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Am 8. März 2005 berichtete die Berliner
Zeitung: „Mit großem Interesse ist gestern
in Spandau die Brötchentaste in Betrieb gegangen.
An etlichen Parkautomaten zogen
Autofahrer das Parkticket. Es ermöglicht 15
Minuten kostenloses Parken ... Zwölf Monate
lang will der Bezirk als erster und einziger
in Berlin die neue Regelung testen. Bürgermeister
Konrad Birkholz und Baustadtrat
Carsten-Michael Röding (beide CDU) nahmen
am Montagmorgen den ersten umgerüsteten
Parkautomaten in der Pichelsdorfer
Straße in Betrieb. ... Mit elf Euro war die
Umprogrammierung sehr preiswert, sagte
Röding. In Spandau gibt es 75 Parkscheinautomaten."
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Kurzstrecke: 1,20 Euro Kurzparken: 0,00 Euro Während Fahrgäste für die Kurzstreckenfahrt zahlen müssen, können Autofahrer in Spandau gratis kurzparken. |
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Wir sind begeistert: Nur 825 Euro Steuergelder
mußten eingesetzt werden, um den
Spandauer Autofahrern künftig 15-minütiges
kostenloses Parken zu ermöglichen. Und
selbst der nun zu erwartende Einnahmeausfall
hat sicherlich nur geringe Auswirkungen
auf die gigantischen Schuldenberge der öffentlichen
Hand. Dennoch müssen sich die
Spandauer und alle anderen Befürworter
der „Brötchentaste" fragen lassen: Wissen
sie eigentlich, was sie hier tun?
Die Dauer einer Kurzstreckenfahrt mit öffentlichen
Verkehrsmitteln liegt in der Regel
deutlich unter 15 Minuten. In Berlin zahlt ein
Fahrgast dafür 1,20 Euro und darf bei Bus
und Straßenbahn noch nicht einmal umsteigen.
Andernfalls kostet es 40 Euro wegen
„Schwarzfahrens" Die BVG hat sogar gerade
einer Kundin, die versehentlich einen Ermäßigungsfahrschein
für 1,40 Euro statt einer
Kurzstrecke für 1,20 Euro kaufte, 40 Euro
abgenommen - unsensibler geht es wirklich
nicht mehr. Während also die öffentliche
Hand bei den Fahrgästen jedem Cent
hinterher jagt, wird den Autofahrern nun
ein kostenloses Parken bis zur 15. Minute
ermöglicht.
Deutlicher, ja brutaler kann man eigentlich
nicht mehr zeigen, daß wir in einer
Zwei-Klassen-Gesellschaft leben mit einer
autofahrenden Oberschicht einerseits und
Fahrgästen, die in Politik und Verwaltung
nur wenige Lobbyisten haben. IGEB
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