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In den bewegten Zeiten der politischen Wende
in Deutschland zeigten zahlreiche Menschen
aus der DDR großes Interesse am Wirken
des Berliner Fahrgastverbands IGEB, des
Berliner Schienenverkehrs-Verbands sowie
des westdeutschen Fahrgastverbands Pro
Bahn. Deshalb waren diese auch eingeladen,
als sich vor 15 Jahren, am 10. April 1990, im
Haus des Reichsbahnamtes 1 am Bahnhof
Berlin-Lichtenberg zahlreiche Bahnkunden
und Eisenbahner aus der DDR trafen, um
über die Zukunft der Eisenbahn in der DDR
sowie die Bildung regionaler Initiativgruppen
zu diskutieren. Als Gäste waren Vertreter der
Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn
(DR), der Berliner Verkehrsbetriebe (BVB),
des Verkehrsbetriebes Potsdam und des DDR-Verkehrsministeriums
anwesend sowie der
damalige Pro Bahn-Bundesvize Gerhard J.
Curth zusammen mit seinen Vorstandskollegen
aus den Berliner Fahrgastverbänden.
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Vereinigung der Landesverbände Berlin Ost und West im Herbst 1990, von links: Jörg Hermann, ehemaliger Präsident Pro Bahn Ostdeutschland, sein Nachfolger Georg Nowinski, und der neue Landesvorstand Berlin, bestehend aus Gerhard J. Curth, Vorsitzender, Georg Radke, Schatzmeister, und Sven Munzinger, Geschäftsführer Foto: Archiv DBV |
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Die Diskussionen mündeten schließlich
noch am selben Tag in die Gründung von
„Pro Bahn - Fahrgastverband der DDR" Zum
Verbandspräsidenten wurde Jörg Herrmann
aus Berlin-Prenzlauer Berg und zu seinem
Stellvertreter Georg Nowinski aus Berlin-Mahlsdorf
gewählt, der gleichzeitig Ost-Berliner
Pro Bahn-Landesvorsitzender wurde.
Am 18. Juni 1990, wurde der Verband unter
der Nr. 402 in das Vereinigungsregister des
Stadtbezirksgerichts Berlin-Mitte eingetragen.
Der Name „Pro Bahn" wurde auf Anregung
von Gerhard J. Curth gewählt, um nach
einer möglichen staatlichen Vereinigung mit
dem gleichnamigen westdeutschen Schwesterverband
zu fusionieren. Beide Verbände
einigten sich schon sehr schnell darauf,
künftig auf fachlicher Ebene gemeinsam zu
tagen, zum Beispiel im Bundesausschuß und
Verbandsrat. Man einigte sich außerdem auf
die vom Westverband herausgegebene „Pro
Bahn Zeitung" als gemeinsames Sprachrohr,
gründete in Eisenach die gemeinsame „Deutsche
Fahrgastakademie" und schloß mit der
DR einen Projektvertrag „Pro Bahnhof"
zum Erhalt des historischen Erbes der Bahn.
Dadurch wurde beispielsweise der „Wilde
Robert", die heutige Döllnitzbahn, gerettet.
Mit der staatlichen Vereinigung kam jedoch
noch nicht die Vereinigung der beiden
Staatsbahnen Deutsche Bundesbahn und
Deutsche Reichsbahn. Deshalb wollte die
Mehrheit der ostdeutschen Pro Bahn-Mitglieder
in den inzwischen in allen ostdeutschen
Ländern gegründeten Pro Bahn-Landesverbänden
bis zur Zusammenlegung der
beiden Bahnen einen eigenständigen Fahrgastverband
als Partner zur DR beibehalten.
In Berlin indes fusionierten die Landesverbände
Ost und West unter gleichzeitiger
Eingliederung des seit 1983 bestehenden Berliner
Schienenverkehrs-Verbandes mit seinen
19 Vereinen. Durch die Vereinigung wechselte
der bisherige West-Berliner Landesverband
nunmehr zum „Pro Bahn Hauptverband ostdeutscher
Länder". Georg Nowinski löste Jörg
Herrmann als Verbandspräsident ab; übergab
jedoch 1991 diese Aufgabe an den damaligen
Berliner Landesvorsitzenden Gerhard J. Curth,
der dieses Amt bis dato innehat.
Mit der sich abzeichnenden Zusammenfassung
von DB und DR zur Deutschen Bahn AG
wurden die Fusionsverhandlungen zwischen
den beiden deutschen Pro Bahn-Verbänden
wieder aufgenommen. Diese Gespräche wurden
von der Westseite durch den Bundesgeschäftsführer
Norbert Moy und den Landesvorsitzenden
von Baden-Württemberg, Josef
Schneider, sowie auf östlicher Seite durch
den Verbandspräsidenten Gerhard J. Curth
und den Landesvorsitzenden von Brandenburg,
Stephan Müller, geführt. Obwohl die
Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen
wurden, scheiterte die Fusion der beiden
Verbände an der Ablehnung durch Gremien
des Pro Bahn-Bundesverbandes (West).
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Erster Landesvorstand Sachsen 1990, von links: Lutz Steinert, stv. Landesvorsitzender, Wolfgang Kurschat, Landesvorsitzender, Andreas Franzke, stv. Landesvorsitzender, Gerd Pietzsch, Schatzmeister Foto: Archiv DBV |
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Im Frühjahr 1994 wurde die Zusammenarbeit
eingestellt. Aus dem ostdeutschen Pro
Bahn-Hauptverband wurde der Deutsche
Bahnkunden-Verband - Bundesverband
(DBV). Ab 1996 gründeten sich in Bayern,
Bremen, Rheinland-Pfalz und Saarland die
ersten DBV-Landes- und Regionalverbände;
Pro Bahn & Bus Hessen wechselte von Pro
Bahn zum DBV.
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Gemeinsame Fahrgastakademie von Pro Bahn Ost und West im Fürstenbahnhof Eisenach 1992. Foto: Archiv DBV |
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Der DBV gab zunächst die verbandseigene
Zeitschrift „Bahnimpulse" heraus, die jedoch
aus Kapazitäts- und Kostengründen bald
wieder eingestellt werden mußte. Im lahr
2003 einigte sich der DBV mit seinem Berliner
Mitgliedsverband IGEB auf die gemeinsame
Herausgabe der seit 1980 eingeführten
Berliner Fahrgastzeitschrift SIGNAL, womit
deren bundesweite Verbreitung verbunden
wurde. Inzwischen haben die einzelnen Verbände
in Deutschland ihre Schwerpunktaufgaben
gefunden und gehören gemeinsamen
Gremien an, so zum Beispiel dem Europäischen
Fahrgastverband und zahlreichen
Fahrgastbeiräten.
In der kommenden SIGNAL-Ausgabe werden
wir auf 15 Jahre Verbandsarbeit des DBV
zurückblicken. DBV
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