Der Hinweis eines Lesers und die nochmalige
Überprüfung ergab, dass die drastischen Preissprünge
für die Nutzung des DB-Schienennetzes
bereits zum 1. Januar 2003 erfolgt sind.
Dies betrifft zum einen die Verteuerung des
Grundpreises von 3,38 Euro auf 8,30 Euro auf
der Neubaustrecke von Köln nach Frankfurt
am Main durch die nur für diese Strecke geltende
neue Streckenkategorie „Fplus". Diese
drastische Preissteigerung wird das Ergebnis
der DB Netz AG bereits im Jahr 2003 um etwa
100 Millionen Euro verbessern (und das der im
Fernverkehr fahrenden DB-Tochter um den
gleichen Betrag verschlechtern).
Bei den übrigen Fern- und Nahverkehrsstrecken
einschließlich der mit Wechselstrom
betriebenen S-Bahnen wurden die Trassenpreise
zum 1. Januar 2003 im Vergleich zum
vorherigen Preisstand vom 1. April 2001 mit
einer Ausnahme (F1, Streckengeschwindigkeit
über 200 km/h bis 280 km/h) leicht reduziert.
Zum 1. Januar 2004 werden sie durchweg teurer.
Die größte Steigerung ergibt sich für die
Streckenkategorie F2 (Strecken mit Geschwindigkeiten
von 161 km/h bis 200 km/h;
1. Januar 2003 = 2,24 Euro, 1. Januar 2004
= 2,53 Euro). Das Trassenpreissystem ist im Internet
unter www.bahn.de/fahrweg zu finden;
eine Gesamtdarstellung würde den Rahmen
dieses Artikels sprengen.
Die S-Bahnen in Berlin und Hamburg müssen
bereits im Jahr 2003 41,2 Prozent mehr
für ihre Streckennutzung zahlen!
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Durch die drastische Erhöhung - bereits ab 1. Januar 2003! - der Trassenpreise für die Infrastrukturnutzung bei der Deutschen Bahn AG enstehen allen Verkehrsunternehmen höhere Kosen. Im Foto ein Triebwagen der Dürener Kreisbahn im Bahnhof Heimbach. Foto: Frank Böhnke |
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Auch die den mit Gleichstrom betriebenen
S-Bahnen in Berlin und Hamburg vom DB-Konzern
verordnete Erhöhung ihrer Trassenpreise
(von rund 2,44 Euro auf fast 3,45 Euro für einen
Kilometer S-Bahn im Taktverkehr) steht
nicht im nächsten Jahr bevor, sondern sie ist
längst erfolgt. Die von der IGEB geschätzten
Mehrbelastungen von rund 10 Millionen Euro
für die Hamburger S-Bahn bzw. von etwa
30 Millionen Euro für die S-Bahn in Berlin gelten
daher bereits für das Jahr 2003.
Die im Signal 3/2003 (Seite 11)
und 4/2003 (Seite 18) berichtete und kommentierte Absicht
des Berliner Senats, 48,1 Millionen Euro
Bundesmittel aus dem (Eisenbahn-)Regionalisierungsgesetz
(RegG) für die aus Landesmitteln
zu bestreitenden Ausgleichszahlungen
für Schülertarife einzusetzen, bringt die
S-Bahn Berlin GmbH in die Zwickmühle.
Die von ihr innerhalb des DB-Konzerns offenbar
nicht beeinflussbare Trassenpreiserhöhung
ist bereits Realität, während die dafür
benötigten Mehrerlöse aus dem Land Berlin
vorerst ausbleiben. Die S-Bahn Berlin GmbH
versucht mittlerweile, das ihr nun fehlende
Geld beim Land Berlin einzuklagen.
Fragen über Fragen
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Weshalb wurden die Trassenpreise für
die S-Bahnen in Berlin und Hamburg
ohne erkennbare sachliche Begründung
um mehr als 40 Prozent erhöht?
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Wurde die davon betroffene S-Bahn Berlin
GmbH innerhalb des DB-Konzerns an
der (alten und neuen) „Trassenpreis findung"
beteiligt?
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Der Gewinn der S-Bahn Berlin GmbH wird
in voller Höhe an den DB-Konzern abgeführt.
Die durch eigene Konzernentscheidungen
und ausbleibende Regionalisierungsmittel
entstehenden „Verluste" der
Berliner S-Bahn werden doch sicher vom
DB-Konzern übernommen?
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Hat das Land Berlin nicht über den Bundesrat
mitgewirkt bei der Entstehung der
Bahngesetze, deren Ergebnisse ihm jetzt
anscheinend nicht mehr gefallen?
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Wenn dem Land Berlin die Resultate der
auch von ihn mitbetriebenen Bahnpolitik
missfallen, dann wird es sich demnächst
sicher konstruktiv an der Debatte um die
Zukunft der Eisenbahn in Deutschland
beteiligen?!
IGEB
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