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Zu den vielen Altlasten von Berlins ehemaligem
Verkehrssenator Peter Strieder gehört
die verpatzte Straßenbahnanbindung
des künftigen Hauptbahnhofes. Geplant ist
eine Trasse in Verlängerung der Eberswalder
Straße über die Bernauer und Invalidenstraße
zum Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof.
Beim Planfeststellungsverfahrenfürdenzweiten
Straßenbahnabschnitt zwischen
Nordbahnhof und Hauptbahnhof
versuchte Strieder, die Straßenraumaufteilung
der Invalidenstraße entscheidend zu
verändern, um die Planungen zum sogenannten
inneren Stadtring durchsetzen zu
können. Als Trojanisches Pferd diente dabei
die Straßenbahnplanung, hinter der die erhebliche
Ausweitung der Fahrbahnbereiche
zugunsten der Autos und zulasten der Fußgänger
versteckt wurde. Dagegen haben sich die
Anwohner erfolgreich gewehrt. Die Kläger
sprachen sich zwar
nicht gegen die Straßenbahn
aus, jedoch blieb die Tram-Planung
mit auf der Strecke. Und so wird zurzeit die neue
Straßenbahnstrecke nur auf dem Abschnitt
zwischen Eberswalder Straße und Nordbahnhof
gebaut. Der westliche Abschnitt ist um
Jahre verschoben und führt nun zu einer entsprechend
verspäteten Direktanbindung des
Hauptbahnhofs aus den dicht bebauten Bereichen
in Wedding und Prenzlauer Berg.
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Straßenbahn-Neubaustrecke am Nordbahnhof. Im Hintergrund ist die Straßenbahn auf der Invalidenstraße zu sehen. Unverständlicherweise bekommen die neuen Gleise hier auf Jahre keinen Anschluss an das bestehende Netz. Foto: Alexander Frenzel |
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Dass die Tramlinie M10 auf absehbare
Zeit nicht an den Hauptbahnhof herangeführt
werden kann, ist schon ärgerlich genug, doch
es kommt noch schlimmer. Wenn nun, wie
aus der Antwort auf die Kleine Anfrage des
Abgeordneten Alexander Kaczmarek ersichtlich
ist, die neu gebaute Strecke nicht einmal
mit der bestehenden verknüpft wird, vergibt
man für die nächsten Jahre weitere Chancen.
Mit der Verknüpfung wäre es möglich,
die U-Bahn-Linie 6 und den Bahnhof Friedrichstraße
direkt zu erreichen, so dass mit
einmaligem Umsteigen am Bahnhof Friedrichstraße
der Hauptbahnhof für die Straßenbahnfahrgäste
bereits 2006 einigermaßen
gut erreichbar wäre.
Man habe verlorene Kosten für eine Zwischenlösung
vermeiden wollen, sagt die
Staatssekretärin, als ob es hier um ein paar
Monate ginge. Mit dem Verzicht auf das Provisorium
wird den Fahrgästen für mehrere
Jahre ein weiter Fußweg von der Straßenbahnendstelle
Nordbahnhof zur U 6 und ein
zusätzliches Umsteigen auf dem Weg zur
Stadtbahn zugemutet. Zugleich werden den
Autofahrern zusätzliche Straßenbahn-Abbiegefahrten
am „stark belasteten Knoten
Chausseestraße/Invalidenstraße" erspart.
Geht es hier vielleicht mehr um flüssigen
Autoverkehr als um verlorene Kosten? Und
warum sind eigentlich Kosten, die die Straßenbahn
für einige Jahre attraktiver machen,
„verlorene" Kosten?
IGEB Stadtverkehr
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