Berlin

Schikanen und Lichtblicke bei DB Regio

Im Fahrplan ab 14. Dezember 2003 ändert sich im Regionalverkehr Berlin-Brandenburg insgesamt nur wenig. Dabei überwiegen leider die Verschlechterungen im Angebot.

Seitens des Landes Brandenburg wurden die RB 50 Neustadt (Dosse) - Rathenow zum 1. Dezember 2003 und die RB 52 Brandenburg (Havel) - Belzig zum Fahrplanwechsel abbestellt. Damit wird der Bahnverkehr in der Fläche weiter ausgedünnt - eine grundsätzlich falsche Verkehrspolitik.

Schikanen in Charlottenburg

Die S-Bahn-Sperrung Zoologischer Garten - Charlottenburg zieht sich bekanntlich noch bis April 2004 hinein. Vollkommen unverständlich sind die Maßnahmen, die den Bahnhof Charlottenburg betreffen.

Regionalbahn
Regionalexpress bei Frankfurt/Oder in Richtung Eisenhüttenstadt. Baubeginnt wird er vorübergehend durch Busse ersetzt werden. Foto: Frank Lammers

In Charlottenburg enden nun noch mehr der RB 10-Züge aus Nauen. Außerdem halten in Charlottenburg keine RE 1 -Züge mehr. Zugleich wird die Linie RE 6 Neuruppin - Spandau - Jungfernheide wieder nach Berlin-Charlottenburg geführt. Das ist eine falsche Entscheidung, denn während der S-Bahn-Sperrung Charlottenburg - Zoologischer Garten sitzt man hier „in der Falle". Die Züge wären in Jungfernheide bedeutend besser aufgehoben, zumal günstigerer Übergang zur U 7 besteht als in Charlottenburg. Dieses Angebot erfreute sich in letzter Zeit auch einer regen Nachfrage. Der Regionalbahn-Abschnitt Spandau - Jungfernheide ist damit voraussichtlich bis zur Eröffnung des Tiergartentunnels ohne Personenverkehr und der neue Regionalbahnhof Jungfernheide bleibt ungenutzt. Verfall und Zerstörung sind jetzt zu befürchten.

Havelland abgehängt! Wann kommt endlich die S-Bahn?

Nicht zufriedenstellend gelöst ist weiterhin die Situation im Nordwesten von Berlin. Hier wird mit hohem Aufwand für den Besteller ein nur begrenzter Nutzen erzielt. Trotz fünf Zügen je Stunde und Richtung (RE 2, RE 5, RE 6, zwei Mal RB 10) auf dem Abschnitt Zoologischer Garten/Charlottenburg - Spandau - Falkensee - Falkenhagener Kreuz ergeben sich selbst für die Relation Spandau - Falkensee 23-Minuten-Lücken. Von der Stadtbahn nach Falkensee hat man ungeachtet der stündlich fünf Züge nur drei gute Fahrmöglichkeiten. Noch ungünstiger sieht es für die nicht von den RE's bedienten Zwischenstationen Albrechtshof, Seegefeld und Finkenkrug aus. (Dieses Dilemma schreit nach der S-Bahn-Verlängerung bis Falkensee.)

Weniger könnte mehr sein; wenn man etwa auf die Umwegführung des RE 5 (Nord) über Falkensee verzichtet und dafür stündlich einen Ast der RB 10 mit dem Südteil des RE 5 verknüpft, ergeben sich wieder mehr direkte Verbindungen zur Stadtbahn (ein ähnliches Konzept wurde in Signal 1/2002 vorgestellt).

Auf der Görlitzer Bahn wird wegen Streckensanierungen der Regionalbahn-Abschnitt Schöneweide - Lichtenberg (RB 24 und RB 36) eingestellt. Im Laufe des Jahres 2004 wird hier die S-Bahn provisorisch auf den Regionalgleisen fahren.

Reisekomfort des Nahverkehrs für Fernreisende

kleine Regionalbahn
Auch im Bahnhof Rhinow hält, wenn dieses Heft erscheint, bereits kein Zug mehr. Foto: Florian Müller

Bis Mai 2004 werden in Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg über 50 neue RE 160-Doppelstockwagen beschafft. Mit ihnen sollen die letzten Vier-Wagen-Umläufe des RE 1 auf fünf Wagen sowie RE 2 und RE 4 durchgehend auf vier Wagen verstärkt werden. Ebenso wird der Ast Rostock - Elsterwerda des RE 5 dann mit vier RE 160-Wagen gefahren. Ob die Fahrgäste auf Relationen, auf denen sie eher lange Strecken zurücklegen, wie zwischen Rostock und Berlin, die für eher kürzere Reiseweiten geeigneten RE 160-Doppelstockwagen als Komfortverbesserung gegenüber den jetzt dort eingesetzten ehemaligen IC- und IR-Wagen empfinden, muss bezweifelt werden.

Demgegenüber wird von der Bahn die Einreihung eines IR-Wagens in den RE Cottbus - Dresden als Service für die auf den Regionalverkehr gezwungenen Fernreisenden gepriesen. Eine gute Idee, den die Langstreckenfahrgäste schätzen werden. Reisenden zwischen Berlin und Rostock sollte dieser Service ebenfalls erhalten bleiben.

