Bei der Nahverkehrs-Erschließung des
neuen Berliner Hauptbahnhofs spielt in den
offiziellen Planungen die Verlängerung
der U 5 vom Alexanderplatz eine zentrale Rolle.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB hatte
das wiederholt kritisiert und gefordert, die
neue Nord-Süd-S-Bahn (S 21) vor der
parallel zur Stadtbahn in Ost-West-Richtung verkehrenden
U 5 zu bauen. Die politischen Weichenstellungen
erfolgten jedoch anders.
Trotz Fertigstellung der Planfeststellung für die
U 5-Verlängerung landete nach der S 21 aber
auch das U-Bahn-Projekt auf dem Abstellgleis.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Tiergartentunnel
wurde allerdings der westliche
U 5-Abschnitt zwischen Stadtbahn und Pariser
Platz mit den U-Bahnhöfen Hauptbahnhof
und Reichstag und einem Teil des U-Bahnhofs
Brandenburger Tor bereits im Rohbau erstellt.
Drohende Rückzahlungsforderung
Da dieser Abschnitt mit Bundesmitteln gebaut
worden war, wurde dem Land Berlin eine
Rückzahlung der Gelder angedroht, wenn der
Tunnel ungenutzt liegen bleibt. Ein schneller
Weiterbau der U 5 scheiterte aber an den finanziellen
Möglichkeiten Berlins. Deshalb wurde
die kuriose Idee entwickelt, einen Inselbetrieb
getrennt vom übrigen U-Bahnnetz durchzuführen.
Voraussetzung dafür war der Ausbau
der Rohbauten. In diesem Zusammenhang
wurde beschlossen, den Rohbau des U-Bahnhofs
Brandenburger Tor nicht nur auszubauen,
sondern auf die volle Länge zu verlängern. Mit
dieser durchaus sinnvollen Entscheidung war
allerdings vorprogrammiert, dass das ebenso
ehrgeizige wie unbegründete Vorhaben einer
Inbetriebnahme der Stummellinie, genannt
U 55, rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft
2006 zum Scheitern verurteilt war.
Für Massenverkehr ungeeignet
Doch zunächst wurde bei der BVG noch ernsthaft
geplant, bis zur WM wenigstens einen
2-Wagen-Zug zum provisorisch hergerichteten
U-Bf Brandenburger Tor pendeln zu lassen. Ein
derart abgespecktes „Massenverkehrsmittel"
wäre jedoch mit den Besucherströmen der sogenannten
Fanmeile vollkommen überfordert
und hätte die BVG zu komplizierten und teuren
Sicherungsmaßnahmen gezwungen. Außerdem
wäre dieser Shuttle-Betrieb unmittelbar
nach der WM wieder eingestellt worden, um
ungestört weiterbauen zu können.
Deshalb war seit Anfang des Jahres allen
Fachleuten klar, dass es unvernünftig ist, an
der ursprünglichen Zeitplanung festzuhalten.
Doch erst Ende Oktober 2005 traute die BVG
sich an die Öffentlichkeit. Auf Probleme mit
dem Grundwasser hatte man sich als offizielle
Begründung verständigt. Das klingt bei den
Berliner Bodenverhältnissen immer glaubwürdig.
Doch der IGEB blieb es vorbehalten,
auszusprechen was alle dachten, und der
tageszeitung blieb es in ihrer Ausgabe vom
27. Oktober vorbehalten, das auf den Punkt
zu bringen, als sie schrieb „Fahrgastverband
dankt Wasser: Frühstart sei unnütz und teuer"
Nun doch zweigleisig
Leider versucht die BVG immer noch, zur
Fußball-WM eine Minimalvariante zu fahren:
Pendelverkehr zwischen Hauptbahnhof und
Reichstag. Immerhin werden dann auf diesem
Abschnitt, anders als zunächst geplant, beide
Gleise zur Verfügung stehen. Aber verkehrlich
begründbar ist das nicht. Ebenso wenig wie
der Pendelverkehr ab Sommer 2007 zwischen
Hauptbahnhof und Brandenburger Tor, zumal
in dieser Relation mit dem TXL und M 41 gleich
zwei Buslinien jeweils im 10-Minuten-Takt verkehren
werden. IGEB Stadtverkehr
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