2000 |
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Doch kommen wir zum Anfang unserer
(wahren) Geschichte: Ein Fahrgast erkundigte
sich Ende November 2002 bei der
DB-Telefonauskunft nach den zukünftigen
Tarifen auf den Strecken (einfache
Fahrt, ohne Bahncard): Tantow - Szczecin
(bisher 7,20 Euro, zukünftig 7,40 Euro),
Küstrin-Kietz - Kostrzyn (bisher 4,60 Euro
zukünftig 5,20 Euro) und Frankfurt/Oder
- Rzepin (bisher 6,40 Euro, zukünftig
sieben Euro).
Da er über diese „Abzocker-Preise"
ziemlich erbost war, erkundigte er sich
direkt bei der PKP, warum solche ungerechtfertigten
Preise verlangt würden. Interessanterweise
wurde ihm dort am
6. Dezember 2002 vom Büro für Beförderungsrecht
und Tarife mitgeteilt, daß die
Fahrpreise ab 15. Dezember 2002 sinken
würden! So wurde beispielsweise für die
Relation Tantow - Szczecin (einfache
Fahrt, ohne Bahncard) ein Preis von
5 Euro angegeben. Auch die Ostbahnecke
Küstrin-Kietz - Kostrzyn sollte ab
Fahrplanwechsel nur noch mit 3,20 Euro
zu Buche schlagen. Ähnlich verhielt es
sich auch mit Frankfurt/Oder - Rzepin.
Als besonderes „Bonbon" wurde zudem
angekündigt, daß bei der Lösung
einer Hin- und Rückfahrt am Schalter dieselben
(!) Preise gelten würden. Etwas irritiert
von diesen verschiedenen Auskünften
blieb nur noch ein Anruf bei der DB-Pressestelle
in Frankfurt/Main, welche
Angaben denn nun stimmen würden. Sie
ahnen es bestimmt schon, liebe Leser,
was dann passierte: Auch diese Fahrpreise
unterschieden sich wieder komplett
von allen anderen.
Der Einfachheit halber führen wir nur
den Preis von Tantow in die alte Handelsstadt
Szczecin an: Hier wurde 5,80 Euro
angegeben. Anfang Januar 2003 dann
die selbe Frage im Reisezentrum am Berliner
Ostbahnhof und auf einmal sank der
Fahrpreis auf 4,80 Euro. Ermuntert fragt
der Reisende nach dem Preis für Hin- und
Rückfahrt, hatte er doch die Information
der PKP im Ohr, für fünf Euro auch gleich
zurück fahren zu können. Doch aus der
Traum: die Hin- und Rückfahrkarte lag
dann beim doppelten Preis.
Welche Lehre kann man aus diesem Informationschaos
nun ziehen? Ganz einfach:
schnappen Sie sich vorm Fahrkartenkauf
ihr kleines Kind und fragen Sie in
Anwesenheit des Verkäufers (wie es die
DB-Werbung vorschlägt), beispielsweise
nach dem Preis für die Strecke nach
Kostrzyn. Natürlich haben sie ihm vorher
beigebracht „koschtet niks" zu sagen! Die
„Bestechungskosten" für eine Tafel Schokolade
bezahlen Sie ohnehin gerne...
DBV
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