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Foto: Thomas Billik |
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Foto: Thomas Billik |
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Foto: Thomas Billik |
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Foto: Thomas Billik |
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1. Freitagabend stehen die beiden 43,5 Meter hohen Hälften noch fast aufrecht. 2. Sonnabendmorgen sind sie deutlich angekippt. 3. Am Mittag ist die südliche Hälfte bereits komplett in der Horizontalen angekommen. 4. Abends treffen sich beide Teile. In den folgenden Tagen werden sie fest verbunden und liegen nun wie eine Brücke über der Bahnhofshalle. 5. Viele Schaulustige pilgerten zum Bahnhof und bestaunten das Spektakel. Foto: Florian Müller |
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Die Baustelle Hauptbahnhof - Lehrter Bahnhof wurde wieder einmal zur
Schaustelle. In einem ingenieurtechnischen
Schauspiel wurden die sogenannten
Bügelbauten von der aufrechten Montageposition in die endgültige
Lage über den Bahnhof geklappt. Dieses bisher einmalige Verfahren
wurde gewählt, um die Betriebseinschränkungen auf der Stadtbahn mit
drei Wochenenden so gering wie möglich zu halten. Mit herkömmlichen
Bauverfahren hätten die Sperrzeiten ein Vielfaches betragen.
In eines der beiden Brückengebäude, die oberirdisch die im Tunnel
kreuzende Nord-Süd-Strecke symbolisieren
sollen, will die DB selbst einziehen,
für das andere werden noch Büromieter und ein Hotel gesucht.
Die DB hofft auf hohe Mieteinnahmen in dieser exklusiven Lage, um
den teuren Bahnhofsbau wenigstens teilweise refinanzieren
zu können.
Der Vorgang des Abklappens dauerte beide Male etwa 20
Stunden. Für drei Wochenenden (Ende Juli und Mitte August)
war der gesamte Verkehr auf der Stadtbahn unterbrochen. Fernzüge
wurden umgeleitet, der Regionalverkehr endete in Zoo und
Friedrichstraße oder an Bahnhöfen am Stadtrand, die S-Bahn
kehrte in Friedrichstraße und Bellevue. Zwischen Friedrichstraße
und Tiergarten wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Die U 2 fuhr als Umfahrung der Baustelle im verdichteten Takt.
Zur Fahrgastinformation verteilte die DB eine informative und gut
gestaltete Infobroschüre. Besonders
hervorzuheben sind die übersichtlichen
Liniengrafiken für S-Bahn und Regionalverkehr.
Einziger Schönheitsfehler:
Die wichtigsten Informationen hätten auch in Englisch geschrieben
sein müssen, denn gerade am Wochenende sind ein erheblicher Teil der
Fahrgäste in der Berliner Innenstadt internationale Touristen.
Über 100.000 Schaulustige verfolgten die erste Umklappung Ende Juli.
Das Fernsehen brachte mehrfach am Tag Live-Übertragungen und die
Tageszeitungen berichteten auf den Titelseiten.
Der Bahnhof ohne Schienenverkehr
war das touristische Ziel für Berliner und Auswärtige.
Dabei zeigte sich allen deutlich, wie schlecht
der neue Bahnhof in das
bestehende Nahverkehrsnetz Berlins eingebunden ist. Ohne S-Bahn ist
die Station in der Einöde nur mit Bussen zu
erreichen. Für einen Sonntagsausflug
mag das reichen, aber für den künftig wichtigsten Fernbahnhof
Berlins ist das irrwitzig.
So bewies die Bahn selbst, wie wichtig eine
bessere Nahverkehrsanbindung ihres
Hauptbahnhofes wäre. Umso unverständlicher
ist, dass der Bahnhof Zoo, der diese
Anbindung bietet, ohne Not und aus purer
Starrköpfigkeit einzelner Bahnmanager als
Fernbahnhof aufgegeben werden soll. In
dieser Hinsicht war das gelungene Ereignis am
künftigen Hauptbahnhof ein Eigentor
für Mehdorn, Leuschel und Co. (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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