Die BVG hat im Mai ein 1:1-Modell ihres
neuen Zuges der Baureihe IK vorgestellt.
Das Fahrzeug wird von Stadler für das
U-Bahn-Kleinprofilnetz gebaut.
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Foto: Florian Müller |
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Neue Züge sind dringend notwendig.
So reicht der Wagenpark derzeit nur dafür
aus, zum Beispiel auf der U 1 mit maximal
6- statt 8-Wagen-Zügen zu fahren. An
eine Taktverdichtung ist im Kleinprofilnetz
schon gar nicht zu denken. Selbst Anfragen
der S-Bahn GmbH, bei Bauarbeiten an
ihren Strecken als Ausweichmöglichkeit
U-Bahn-Linien gegen Bezahlung zu verstärken,
lehnt die BVG regelmäßig mit der
Entschuldigung ab, dies mit den vorhandenen
Ressourcen nicht leisten zu können.
Wagenpark und Fahrleistung
sinken seit Jahren
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Zeichnung: Stadler Pankow GmbH |
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Die Baureihe IK besteht aus Halbzügen mit 4 Wagen. Die heute üblichen 6-Wagen-Züge sind dann nicht mehr möglich. Die IK-Züge sollen auch im Fahrgasteinsatz kuppelbar sein mit den vorhandenen HK-Zügen. Das begehbare Mock-Up als Holzmodell mit funktionsfähigen Türen ist kürzer als das Original und wurde von den Kulissenbauern des Filmparks Babelsberg hergestellt. Zeichnung: Stadler Pankow GmbG |
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Und doch sollen die neuen IK-Züge die
U-Bahn-Flotte nicht etwa verstärken, sondern
nur ältere Wagen der Baureihe A3L71
ablösen. Eine fatale Entwicklung. Denn die
Fahrleistung ist heute sehr viel geringer als
noch vor 10 Jahren – und der Wagenpark
wurde verkleinert.
In den letzten zehn Jahren sank nach
BVG-Angaben die Zahl der U-Bahn-Wagen
um 161, die Anzahl der Personenkilometer,
die die U-Bahn-Fahrgäste jährlich zurücklegen,
ist jedoch um 129 Millionen gestiegen.
Besonders deutlich wird die Diskrepanz bei
den Nutzwagenkilometern. Diese Größe beschreibt
die tatsächliche Angebotsleistung.
Die ist von 2001 bis 2007 um ganze 11,2 Prozent
gesunken. Ab 2008 hat man die Zahl
dann lieber gar nicht erst veröffentlicht, sondern
stattdessen in der Bilanz die Nutzzugkilometer
ausgewiesen. Diese Größe wird
nicht beeinflußt von verkürzten Zuglängen.
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Foto: Florian Müller |
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Die neuen IK-Fahrzeuge will die BVG mit Hartschalensitzen ausstatten. Der insgesamt positive Eindruck des Modells wird durch diese harten Sitze der 4. Klasse deutlich geschmälert. Das Mehrzweckabteil (rechts) ist im Gegensatz zum HK-Zug von den Wagenübergängen zu den Wagenspitzen gewandert. Foto: Florian Müller |
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2015 sollen die beiden IK-Prototypen
ausgeliefert werden, 34 weitere Serienfahrzeuge
können ab 2017 folgen. Die 144
neuen Wagen ersetzen dann 132 Altbauwagen.
Tatsächlich werden sich damit die
Fahrzeugprobleme allerdings verschärfen.
Weil immer vier Wagen eine Einheit bilden,
können mit den neuen Fahrzeugen keine
6-Wagen-Züge gebildet werden, die auf
den Linien U 1 und U 3 tagsüber aber üblich
sind. Um 8-Wagen-Züge (wie auf der
U 2) bilden zu können, müssten also mehr
neue Fahrzeuge bestellt werden. Können
aber statt 6- nur 4-Wagen-Züge fahren,
werden diese vielfach vollkommen überfüllt
sein.
Zurück in die Zukunft:
BVG modernisiert Alt-Fahrzeuge auf
80er-Jahre-Niveau
Noch schlimmer trifft es das Großprofilnetz.
Hier reicht das Wagenmaterial nicht einmal
für die vom Land Berlin bei der BVG bestellten
Leistungen. Seit Monaten sind auf fast
allen Linien immer wieder Kurzzüge selbst
im Berufsverkehr anzutreffen.
Doch anstatt neue Züge auszuschreiben,
wird hier nur der Bestand notdürftig aufgepäppelt.
Die fast 40 Jahre alten Fahrzeuge
der Baureihen F74, F76 und F79 werden
derzeit für weitere 20 Jahre fit gemacht.
Dabei halten sich die Innovationen für
die Fahrgäste in Grenzen. Die Automatik-Türgriffe
wurden durch Druckknöpfe mit
Blindenschrift ersetzt, das Farbkonzept
verändert und die Beleuchtung erneuert.
Schließlich wurden noch Sitzplätze entfernt,
um ein Mehrzweckabteil zu schaffen, sowie
endlich die fehlenden Türschließknöpfe
nachgerüstet.
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Entwicklung Fahrzeuganzahl und Beförderung. Ab 2008 wurden für die U-Bahn anstatt der Nutzwagenkilometer nur noch die Nutzzugkilometer angegeben. Verkürzte Zuglängen machen sich damit in der Statistik nicht mehr bemerkbar. Quellen: BVG in Zahlen und BVG Geschäftsberichte. |
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Das größte Manko ist aber geblieben: die
fehlenden Stationsanzeigen in den Zügen!
Die sollten seit den 90er Jahren Pflicht sein.
Nicht nur um Fahrgästen mit Höreinschränkung
(sei es aus körperlichen Gründen oder
wegen profaner Dinge wie Kopfhörer, lauter
Umgebungsgeräusche oder unzureichender
Lautsprecheransagen) die Möglichkeit
zu geben, die nächste Station herauszufinden.
Auch weil die BVG die einfachste visuelle
Möglichkeit, nämlich das
Aus-dem-Fenster-gucken-und-Bahnhofsschild-lesen, seit
Jahren flächendeckend mit sichteinschränkenden
Aufklebern mit unruhigem Muster
behindert.
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Von der Seite kann man die Bombierung, also das leichte Auswölben der Seitenwände für mehr Platz im Inneren, gut erkennen. Foto: Florian Müller |
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Schön, dass die BVG durch den Verzicht auf
dringend benötigte Neufahrzeuge nach eigenen
Angaben rund 150 Millionen Euro spart,
doch dann müssen dringend Stationsanzeiger
in den Zügen nachgerüstet werden, so wie es
seit 20 Jahren Mindeststandard öffentlicher
Verkehrsmittel ist. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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