Wichtig wäre stattdessen ein Ersatz der äußerst unbequemen umgebauten ehemaligen Reichsbahn-Doppelstockwagen auch auf dem RE 5-Ast Stralsund - Senftenberg und auf dem RE 3.

RE 1

Neu ist der lange gewünschte Halt in Werder (Havel) von allen Zügen (30-Minuten-Takt).

Auf dem Abschnitt Frankfurt - Eisenhüttenstadt verschieben sich die Fahrzeiten. Damit kommt es wieder zur Durchbindung Magdeburg - Frankfurt (Oder) und Brandenburg (Havel) - Eisenhüttenstadt. Baubedingt entfällt für einige Monate der RE 1 zwischen Frankfurt und Eisenhüttenstadt bzw. er wird durch Busse ersetzt. Der RE 10 Frankfurt - Cottbus verkehrt weiterhin auf diesem Abschnitt.

RE 3

Die Züge Richtung Schwedt werden wie gehabt in Angermünde gebrochen. Man steigt dort in einen Dieseltriebwagen um. Frühestens 2005, wenn die Fahrleitung nach Schwedt fertig ist, werden die Züge durchfahren. Während des Berufsverkehrs werden einige weitere Züge bis Prenzlau verlängert. Außerdem bleibt nach umfangreichen Protesten der Halt in Berlin-Charlottenburg bis 18. April 2004 erhalten.

RE 4

Die schon mehrfach angekündigte Durchbindung der bisher in Jüterbog endenden Züge Richtung Lutherstadt Wittenberg wird nun endlich verwirklicht. Die Züge verkehren dann abwechselnd jeweils alle zwei Stunden Richtung Wittenberg bzw. Falkenberg (Elster). Die RE 4-Züge ersetzen auf dem Abschnitt Wittenberg - Jüterbog die bisher dort fahrenden Regionalbahn-Züge aus Halle, zu denen künftig in Wittenberg Anschluss besteht.

RE 5

Zwischen Rostock und Berlin fährt Montag bis Freitag ein neuer Zug 4.34 Uhr ab Rostock. In Gegenrichtung verkehrt der Zug täglich kurz nach 20 Uhr ab Berlin nach Rostock. Damit wird endlich eine wichtige Lücke in Tagesrandlagen geschlossen. Dannenwalde wird nicht mehr von den nach Stralsund fahrenden, sondern von den Rostocker Zügen bedient.

RE 6

Neue Führung nach Charlottenburg statt nach Jungfernheide. Zwischen Neuruppin und Wittstock bleibt der Schienenersatzverkehr.

RE 11

Diese Linie verkehrt stündlich zwischen Frankfurt (Oder) und Cottbus. Die bisherige Durchbindung Richtung Ruhland/Senftenberg entfällt.

RE 18

Verkehrt stündlich zwischen Cottbus und Ruhland und dann abwechselnd nach Dresden (über den direkten und schnelleren Weg über Ortrand) und Falkenberg. Ruhland wird dabei zum echten Taktknoten ausgebaut. Die RE Cottbus - Dresden haben dort Anschluss von und zu den sächsischen RE Hoyerswerda - Falkenberg - Leipzig. Die RE Cottbus - Falkenberg korrespondieren mit den IRE Hoyerswerda - Dresden, so dass sich in allen Relationen stündliche Verbindungen ergeben.

RB 10

Die Berufsverkehrs-Durchbindungen Charlottenburg - Friedrichstraße werden auf morgens und nachmittags je drei Züge reduziert.

RB 20

Die RB 20 wird in Hennigsdorf gebrochen. Weiterhin verkehrt sie zwischen Hennigsdorf und Potsdam montags bis freitags alle zwei Stunden und zwischen Hennigsdorf und Oranienburg montags bis freitags stündlich, am Wochenende zweistündlich. Wegen der langen Übergangszeit ist sie für Direktreisende Potsdam - Oranienburg unattraktiv geworden, dafür ergeben sich in beide Richtungen neue gute Anschlüsse Neuruppin - Potsdam und halbwegs erträgliche Übergänge vom RE 5 Neustrelitz - Hennigsdorf.

RB 21

Neu sind einige Verstärkerfahrten zwischen Potsdam und Golm, so dass sich von 11 Uhr bis 16 Uhr dort zusammen mit der RB 20 ein Halbstundentakt ergibt. Die Übergangszeiten auf der äußerst stark nachgefragten Umsteigerelation zwischen den RE 1 aus/nach Berlin zu den Stammzügen der RB 21 nach Golm - (Wustermark) erhöhen sich von jetzt sechs bzw. neun Minuten auf elf bis zwölf Minuten.

RB 22

Die RB 22 bekommt unmittelbaren Anschluss in Potsdam vom RE aus Berlin. In der Gegenrichtung bleibt es bei etwa 15 Minuten Übergangszeit. Aus Richtung Schönefeld besteht in Michendorf eine direkte Korrespondenz mit dem RE 3 nach Beizig, zurück muss man eine Viertelstunde warten. Nach wie vor Stückwerk ist die Anschlussgestaltung in Schönefeld.

