Die Inbetriebnahme des Nord-Süd-Tunnels in
Berlin im Mai 2006 hat Auswirkungen auf den
Regionalverkehr im gesamten VBB-Raum und
zum Teil darüber hinaus. Über die wesentlichen
Änderungen hat SIGNAL bereits mehrfach
berichtet, zum Beispiel
in Heft 2/2004 mit
Abdruck des Linienplanes. Doch zuvor gibt es
noch den für den VBB-Raum vergleichsweise
kleinen Fahrplanwechsel im Dezember 2005.
Für beide liegen nun die konkreten Fahrplandaten
vor, Anlass genug für eine Analyse.
Übrigens: Zu beiden Terminen werden die
gedruckten Kursbücher der DB und des VBB
komplett neu erscheinen. Der VBB-Berlin-Atlas
ist nur für Mai 2006 angekündigt.
„Weiter so" zum 11. Dezember 2005
Beim RE 1 werden die östlichen Äste vertauscht.
Bis Eisenhüttenstadt fahren künftig
die in Magdeburg beginnenden Züge, die
Brandenburger enden bereits in Frankfurt
(Oder). Das ist eine Folge der Verschiebung
der Züge der RE 11. Frankfurt—Eisenhüttenstadt
wird vom RE 1 am Wochenende nur
noch alle zwei Stunden bedient, der RE 11
bleibt aber als stündliches Angebote dort
bestehen.
Unschön sind die unregelmäßigen
Abfahrtszeiten. Die
schnellen Züge nach Frankfürt
(mit Halt nur in Erkner, Fangschleuse,
Hangelsberg und
Fürstenwalde/Spree) fahren
alle zwei Stunden zur Minute
25, 27 oder 28, in den anderen
Stunden aber zur Minute
37 oder 36, abends auch mal
31 ab Berlin Ostbahnhof. Das
ist für den Fahrgast nicht nur
schwer zu merken, sondern
bedeutet bei den späten Abfahrtszeiten einen
Aufenthalt von bis zu 12 Minuten in Ostbahnhof,
mit entsprechenden Reisezeitverlängerungen
von den Bahnhöfen weiter im Westen. Für
den Sommerfahrplan ist hier aber Besserung
angekündigt.
Der seit Oktober neu angebotene morgendliche
Direktzug von Zoologischer Garten
zur Potsdamer Uni nach Golm bleibt auch im
neuen Fahrplan bestehen.
Beim RE2 gibt es zunächst wenig Neues.
Richtung Cottbus bleibt es bei den Halten in
Brand für Tropical Islands, Raddusch wird zunächst
auch weiterhin nur in Tagesrandlage
bedient, nach der Tunneleröffnung soll es wieder
Regelhalt werden.
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Am 11. Dezember 2005 übernahm die Niederbarnimer Eisenbahn den Verkehr auf ihrer Hausstrecke, der Heidekrautbahn. Sie fährt mit Triebzügen der Bauart Talent auf ihren eigenen Gleisen. Foto: Florian Müller |
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Der RE3 wird auf dem Südabschnitt um
eine Stunde verschoben und bedient dann in
Dessau den Taktknoten zur ungeraden Stunde.
Manchen Wochenendticket-Reisenden wird
das freuen: Von Dessau geht es dann direkt
nach Stralsund. Die letzte Wochenendticket-Verbindung
von Leipzig nach Berlin fährt dann
erst nach 22 Uhr ab (23.07 Uhr ab Dessau). Leiderverpassen
- wie schon im jetzigen Fahrplan
- die Regionalbahnen aus Halle/Leipzig—Bitterfeld
den RE 3 knapp: Ankunft in Dessau zur
Minute 07, Abfahrt zur Minute 06. Ärgerlich!
Richtung Norden geht es nach Vollendung
der Elektrifizierung wieder alle zwei Stunden
direkt nach Schwedt, in den Zwischenstunden
weiterhin mit Umsteigen in Angermünde. Die
Züge aus/in Richtung Schwedt fahren - außer
morgens - weiterhin nicht auf die Stadtbahn
sondern bis/ab Berlin-Lichtenberg, ein anderer
Zug setzt dann dafür in Ostbahnhof Richtung
Belzig ein.
Der RE 5 bekommt auf seinem Rostocker
Ast baubedingt zeitweise einen neuen Halt in
Schwaan, einige Züge auch einen in Laiendorf.
Der Warnemünde-Express am Wochenende
braucht wegen der Bauarbeiten künftig etwas
mehr Fahrzeit. Neu ist ein Halt dieses Zuges in
Berlin-Charlottenburg.
Auch der Interconnex nach Rostock
braucht wegen der Bauarbeiten künftig etwas
länger. Die Halte in Luckenwalde, Oranienburg
und Fürstenberg/Havel fallen künftig weg,
auch VBB-Fahrkarten gelten nicht mehr.
