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Die Deutsche Regionaleisenbahn - die
Eigentümerin dieser Strecke - läßt ihren
Triebwagen an 36 Tagen zwischen Lüchow
und Dannenberg über Gollau, Grabow und
Jameln pendeln. Am Wochenende zuvor
hatten sich Unterstützer des Fahrgast-Rates
Wendland auf den Weg gemacht und
unter dem Motto „Wir schneiden der Bahn
den Weg frei" Büsche und Äste entlang der
Strecke zurückgeschnitten.
Regelmäßige Fahrten
Frank Nieber von der Salzwedeler Initiative
„ Die Bahn bleibt" war bei der ersten Zugfahrt
dabei und schildert seine Erlebnisse:
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Gut angenommen wurden bisher die Fahrten zwischen Lüchow und Dannenberg Ost. Viele hundert Einheimische und deren Gäste schätzten an den ersten Fahrtagen das DRE-Angebot Foto: Frank Böhnke |
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Einen wehmütigen Eindruck machte das
Bahnhofsgelände des Bahnhofs Lüchow
mit seinem geschlossenen Empfangsgebäude
und seinen leerstehenden ehemaligen
Diensträumen. Zerstörte Gleisanlagen,
zum Teil fehlende Pflastersteine auf dem
Bahnsteig, der Hausbahnsteig mit Gestrüpp
überwuchert. Wenig deutete auf einen
Zugverkehr hin, nur ein Fahrplan an einem
Nebengebäude und die zahlreich wartenden
Fahrgäste. Aber pünktlich um 11.07 Uhr
erreichte pfeifend der Zug aus Dannenberg
den Bahnhof Lüchow, um uns um 11.12 Uhr
bei seiner nächsten Runde nach Dannenberg
Ost zu befördern.
15 Jahre nach Grenzöffnung - den Tag haben
viele Salzwedeler lange ersehnt - haben
wir endlich die Möglichkeit, mit dem Zug
von Lüchow nach Dannenberg zu reisen. Es
herrscht zwar schlechtes Wetter, aber die
Atmosphäre im gut gefüllten Zug ist sehr
angenehm. Es ist für uns aus der Altmark
die erste Gelegenheit, um mit einem nun
planmäßig fahrenden Zug auf der 1972 eingestellten
Bahnlinie nach Dannenberg zu reisen.
In Dannenberg besteht zudem noch die
Möglichkeit des Übergangs zu den Zügen in
Richtung Lüneburg über Hitzacker.
Die Strecke hat in all den Jahren ihres Ruhestandes
nichts an Flair vergangener Tage
verloren. Sie bietet somit eine gute Alternative,
den Wochenendausflug mit der Bahn
zu planen und zu gestalten. Was ein wenig
der Kritik würdig ist, ist die Tatsache, daß
leider nur am Sonnabendvormittag eine
Busverbindung von Salzwedel zu und von
den Zügen existiert. Dabei wird nicht einmal
der Bahnhof angefahren, sondern die Busse
enden in Lüchow ZOB mit anschließendem
Fußweg. Es wäre gut, wenn man über einen
Anschlußbus am Bahnhof einmal nachdenken
würde.
Nachdenken über Salzwedel
Nach Aussagen und dem Willen der freundlichen
Bahnmitarbeiter wird über einen Ausweitung
des Verkehrs auch auf dem Abschnitt
Salzwedel—Lüchow nachgedacht (derzeit
noch Busverkehr, da das Teilstück Salzwedel—Lüchow
1945 mit dem Kriegsende abgerissen
wurde und erst wieder aufgebaut
werden muß), so
daß in den nächsten
Jahren auch dort der
Betrieb wieder aufgenommen
werden
könnte. Ein erster
Schritt hierzu wäre
eventuell, die Zugverbindung
auf den
Abschnitt Lüchow—Wustrow auszudehnen,
da bis dort die
Gleisanlagen noch
liegen.
Es verkehrt ein
vierachsiger Triebwagen
(Uerdinger
Schienenbus VT 21)
der Prignitzer Eisenbahn,
welcher ein
freundliches Innere bietet, aber auch der
Witterung entsprechend angenehm beheizt
ist. Vermißt man in den Zügen auf anderen
Strecken einen ausgewogenen Sitzkomfort,
so wird er hier geboten. Überrascht sind wir
über den gepflegten Zustand der ehemaligen
Empfangsgebäude auf den Haltestellen
entlang der Strecke, wie in Gollow, Grabow,
Jameln und Dannenberg West. Es ist diesen
kaum anzumerken, daß sie einen 30jährigen
Dornröschenschlaf hinter sich haben.
Große Resonanz
Nach einer knapp zweistündigen Reise
durch das Wendland und mit der Rückkehr
nach Lüchow verspüren wir langsam Hunger.
Auch das ist fast zur heutigen Zeit schon eine
Seltenheit: In Lüchow können wir Bahnreisende
uns in der dortigen gemütlichen Bahnhofsgaststätte
bei warmem Mittagstisch
laben, dieses noch zu relativ fairen Preisen.
Alle von uns an diesem Tag an der Fahrt beteiligten
sind angenehm angetan. Wir sind
auch über die große Resonanz an Fahrgästen
überrascht. Trotz des miesen Wetters nutzen
viele die Gelegenheit zu einem Ausflug mit
der neuen Bahn. Das läßt auf einen relativ
guten Erfolg und ein langes Leben hoffen.
Einstellungen in Sachsen-Anhalt
Leider wird bei uns in Sachsen-Anhalt, besonders
aber in der Altmark, ein anderer
Weg gegangen. Hier sind fast alle Eisenbahnstrecken
in kürzester Zeit geschlossen
worden, so daß ganze Gebiete und Ausflugsziele
auf große Entfernungen für Leute ohne
Auto nicht mehr erreichbar sind. So zum Beispiel
auf der Bahnlinie Salzwedel—Diesdorf
mit seinem Heimatmuseum, wo im Jahr 1993
der Zugverkehr eingestellt wurde.
Salzwedel—Beetzendorf—Klötze—Oebisfelde
hat dieses Schicksal schließlich im Jahr 2002
ereilt. Aber auch die Strecke Salzwedel über
Luftkurort Arendsee nach Wittenberge, welche
seit 2002 nur noch an Wochenenden per
Bahn bedient wurde, mußte trotz der stark
zugenommenen Fahrgastzahlen sich jüngst,
am 12. Dezember 2004, diesem Schicksal
fügen und wurde ebenfalls eingestellt. Ein
Hoffnungsschimmer ist, daß auch hier die
Deutsche Regionaleisenbahn sich engagiert
und versucht, auch diese Strecken wiederzubeleben.
Das Angebot des Bahnbetriebes auf der
Strecke Lüchow—Dannenberg werden wir
häufiger für Ausflüge in den Frühling, gemeinsam
mit Freunden, Bekannten sowie
der eigenen Familie nutzen.
Kontakt zur Unterstützung
Frank Nieber (Die Bahn Bleibt e. V.),
Lindenallee 16, 29410 Salzwedel,
Telefon (0 39 01) 373 01, E-Mail
Hobbyeisenbahner@aol.com
Fahrgast-Rat Wendland,
Dorfstraße 30, 29462 Blütlingen,
Telefon (0 58 43) 98 69 00,
E-Mail fahrgastrat.wendland@jpberlin. deDie Bahn bleibt e. V./Fahrgast-Rat Wendland
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