RB 24

Diese Linie verkehrt wegen Bauarbeiten montags bis freitags von Lichtenberg nicht mehr über Schöneweide sondern über den Außenring nach Schönefeld und weiter nach Wünsdorf und zurück. Am Wochenende fährt diese Linie wie gehabt erst ab Schönefeld. Was weiterhin fehlt, ist ein Anschluss von der RB 24 von Wünsdorf zur Stadtbahn auf den RE 4. In Gegenrichtung funktioniert es dagegen jetzt.

RB 31

Neue Linie Elsterwerda-Biehla - Dresden im Zweistundentakt, die den dort nicht mehr verkehrenden RE 18 ersetzt.

Wochenendticket-Reisende Richtung Dresden und Reisende nach Großenhain haben nun in Elsterwerda direkten Anschluss vom RE 5 aus Berlin und umgekehrt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.

RB 36

Diese Linie fährt nur noch Berlin-Schöneweide - Königs Wusterhausen - Beeskow- Frankfurt. Der Abschnitt Berlin-Lichtenberg - Schöneweide entfällt baubedingt.

RB 49

Diese Linie entfällt und wird durch die RE 18 bzw. die sächsischen RE Hoyerswerda - Ruhland - Falkenberg - Leipzig ersetzt.

RB 50

Der Schienenverkehr zwischen Rathenow und Neustadt (Dosse) wurde abbestellt.

RB 51

Zwischen Rathenow und Brandenburg ist wegen Streckensanierungsarbeiten noch bis Mitte des Jahres 2004 Schienenersatzverkehr an der Tagesordnung. Anschließend fahren die Züge weiter bis Rathenow Nord. Der jahrelang geschlossene Haltepunkt Mögelin soll dann auch wieder bedient werden.

RB 52

Der Abschnitt Brandenburg - Beizig der Städtebahn wurde ebenfalls abbestellt.

Ausflugszüge

Der Warnemünde-Express verkehrt wie bisher am Wochenende ganzjährig. In Richtung Norden verkehrt er jetzt fast 20 Minuten früher. Neu ist der Halt in Neustrelitz. Der IGA-Express fährt im kommenden Jahr nicht mehr.

Die Relation Berlin-Lichtenberg - Rheinsberg fährt wie bisher am Wochenende ganzjährig und im Sommer täglich .

Innenraum
Wegen geringer Nachfrage bestellte das Land Brandenburg die RB 50 Rathenow - Neustadt (Dosse) zum 1. Dezember 2003 ab. Foto: Florian Müller, 15. November 2003

Der Harz-Express verkehrt weiterhin am Wochenende ganzjährig. Leider fährt der Zug in den Harz weiterhin wegen angeblich knapper Stadtbahn-Trassen erst ab Berlin-Charlottenburg. In Gegenrichtung kann er aber über die Stadtbahn nach Ostbahnhof geführt werden. Der Zug fährt wieder wie zu Zeiten seiner Einführung über die „Kanonenbahn" und hält auf seinem Weg nach Wernigerode in Wannsee, Potsdam Hauptbahnhof, Beizig, Barby, Aschersleben, Wegeleben (mit unmittelbarem Anschluss nach Quedlinburg - Thale), Halberstadt und Heudeber-Danstedt. Die beiden sachsen-anhaltinischen Wochenendzugpaare Beizig - Barby - Magdeburg verkehren ab Fahrplanwechsel nicht mehr.

Nach/von Stettin/Szczecin gibt es weiterhin nur eine Direktverbindung von/nach Potsdam Hauptbahnhof über die Stadtbahn. Ansonsten ist weiterhin Umsteigen in Angermünde angesagt.

Das übrige Angebot im Regionalverkehr von Brandenburg nach Polen besteht wie gehabt aus den stündlichen Verbindungen nach Küstrin/Kostrzyn und drei Zugpaaren von Frankfurt Richtung Reppen/Rzepin. Neu ist, dass diese seit Oktober 2003 einen Halt im neuen Haltepunkt Slubice, etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, bekommen haben. Zwischen Forst und Zagan fahren weiterhin noch zwei Regionalzugpaare, aber seit einigen Monaten nur noch Montag bis Freitag.

Anschlüsse

Im letzten Jahr hat die IGEB einige Punkte bei der Anschlussgestaltung kritisiert. Diese haben sich teilweise im kommenden Fahrplan verbessert. So verkürzen sich die bisher unangenehm langen Übergangszeiten in Neustadt (Dosse) zwischen Pritzwalk und Berlin (RB 73/RE 2) in beide Richtungen merklich. Weil Neustadt immer noch kein Taktknoten ist, hat diese Verbesserung allerdings den Nachteil verschlechteter Anschlüsse zwischen Kyritz und Neuruppin. Auch die im letzten Jahr kritisierten Nichtanschlüsse der RE aus Wismar in Wittenberge Richtung Magdeburg konnten endlich beseitigt werden.

IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 6/2003 (Dezember 2003/Januar 2004), Seite 12-14

 

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