Der Verkehr auf der Heidekrautbahn
RB 27 wird von der Niederbarnimer Eisenbahn
übernommen. Das Angebot bleibt im Wesentlichen
unverändert. Neu ist ein Abendzug bis
Groß Schönebeck (20.30 Uhr ab Karow), dafür
gibt es zu Schwachlastzeiten teilweise nur einen
Zweistundentakt bis Wensickendorf.
Neues gibt es vom Harz-Express: War
bislang von ersatzloser Streichung die Rede,
so will nun Connex unter dem Namen HEX
in die Bresche springen. Um 6.54 Uhr geht
es künftig sonnabends und sonntags vom
Ostbahnhof über Alexanderplatz, Friedrichstraße,
Zoo (7.10 Uhr) und Potsdam nach
Magdeburg und weiter direkt nach Halberstadt.
Ein Zugteil verkehrt weiter nach Thale
(an 10.41 Uhr), der andere über Wernigerode
(an 10.32 Uhr) nach Vienenburg. Zurück
geht es 17.27 Uhr ab Wernigerode, 17.16 Uhr
ab Thale. Um 20.26 Uhr wird Berlin Zoo, um
20.43 Uhr der Ostbahnhof erreicht. Einzelreisende
fahren für 15 Euro, Familien mit eigenen
Kindern/Enkeln kommen ab 29 Euro hin
und zurück. Das Schöne-Wochenende-Ticket
gilt in diesem Zug zwischen Berlin und Magdeburg
allerdings nicht, dazu muss man den
RE 1 benutzen und kann in Magdeburg in
den Harz-Express einsteigen.
Auch auf dem flachen Land wird gebaut.
Eine Folge: Die RB33 muss zwischen Beelitz
und Jüterbog ab Dezember für ein Jahr im
Schienenersatzverkehr befahren werden.
Ausgedünnt wird der Verkehr der RB 20 zwischen
Oranienburg und Hennigsdorf: Es gibt
keinen Wochenendverkehr mehr.
Positiv: Zwischen Löwenberg und Templin
ist die RB 12 in Zukunft einige Minuten schneller.
Richtung Szczecin/Stettin (RB66) bleibt
es beim unregelmäßigen Holpertakt. Der
morgendliche Direktzug aus Berlin verkehrt
zukünftig etwas früher ab Berlin und bietet so
deutlich verbesserte Anschlüsse in Polen.
Wie schon berichtet, wird es eine Abbestellung
geben: Zwischen Senftenberg und
Hoyerswerda fahren künftig keine Züge
mehr über die sächsische Grenze. Hoyerswerda
hat damit nach der Abbestellung der Züge
nach Spremberg vor einem Jahr die zweite Verbindung
in Richtung Berlin verloren.
Positives tut sich ein paar Kilometer weiter:
Die Lausitzbahn (RB 65) von Cottbus nach
Görlitz und Zittau verkehrt künftig jede Stunde,
ausgenommen eine Vormittagslücke an den
Wochenenden.
Alles neu macht der Mai
Wesentliches ändert sich mit der Inbetriebnahme
des Berliner Nord-Süd-Tunnels am 28. Mai
2006. In vielen Relationen verkürzen sich dadurch
die Fahrzeiten. Es fahren mehr Regionalzüge
als bisher durch Berlin: Statt derzeit sechs
Zügen pro Stunde über die Stadtbahn sind es
künftig fünf (RE 1 alle halbe Stunde, RE 2, RE 7,
RB 14 stündlich) und drei durch den Nord-Süd-Tunnel
(RE 3, RE 4, RE 5). Die vor einiger
Zeit ernsthaft erwogene unsinnige Idee, statt
durchgehender Züge der RB 14 Nauen—Stadtbahn—Schönefeld
sie aus Westen in Spandau,
aus Osten in Charlottenburg enden zu lassen,
ist zum Glück vom Tisch. Die Linie wird stündlich
durchgebunden.
Dennoch lohnt es sich hier und in vielen anderen
Fällen, auf die Details zu blicken. Hierbei
gelten verschiedene Blickwinkel Das, was für
manche Teile Berlins eine Verbesserung ist, ist
für andere Teile eine Verschlechterung.
Die wichtigsten Ziele in Berlin liegen nach
wie vor an der Stadtbahn: die Innenstadt um
Alexanderplatz und Friedrichstraße wie auch
die City West um den Bahnhof Zoo. Für Reisende
aus Richtung Jüterbog/Luckenwalde,
Oranienburg/Fürstenberg/Neustrelitz oder
Eberswalde/Angermünde/Prenzlau werden
die Nachteile der künftig fehlenden Direktanbindung
an die Stadtbahn durch deutlich
verkürzte Fahrzeiten wettgemacht. Aus Oranienburg
bzw. Eberswalde gibt es zudem auch
weiterhin die Verbindung nach Lichtenberg
und Hohenschönhausen mit RB 12 bzw. der
Linie 60 der ODEG. Für Reisende aus anderen
Richtungen sieht es aber teilweise deutlich
schlechter aus.
