Gemäß Verkehrsvertrag muß die S-Bahn
28,97 Millionen Zugkilometer pro Jahr erbringen.
Mehrleistungen im bestehenden
Netz hat das Unternehmen nicht vorgesehen,
nur Umverteilungen. Die Auslastung soll
von 30 auf 38 Prozent im Jahr 2009 steigen.
Dazu sind 650 Viertelzüge nötig.
Vollring
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Für den Vollringbetrieb ist ein drittes Bahnsteiggleis an einem Ringbahnhof nötig. Der Bahnhof Westend ist dafür geeignet. Die Finanzierung ist aber noch ungeklärt. Foto: Florian Müller |
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Der Ring soll bereits ab Mai 2006 als Vollring
betrieben werden. Die Aufgabe des bisher
praktizierten Schneckenkonzepts setzt Zugkilometer
auf dem Westring frei, die nach
Ansicht der S-Bahn an anderer Stelle sinnvoller
eingesetzt werden können. Allerdings
ist für den Vollringbetrieb Voraussetzung,
daß die heutigen Baustellen auf dem Ring
verschwinden und trotz der bevorstehenden
jahrelangen Baumaßnahmen am Ostkreuz
die Ringrunde in 60 Minuten zu schaffen ist.
Ebenso wäre ein Ringbahnhof mit einer neuen
dritten Bahnsteigkante wichtig, um Züge
im laufenden Betrieb auswechseln zu können.
Hierfür würde sich zum Beispiel der Bahnhof
Westend anbieten. Die meisten von der Görlitzer
Bahn (Schöneweide) kommenden Züge
würden dann bereits auf dem Südring enden.
Netzausbau
Nach Strausberg Nord soll alle 20 Minuten
statt heute alle 40 Minuten gefahren werden.
Dazu muß in Hegermühle gekreuzt werden
können. Ebenso soll durch den Bau eines
zweiten Gleises von Schönholz nach Tegel
und von Schöneweide nach Oberspree ein
10-Minuten-Takt möglich werden. Allerdings
ist die Finanzierung für all diese Bauvorhaben
noch völlig ungeklärt.
Bis 2015 stehen noch die Netzerweiterungen
von Spandau nach Falkensee oder
Finkenkrug, die S 21 Nord von Wedding über
Hautbahnhof/Lehrter Bahnhof (Spitzkehre)
nach Westhafen sowie die Flughafenanbindung
Schönefeld Süd im Programm. Auch
hierbei ist die Realisierung jeweils noch ungewiß.
IGEB-Bewertung
Der geplante Vollringverkehr, den es schon
als Kriegsprovisorium zwischen 1944 und
1961 gab, könnte einerseits die Betriebsführung
auf dem Ring stabilisieren. Andererseits
sind Fahrgäste aus Richtung Schöneweide
zum Umsteigen gezwungen. Weil
die S-Bahn den Ring mit Dreiviertelzügen im
7/7/6-Minuten-Takt befahren will, befürchtet
der Fahrgastverband für den Berufsverkehr
Kapazitätsprobleme. Zweckmäßiger
wäre ein 5-Minuten-Takt, alternativ sollte
der 7/7/6-Minuten-Takt mit Vollzügen betrieben
werden.
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Betriebskonzept S-Bahn Berlin Angebotsplanung nach Verkehrsvertrag Grafik: S-Bahn Berlin GmbH |
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Ohne einen Ausbau der Infrastruktur auf
dem Ring ist das Vollringkonzept kaum stabil
fahrbar. Die Ringzüge erreichen auf ihrem
Laufweg keine Betriebswerkstatt. Entweder
erzeugt jedes Aufsuchen der Werkstatt eine
Leerfahrt und ist mangels Zugtauschmöglichkeiten
nur nachts möglich. Oder ein Bahnhof
im Bereich Südring—Westend—Gesundbrunnen,
in dem Züge aus Schöneweide planmäßig
enden, erhält mindestens ein drittes
Bahnsteiggleis, so daß in jeder Richtung am
selben Bahnsteig ein Zugtausch stattfinden
kann. So könnten die Fahrgäste am selben
Bahnsteig in den Tauschzug umsteigen.
Ungünstig ist auch die Planung, die Züge
der S 45 von Schönefeld und S 47 von
Spindlersfeld bereits in Tempelhof bzw. in
Papestraße enden zu lassen. Während auf
dem Ring zusteigende Fahrgäste nie mehr
als eine halbe Runde fahren müssen, haben
solche aus dem Raum Schöneweide weitere
Wege zu ihren Umsteigebahnhöfen, zum
Beispiel in die Innenstadt, zurückzulegen.
Das zusätzliche Umsteigen vernichtet den
Fahrzeitvorteil des Südrings gegenüber der
Stadtbahn. Deshalb sollten die Linien S 45
und S 47 mindestens Westkreuz erreichen,
besser Westend. Bei einem Endpunkt in
Westend bietet sich die Möglichkeit, diesen
Bahnhof mittels eines dritten Gleises am
vorhandenen aber nicht genutzten zweiten
Bahnsteiges zu einem Tauschbahnhof
für die Ringzüge auszubauen. Die von der
S-Bahn vorgesehenen Endbahnhöfe Tempelhof
und Papestraße bieten diese Ausbaumöglichkeit
nicht.
Verbesserungswürdig ist ebenfalls das
Angebot der heutigen Linien S 8 und S 85
auf dem Ostring. Der Einsatz von Halbzügen
führt auch hier im Berufsverkehr zu Überfüllungen.
Wir schlagen daher die Führung
der S 8 von Zeuthen nach Hennigsdorf mit
Dreiviertel-Zügen vor. Die Tageszuggruppe
(heute S 85) könnte dann die Fahrten nach
Birkenwerder übernehmen.
Nach Angaben der S-Bahn sind die Verkehrsströme
von Potsdam auf die Wannseebahn
und auf die Stadtbahn etwa gleichmäßig
verteilt. Aufgrund des attraktiven RE-1-Angebotes
von Potsdam über die Stadtbahn,
also parallel zur S 7, sollte die S 1 die Stammlinie
nach Potsdam werden. (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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