Aus Falkensee gelangt man derzeit dreimal
pro Stunde zum Bahnhof Charlottenburg und
zweimal direkt zur Stadtbahn. Künftig kommt
man von Falkensee nur noch einmal in der
Stunde direkt nach Charlottenburg und weiter
zur Stadtbahn (mit der RB 14 aus Nauen), im
Berufsverkehr gibt es eine weitere stündliche
Verbindung bis Charlottenburg (zu den anderen
Zeiten nur bis Spandau). Unbegreiflicherweise
wird der versprochene Anschluss zum
ebenfalls in Charlottenburg haltenden RE7
Richtung Osten knapp verpasst.
Wittenberge und Neustadt (Dosse) verlieren
die Direktverbindung zur Stadtbahn ganz:
Der Regionalexpress (künftig RE4) fährt dann
über Jungfernheide in den Tunnel zum neuen
Hauptbahnhof und weiter über Potsdamer
Platz, Südkreuz (bisher Papestraße), Lichterfelde
nach Ludwigsfelde, im Berufsverkehr bis
Luckenwalde.
Der Vorteil, dass nun Jungfernheide, Potsdamer
Platz und Südkreuz direkt zu erreichen
sind, dürfte den Nachteil der wegfallenden
Halte auf der Stadtbahn nicht kompensieren
- zumal seitens der Bahn Umsteigezeiten
zwischen dem unteren und dem oberen Teil
des neuen Hauptbahnhofes von satten acht
Minuten eingeplant sind. Für Potsdamer Platz
und Südkreuz kommt hinzu, dass der RE4 in
beide Richtungen etwa zehn Minuten in Lehrter
Bahnhof/Hauptbahnhof wartet. Verlängerte
Fahrzeiten für Durchreisende sind die Folge.
Kritisch ist die Führung der Züge von der
Dresdener Bahn zu sehen. Die Regionalexpresszüge
aus Elsterwerda bzw. Senftenberg
(neue Linienbezeichung RE3) fahren durch
den Nord-Süd-Tunnel und weiter Richtung
Angermünde, Schwedt bzw. Stralsund. Das
Problem dabei ist die fehlende Dresdener
Bahn auf Berliner Gebiet. Die Züge müssen
einen Umweg über Genshagener Heide und
durch langsame Verbindungskurven fahren.
Resultat: Blankenfelde—Südkreuz dauert so
mit dem RE länger als mit der S-Bahn. Bis zum
neuen Hauptbahnhof sind es nur wenige Minuten
weniger als auf dem Weg über Schönefeld,
auf dem wesentlich mehrfeilevon Berlin
erschlossen werden.
Geklärt ist nun endlich, dass auch der RE 3
in Berlin-Lichterfelde Ost halten wird, so dass
sich dort Umsteigemöglichkeiten für brandenburgische
Fahrgäste ergeben, die auf
RE4 oder 5 Richtung Ludwigsfelde umsteigen
wollen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist der Prignitz-Express RE 6.
Ab Ende Mai enden die Züge
aus Neuruppin bereits in Spandau statt wie bisher
in Charlottenburg. Das Land Berlin hat diese
Leistungen abbestellt. Allerdings ist die lange
Umwegführung der Züge von Hennigsdorf
über den Außenring und Falkensee auch nur
wenig attraktiv. Mit derTunnelöffnung wird ein
Schwachpunkt des Netzes, das fehlende Regionalverkehrsgleisauf
der Kremmener Bahn noch
deutlicher als vorher. Obwohl man in Spandau
recht guten Anschluss vom RE 6 auf den RE 2
hat, ist man mit zweimaligem Umsteigen über
die langsame Strecke Neuruppin—Löwenberg
fast genauso schnell am Hbf wie über die „direkte"
für teures Geld ausgebaute Strecke über
Kremmen. Aus Richtung Rheinsberg wird der
Unterschied noch deutlicher: hier spart man
(trotz dreimal Umsteigen) etwa eine dreiviertel
Stunde über Löwenberg.
Die meisten Reisenden aus Richtung Ludwigsfelde
gehören sicher zu den Gewinnern
des neuen Linienkonzeptes. Sie kommen zukünftig
alle halbe Stunde nach Berlin und erreichen
den Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof
in nur 20 Minuten mit dem RE 5 oder in 26 Minuten
mit dem unterwegs häufiger haltenden
RE4. Nachteile haben allerdings die, die von
dort in den Berliner Südosten wollen, was mit
den jetzigen RE 4 über Schönefeld schnell geht.
Zukünftig werden vom Land Brandenburg keinerlei
Leistungen zwischen Ludwigsfelde und
Schönefeld mehr bestellt. Deutliche Fahrzeitverlängerungen
bei der Umsteigeverbindung
über Südkreuz sind die Folge.
Eine Vielzahl weiterer Anmerkungen ergibt
sich aus den konkreten Fahrzeiten der Züge.
Da diese noch nicht endgültig bestätigt sind,
soll erst später näher darauf eingegangen
werden. (kut) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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